AMS kürzt bei Sozialeinrichtungen

Das Tiroler Arbeitsmarktservice (AMS) muss im nächsten Jahr 6 Mio. Euro einsparen. Betroffen sind davon unter anderem Sozialeinrichtungen. Zuerst schlug die DOWAS-Sozialberatungsstelle Alarm, kurz danach die Schuldnerberatung.

Über 30 Jahre lang hat das Arbeitsmarktservice Tirol die Beratungsstelle der Sozialeinrichtung DOWAS finanziert. Nachdem der Bund die Budgetmittel des AMS Tirol für das kommenden Jahr um 6 Millionen Euro gekürzt hat, wird jetzt bei nahezu allen Bereichen der Rotstift angesetzt. Das DOWAS verliert mit 1. Jänner 206.000 Euro. Das ist ziemlich genau jene Summe, mit der die Beratungsstelle der Sozialeinrichtung geführt wird. Während sich Arbeits- und Wohnungssuchende beim DOWAS Hilfe erhoffen, drohen nun bei der Einrichtung selbst Kündigungen.

DOWAS Beratungsstelle

DOWAS

Die Vorstände des DOWAS Sabine Trummer, Anita Netzer und Helmut Kunwald kämpfen um die Beratungsstelle.

Beratungsstelle steht vor dem Aus

Noch ist nicht das DOWAS als Ganzes gefährdet, die Beratungsstelle für Arbeits- und Wohnungssuchende in der Innsbrucker Leopoldstraße 18 stehe aber vor dem Aus. Vorstandmitglied Helmut Kunwald sagt: „Wir beschäftigen fünf Sozialarbeiterinnen und einen Zivildiener. Vier Stellen sind jetzt akut gefährdet. Weil das AMS erst heute vor einer Woche seinen finanziellen Rückzug mitgeteilt hat, könnten wir zum Teil nicht einmal die Kündigungsfristen einhalten. Das ist absurd!“

Anton Kern

AMS Tirol

Anton Kern: „Um die Budgetkürzung des Bundes von 6 Millionen Euro zu verkraften, müssen wir praktisch in allen Bereichen des AMS einsparen.“

AMS kürzt in fast allen Bereichen

Der Leiter des AMS Tirol Anton Kern betont, wie wichtig die Arbeit des DOWAS nach wie vor sei. „Um die massive Kürzung des Bundes von 6 Millionen Euro zu schaffen, sparen wir praktisch in allen Bereichen“ - mehr dazu in Weniger Geld für AMS Tirol. Das Sparen betreffe eben auch Arbeitsberatungsstellen wie das DOWAS, aber auch die Schuldnerberatung. Hier werden 180.000 Euro gekürzt. Damit könnte nur mehr gut die Hälfte der bisherigen Beratungen rund um Privatkonkurse geleistet werden. Auch bei der Schuldnerberatungen müssten dann Mitarbeiter gehen.

Lediglich die Beratungsstellen für Mindestsicherung, für gesundheitlich eingeschränkte Personen, für Berufsausbildungen für Menschen mit Handicap und Frauen mit geringer Qualifikation bleiben von den Kürzungen des AMS vorerst unangetastet, erklärt der Tiroler AMS Chef Anton Kern.

Folgekosten sind höher

Das DOWAS betreut 1.400 Personen im Jahr. Es hilft bei der Arbeits- und Wohnungssuche, bei den Bewerbungen, aber auch bei den unterschiedlichen Anträgen und Formularen. Laut Zahlen des AMS kosten 18 Langzeitarbeitslose im Jahr 200.000 Euro. „Wenn wir für 18 Personen Arbeit- und Wohnsituation sichern können, haben wir das Geld schon drin,“ rechnet Sabine Trummer vor, die beim DOWAS für die Finanzen zuständig ist. Die Folgekosten bei der Schließung der Beratungsstelle wären also um ein Vielfaches höher als die Einsparungen, ist man überzeugt.

Gespräche mit Stadt und Land

Um die 206.000 Euro doch noch aufzutreiben, laufen im Hintergrund Gespräche mit Stadt und Land. Von Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne) komme Verständnis, Zusagen gebe es aber keine, erklärt DOWAS-Vorstandsmitglied Helmut Kunwald. Viel Zeit für Verhandlungen gebe es allerdings nicht mehr. „Wenn wir bis Ende des Jahres das Geld nicht bekommen, müssen wir die Beratungsstelle zusperren. Unsere 1.400 KlientInnen und ihre Familien stehen dann alleine da.“

Reaktionen der Tiroler Politik

Die Liste Fritz forderte am Mittwoch die Tiroler Landesregierung auf, gegen die Millionenkürzungen beim AMS Tirol und den damit verbundenen Einsparungen bei anderen Sozialeinrichtungen Widerstand zu leisten. Die Landesregierung müsse aktiv auf den Bund zugehen und verhandeln. Notfalls müsse sie auch bereit sein, einen Teil der finanziellen Kürzungen für die Sozialeinrichtungen abzufangen, sagt die Landtagsabgeordnete Andrea Haselwanter-Schneider. „Ohne Beratung bleiben Tausende bedürftige Menschen in Tirol allein und hängen im sozialen Netz fest. Und das kostet wesentlich mehr, als die Förderungen für die Sozialeinrichtungen.“

Lydia Gallo Gau; tirol.ORF.at

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