Flüchtlingsaufgriffe für Polizei belastend

Die Zahl der in Tirol gestoppten Flüchtlinge steigt dramatisch. Mehr als 4.700 Menschen sind heuer bereits aufgegriffen worden, mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Jeder dieser Einsätze ist auch für die Beamten sehr belastend, sagt Landespolizeidirektor Helmut Tomac.

Beinahe täglich werden in Tirol Flüchtlinge gestoppt, manche von ihnen versuchten bereits mehrfach, illegal einzureisen. Die meisten wollen aber nicht in Österreich bleiben. Ihr Reiseziel ist Deutschland oder ein anderes Land im Norden, zum Teil weil sie dort Verwandte und Bekannte haben.

Zuständige Polizisten

Bei der Polizei koordiniert die EGFA (Einsatz-, Grenz- und Fremdenpolizeiliche Abteilung) die Einsätze gegen illegale Migration. Zusätzlich gibt es 110 speziell geschulte Beamte in Innsbruck und den Bezirken. Strafrechtliche Vorfälle wie Schlepperaufgriffe bearbeitet das Landeskriminalamt.

Laut Polizei stellen nicht einmal zehn Prozent der Flüchtlinge einen Asylantrag. Die Betroffenen werden daher meist sofort wieder nach Italien zurückgeschoben.

Polizisten im Spannungsfeld

„Das ist ein berührendes, emotionales Thema, aber auch eine Sicherheitsfrage“, sagt Landespolizeidirektor Helmut Tomac im ORF Interview. Der Aufgriff von illegal eingereisten Personen sei auch für die Beamten eine belastende Situation. Sie stünden in einem Spannungsfeld. Die Polizisten hätten ihren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen, würden das aber in einer menschwürdigen Form tun und alles versuchen, um den betroffenen Personen, die in einer Notsituation sind, bestmöglich zu helfen, so Tomac.

Flüchtlinge und Polizei

zeitungsfoto.at

Die Polizisten sind täglich konfrontiert mit dem Leid der Flüchtlinge.

Grenzkontrollen nicht sinnvoll

In den letzten Tagen wird auch immer wieder über die Wiedereinführung von Grenzkontrollen diskutiert. Mehr dazu in: Platter: Grenzkontrollen vorstellbar Das sei eine politische Frage, sagt dazu Landespolizeidirektor Helmut Tomac. Er stellt aber die Frage, ob derartige Kontrollen die Lösung des Problems wären. Auch für Österreich, sagt Tomac, weil auch Asylanträge, die bei einer Kontrolle an der Grenze gestellt werden, vom jeweiligen Land zu behandeln sind.

Trotz strenger Kontrollen schaffen Flüchtlinge immer wieder den Weg von Italien über Tirol nach Bayern. Schelte aus Bayern gebe es aufgrund der guten internationalen polizeilichen Zusammenarbeit dafür nicht, sagt Landespolizeidirektor Helmut Tomac im ORF Interview. Man würde mit den Kollegen in Bayern auch Daten und Vorgehensweisen austauschen. Italien hingegen beklage sich, dass in Österreich sehr streng und intensiv kontrolliert werde, so Tomac.