Song Contest: Innsbruck geht leer aus

Der Song Contest 2015 wird nicht in Innsbruck, sondern in Wien ausgetragen. „Wien hat gepunktet mit der Stadthalle und den Möglichkeiten einer Stadt im Herzen Europas“, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Die Stadt Innsbruck kann die Entscheidung nicht nachvollziehen.

Für Wien sprach letztlich ihr Profil als Stadt der Musik „mit einer überzeugenden Halle - die Stadthalle ist die größte Eventlocation des Landes - und den Möglichkeiten, die Wien als Stadt im Herzen Europas als Gastgeber bietet. Das waren die Hauptkriterien, die den Ausschlag für Wien gegeben haben“, so Wrabetz im ORF-Interview. Aber alle drei im Finale stehenden Angebote seien über den Erwartungen gelegen.

Generaldirektor hofft auf Verständnis

Wrabetz räumte ein, dass Innsbruck - wie auch Graz - enttäuscht sein könnte. „Aber wir wollen diesen Song Contest zu einem Ereignis machen, auf das Österreich stolz ist und das Europa beeindruckt. Österreich soll sich mitgenommen fühlen bei den Vorfeldprogrammen, und so glaube ich, dass Innsbruck und Graz, für die wir sonst auch viel tun, die Entscheidung akzeptieren werden“, so Wrabetz.

Er habe sich für das beste Angebot entschieden, so Wrabetz, aber es sei keine Versteigerung gewesen. „Es ist ein Konzept - Halle, Host City, Flughafenanbindung -, wo all das eine Rolle gespielt hat, den Song Contest optimal auszurichten, und insofern ist das eine Bestbieterentscheidung, die wir getroffen haben.“

Olympiaworld Innsbruck außen

APA/Barbara Gindl

Gut - aber nicht für den Song Contest? Die Innsbrucker Olympiaworld.

Besser als andere Bewerberstädte

Zu den drei Bewerberstädten sagte Wrabetz, dass die Angebote von Innsbruck, Graz und Wien deutlich über denen von Kopenhagen oder Malmö lagen. „Sie haben die Chance erkannt, sich vor ganz Europa oder der ganzen Welt zu präsentieren. Insofern ist das auch für uns ein finanziell erfreuliches Ergebnis.“ Was in Dänemark aus dem Ruder gelaufen sei, weil eine Halle vollkommen neu gebaut wurde, sei in Wien anders, so Wrabetz. „Mit der Stadthalle haben wir eine Halle, die da steht, die jeden Tag funktioniert, die Großveranstaltungen durchführt und wo daher dieses Risiko nicht besteht.“

Innsbrucks Bürgermeisterin: „Hätte Charme gehabt“

In Tirol gab es seit Mai enorme Bemühungen, den Song Contest an Land zu ziehen: Stadt, Land, Tourismusverband und Tirol Werbung zogen an einem Strang. Nicht nachvollziehbar ist die Entscheidung für die Stadt Innsbruck. „Die Entscheidung ist etwas unverständlich, weil wir bis zuletzt erstgereiht waren“, so Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer in einer Reaktion. Der Vorteil von Innsbruck wäre gewesen, dass man ein „Sorglospaket“, ein Gesamtpaket, angeboten habe, das auch viel Veranstaltungskompetenz beinhaltet habe. Das sei vielleicht zu wenig berücksichtigt worden.

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Innsbruck habe bei den Youth Olympic Winter Games (YOG) bewiesen, dass es Großveranstaltungen sehr professionell abwickeln und gleichzeitig das Budget einhalten könne. Der Song Contest in Innsbruck „hätte Charme gehabt und die Kraft gezeigt, die in der Zusammenarbeit von Stadt, Tourismusverband, Tirol Werbung und Land liegt“. „Wenn man erstgereiht ist und es trotzdem nicht wird, ist man schon ein bisschen enttäuscht“, so die Innsbrucker Bürgermeisterin gegenüber ORF Tirol.

Olympiaworld Innsbruck innen

APA/Barbara Gindl

Die Olympiaworld bietet Platz für 10.000 Zuschauer

Konkurrenz mit anderen Städten

Mit dem Sieg von Conchita Wurst beim Song Contest in Kopenhagen im Mai 2014 war klar, dass das nächste Event in Österreich stattfinden wird. Innsbruck hatte sich neben Wien und Graz gleich als möglicher Austragungsort ins Spiel gebracht. Man argumentierte unter anderem damit, dass Innsbruck gleich mehrere internationale Großveranstaltungen ausgerichtet habe, wie zwei Olympische Spiele und die Youth Olympic Games - mehr dazu in Innsbruck will den Song Contest 2015.

Absage trotz „sehr ambitionierter“ Bewerbung

Bei einem Treffen zwischen ORF-Spitzen und Tiroler Politikern Mitte Juli in Innsbruck gab es Lob für die Bewerbung aus Tirol. ORF-Generaldirektor Wrabetz und ORF-Finanzchef Richard Grasl sprachen von einer sehr „ambitionierten“ Bewerbung. Für Innsbruck würden unter anderem die starken Marken Innsbruck und Tirol sprechen sowie die Tatsache, dass sowohl die Politik wie wohl auch die Bevölkerung hinter dieser Veranstaltung stehen - mehr dazu in Song Contest: Innsbruck gut im Rennen.

Die Bewerber aus Innsbruck haben in ihrem Konzept unter anderem mit folgenden Faktoren geworben: kurze Produktionswege, moderne Infrastruktur, ausreichend Reservefläche, Know-how bei der Organisation von Großveranstaltungen, hochwertige touristische Infrastruktur sowie große Akzeptanz des Song Contests in der Bevölkerung, wie die Olympiaworld Ende Juni mitteilte.

Anforderungen

In einem ersten Treffen im Mai zwischen dem ORF und der Europäischen Rundfunkunion (EBU) einigte man sich, den Song Contest 2015 nur in geschlossenen Hallen auszutragen. Am 29. Mai 2014 hatte der ORF folgende Kriterien für die Anforderungen der Halle aufgestellt: Sie muss eine Kapazität von 10.000 Zuschauern Minimum haben, bereits sechs Wochen vor dem Wettbewerb zur Verfügung stehen, eine minimale Deckenhöhe von 15 Metern haben sowie ein angemessenes Pressezentrum für ca. 1.500 Reporter gleich in der Nähe.

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