Tischler entdeckt Lärche aus dem Mittelalter
Als Stefan Hauser aus Hägerau mit einer Motorsäge den Stamm anschnitt, war es für ihn, als hätte er einen Lottosechser gewonnen. Sofort fielen dem Tischler die extrem vielen Jahresringe auf. Die Ringe standen so dicht, dass sie mit freiem Auge gar nicht zu zählen waren. Im Gegensatz zu vielen anderen Bäumen war das Holz auch im Kernbereich noch gesund. Hauser vermutete sofort, dass der Baum schon zur Zeit von Christoph Kolumbus gelebt haben musste.
Werner Köck
Älteste bekannte Lärche im Außerfern
Einige Waldaufseher aus dem Lechtal, allen voran Florian Perle aus Häselgehr, wollten genauer wissen, wie es um das Alter des Baumes bestellt war, der vermutlich von einer Lawine oder Mure in die Bachschlucht im Almajurtal mitgerissen worden war. Josef Walch, der Leiter der Bezirksforstinspektion Reutte, sagt, man habe eine Scheibe an die Universität Innsbruck gebracht, wo man zu dem Ergebnis gekommen sei, dass es sich um die älteste bekannte Lärche aus dem Außerfern handle.
Florian Perle
Jahresringe werden vermessen
An der Uni Innsbruck gibt es eine eigene Arbeitsgruppe, die sich auf die Altersbestimmung von Bäumen spezialisiert hat. Leiter der Gruppe für den Dendrochronologie genannten Fachbereich ist Professor Kurt Nicolussi. Nicolussi und seine Mitarbeiter vermessen mit Hilfe eines Mikroskops und Scanners die Breite der einzelnen Jahresringe und vergleichen sie mit bekannten Jahresringmustern.
Werner Köck
Ausgehend von Bäumen, von denen man weiß, wann sich der letzte Jahresring gebildet hat, würden Referenzserien ausgewertet und aufgebaut und mit älterem Holz in die Vergangenheit verlängert, erzählt Nicolussi. Älteres Holz stamme etwa aus Bauten und aus natürlichen Speichern wie Seen, Mooren und Gletschervorfeldern. Somit haben die Dendrochronologen im mittleren Alpenraum Jahresringmuster gesammelt, die etwas über 10.000 Jahre zurückreichen.
Weil die Innsbrucker Dendrochronologen eine reichhaltige Sammlung an alten Bäumen aus verschiedenen Regionen und aus verschiedenen Höhenlagen haben, können sie einen neuen Baumfund anhand der Jahresringmuster ganz genau einordnen und somit auch das Geburts- und Sterbejahr eines Baumes ermitteln.
Florian Perle
Raues Klima im Außerfern
Einen großen Einfluss auf die Ausbildung der Jahresringe haben laut Nicolussi die Temperaturverhältnisse an einem Standort. Die Lärche dürfte laut den Ergebnissen der Dendrochronologen in einem relativ rauen Klima gewachsen sein, denn Nicolussi sagt: „Obwohl der Baum nur auf etwa 1.500 Meter gewachsen ist, zeigt er typische Muster wie Hochlagenlärchen aus den Zentralalpen, die auf 2.000 Meter Höhe gewachsen sind.“
Florian Perle