Unbekanntes Gas stellt Geologen vor Rätsel

In Weißenbach am Lech gibt es nach einem Gasaustritt seit Montag Aufregung. Bei Bohrungen im Karst ist eine unbekannte Gasmischung ausgetreten, zwei Wohnhäuser mussten evakuiert werden. Das Phänomen stellt die Experten vor ein Rätsel, der Landesgeologe tippt auf Anhydrit.

Zu dem Gasaustritt kam es bei Erkundungsbohrungen, die Aufschluss über Gipsvorkommen in der Region geben sollen, damit Felder sicher in Bauland umgewidmet werden können. Zwei angrenzende Mehrparteienhäuser wurden am Montag evakuiert. Am Abend konnte nach einer Krisensitzung aber vorerst Entwarnung gegen werden. Die Bewohner durften zurück in ihre Häuser.

Gasaustritt Weißenbach

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In diesem Bereich wurde das Gas gemessen

Feuerwehr misst Werte

Noch ist unklar, um welches Gas, das am Montag aus 30 Metern Tiefe ausgetreten war, es sich handelt.

Fest steht, dass die Feuerwehr unter anderem erhöhte Kohlenmonoxidwerte misst. „Es wird die ganze Woche noch zweimal täglich - in der Früh und am Abend - CO gemessen. Panik sollte keine aufkommen. Wir unternehmen alles, dass die Sicherheit gewährleistet ist“, sagte Bürgermeister Johann Dreier.

Landesgeologe vermutet Anhydrit

Gunther Heißel, Landesgeologe, sieht erste Hinweise darauf, dass sich unter dem Gips Anhydrit befindet und dass die Gase aus dem Niveau des Anhydrits stammen. „Es handelt sich um Gase, die vom Prinzip her gefährlich sein können. Das hängt immer von der Mischung ab, von der Intensität, wie sie herauskommen - daher ist die Situation natürlich schon ernst zu nehmen“, sagte Heißel.

Gasaustritt Weißenbach

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Bei der Bohrung in die Tiefe

Anhydrit und Gips seien prinzipiell wasserlösliche Gesteine. „Das Blöde am Anhydrit ist, dass wenn er mit Wasser in Berührung kommt, dann quillt er auf, das kann bis zu über 60 Prozent seines ursprünglichen Volumens sein, dann ist er im Endeffekt Gips“, so der Landesgeologe. Das Aufquellen könne sich bis an die Erdoberfläche auswirken, der Anhydrit sei aller Voraussicht nach der Erzeuger der Gase.

Heißel bekräftigt, dass die Situation Experten erfordere. „Wir haben so ein Bohrergebnis in Tirol noch nie gehabt, obwohl wir viel Erfahrungen haben mit Bohrungen im Gipsgebiet. Wir brauchen Experten, um die Situation endgültig unter Kontrolle zu haben und das Bohrloch abzudichten.“

Die Gips-Karst-Problematik der Region stehe im Widerspruch zu den Plänen der Gemeinden, die neue Siedlungsgebiete und Gewerbeparks schaffen wollten. Die bisherige Hauptsorge seien unterirdische Hohlräume gewesen, das Gesamtproblem sei ernst. Der jetzige Vorfall verdeutliche, dass die Arbeit der Landesgeologen sehr wohl berechtigt sei.

Fachleute der OMV reisen an

Der Fall beschäftigt mehrere Geologen. Denn eine derartige Gasmischung, die aus dem Karst austritt, ist in Tirol bisher unbekannt. Der Bereich um das Bohrloch ist gesperrt. Fachleute der OMV sollen helfen, das Phänomen zu klären, ihre Ankunft wurde für Mittwoch erwartet.

Bis die Ursache des Zwischenfalls abgeklärt ist, dürfen die Bewohner der betroffenen Häuser ihre Kellerräume aus Sicherheitsgründen nicht betreten.