WK Tirol sieht Wohlstand in Gefahr

Noch entwickelt sich Tirols Wirtschaft halbwegs stabil. Doch die Prognosen für die kommenden Monate zeigen laut Wirtschaftskammer eine rückläufige Entwicklung. Die Kammer-Spitze fordert deshalb eine unternehmerfreundliche Politik samt mutigen Reformen.

Für das aktuelle Konjunkturbarometer hat die Wirtschaftskammer im Frühjahr über 200 Unternehmen mit über 40.000 Mitarbeitern befragt.

Zahlen und Fakten:

Konjunkturbarometer 2014
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Insbesondere der Dienstleistungsbereich, eine der tragenden Säulen der Tiroler Wirtschaft, hat für die nächsten drei Monate gedämpfte Erwartungen: Nur 13 Prozent gehen von einer guten Geschäftslage aus. Gleichzeitig haben 14 Prozent negative Erwartungen. Vor einem Jahr war die Zahl der Optimisten doppelt so groß. Deutlich mehr Zuversicht strahlt der produzierende Bereich aus: 29 Prozent rechnen bis zum Sommer mit guten Geschäften, sechs Prozent gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage aus.

Im Tourismus überwiegt Pessimismus

Der Tourismus ist mit seiner Prognose deutlich zurückhaltender: Die Zahl der Pessimisten überwiegt und liegt bei etwa 15 Prozent. „Wir haben im Winter gewaltige Einbrüche erleben müssen“, sagt WK-Präsident Jürgen Bodenseer und bezieht sich auf die Nächtigungsrückgänge im gesamten Frühjahr. „Da kommt im Marketing, der Bewerbung und der Erschließung neuer Märkte viel Arbeit auf uns zu!“

„Vom Erfolgs- zum Auslaufmodell“

Bodenseer verweist weiters auf einen Investitonsstau der Tiroler Unternehmer, nicht nur im Tourismus seien Betriebe mit Investitionen sehr zurückhaltend. Insgesamt zeigt sich Bodenseer alarmiert, was den Wirtschaftsstandort Tirol angeht: „Das Land sei nicht mehr auf der Gewinnerstraße, sondern beim Abbauen. Wir laufen Gefahr, den vierten Platz im Bundesländerranking an die Steiermark zu verlieren.“ Es bestehe die Gefahr, dass Tirol vom Erfolgs- zum Auslaufmodell werde, so Bodenseer.

Reformen statt Reförmchen gefordert

Unter anderem fordern die Arbeitgeber dringend eine Steuerreform in Österreich. Dass sein eigener Parteichef Spindelegger „erst ab 2016 darüber nachdenken“ wolle, ärgert Bodenseer. Handeln sei für die Politik jetzt angesagt. Am Beispiel Tirol sehe man, wie Bruttowertschöpfung, Export- und Standortkraft zurückgingen. Vor diesem Hintergrund brauche es keine Reförmchen, sonder beherzte und sozial ausgewogene Reformen, doch dazu fehle offensichtlich der Mut.

Erfolg in der Wirtschaft hänge auch von einem unternehmerfreundlichen Klima in Tirol ab, betont Evelyn Geiger-Anker, Direktorin der Wirtschaftskammer. Doch die positive Energie der Unternehmer werde häufig durch fehlende Wertschätzung seitens der Behörden oder der Politik gebremst. Dabei seien Unternehmen und die Wirtschaft die Garanten für den Wohlstand im Land.

Ein positives Signal sieht die Wirtschaftskammer darin, dass laut Konjukturbarometer ein Drittel der befragten heimischen Unternehmen in den kommenden Monaten wieder mehr investieren wollen.