Hirnforscher tüfteln an Früherkennung

In Österreich leiden laut Schätzungen rund 130.000 Menschen an Demenz, zwischen 15.000 und 20.000 an Parkinson, Tendenz steigend. Die Wissenschaft müsste sich deshalb mehr der Prävention widmen, sagt der Chef der Universitätsklinik für Neurologie, Prof. Werner Poewe.

Wer hat ein erhöhte Risiko, von einer Gehirnerkrankung betroffen zu werden? Darüber gibt es derzeit erst wenig sichere Anhaltspunkte: "Wir sind erst dabei, die Risikofaktoren medizinisch einzugrenzen, die dahin führen könnten, einem Patienten mit großer Sicherheit sagen zu können, dein Risiko für diese Krankheit Parkinson Alzheimer ist sehr, sehr hoch…“, sagt Poewe anlässlich der Woche des Gehirns im ORF-Gespräch.

Erste Faktoren bereits identifiziert

Neben genetischen Faktoren habe man bereits einige Anzeichen für erhöhtes Parkinsonrisiko identifiziert, so der Mediziner. Dazu gehörten z.B. ein verminderter Geruchssinn, chronische schwere Verstopfung oder Schlafstörungen. Was fehle, sei ein umfassendes Risikoprofil, mit dem in Kombination mit Tests hohes oder niedriges Erkrankungsrisiko zugeordnet werden könne.

„Wir haben einen Ultraschall-Test entwickelt, der eine Vorhersagekraft für ein Parkinsonrisiko hat. Im Gehirn gibt es bestimmte Echo-Phänomene, die anscheinend mit einem Parkinson-Risiko assoziiert sind“, erläutert Poewe.

Screeningverfahren frühestens in 15 Jahren

In fünfzehn bis zwanzig Jahren, so das Ziel der Forscher, sollten Früherkennungsprogramme für neurodegenerative Krankheiten entwickelt sein, sagt Werner Poewe. Gleichzeitig relativiert der Wissenschafter. Angesichts der begrenzten Behandlungsmöglichkeiten dürfe auch die Früherkennung nicht überbewertet werden. „Man könnte sagen, es ist im Moment vielleicht gut so, dass wir Menschen noch nicht zu viel spezifisch vorhersagen können, weil wir noch nicht die Therapie haben. Das ist ein weiteres, großes Problem, z.B. bei Alzheimer.“ Deshalb werde derzeit auch intensiv an Therapien geforscht.

Sport hält auch das Gehirn gesund

Auf die Frage, ob man überhaupt etwas präventiv unternehmen könne, sagt der Neurologe, es gebe einen Zusammenhang zwischen unsportlicher Lebensweise und Erkrankungsrisiko. „Man hat gezeigt, dass Menschen, die sich regelmäßig körperlich betätigen, die fit sind, ein wesentlich geringeres Parkinson-Risiko haben. Und - was noch unerwarteter war - dass man dies auch für das Risiko der Alzheimererkrankung festgestellt hat.“ Geistig rege zu sein und soziale Interaktionen zu pflegen sei ebenfalls hilfreich als Vorbeugung gegen Alzheimer, so Werner Poewe.

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