Leerstehende Hotelruinen im Ortszentrum

Der Tiroler Tourismus steht vor großen Herausforderungen. Da viele Hotelbetriebe kaum Nachfolge finden, werden sie verkauft. Mitunter stehen die Betriebe aber dann leer und verfallen – so etwa in St. Johann und in Neustift im Stubaital.

Mitten im Ort St. Johann steht das Hotel Goldener Löwe, ehemals Hotel Klausner. Seit es 2009 an einen Investor aus der Ukraine verkauft wurde, ist es geschlossen. Das einstige Traditions-Haus ist heute eine 230 Betten-Hotel-Ruine, mit der weder die Marktgemeinde noch der Tourismusverband eine Freude haben. Ein Hotel, das mitten im Ort stehe und geschlossen sei, sei eine Katastrophe, so Dieter Jöchler vom St. Johanner Tourismusverband. Man wäre froh, wenn sich das bald ändern würde.

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Ähnlich ergeht es der Gemeinde Neustift im Stubaital. Im Ortsteil Neder steht der stattliche Neustifterhof. Über viele Jahrzehnte betrieb die Hotelpionierfamilie Haas das Haus. Auch hier gab es angeblich Übergabeprobleme. Der Sohn verkaufte schließlich das Hotel 2008 an einen Investor aus Tschechien.

Investor wollte Hotel groß aus- und umbauen

Dieser Investor habe das Hotel nur kurze Zeit weiter betrieben, erklärt der Neustifter Bürgermeister, Peter Schönherr. Dann sei es erneut verkauft worden. Nun stehe es leer. Die jetzige Eigentümergesellschaft wollte 20 Mio. Euro investieren und das Hotel in ein Gesundheits- und Wellnesszentrum umwandeln und auf 220 Betten erweitern. Ab 150 Betten brauche das aber eine besondere Widmung, so Schönherr. Der Gemeinderat und die Raumplanung hätten jedoch entschieden, dass es keinen Sinne mache, ein übergroße Hotel entstehen zu lassen.

Idee: Synergien durch Übernahmen erzielen

Hotelruinen mitten in Tourismusorten werden keine Einzelfälle bleiben, befürchtet Harald Ultsch, Hotelier und Spartenobmann in der Wirtschaftskammer. In Tirol stünden hunderte Betriebe an, die zu übergeben wären. Eine Lösung könnte sein, dass künftig erfolgreiche Hotelier-Familien Problembetriebe übernehmen. Damit würden sich mehrere Standorte in einer Hand befinden. So seien Synergien erzielbar, die der einzelne Betrieb nicht erzielen könne, so Ultsch.

Gemeinde muss für Gäste attraktiver werden

Die Gemeinde könne versuchen, den Ort attraktiver zu gestalten, lautet die Formel des Neustifter Bürgermeisters, Peter Schönherr. Er denke dabei an Golfplätze oder an zusätzliche Anbindungen an Lifte. Das sei notwendig, wenn man einen Tourismusstandort wie Neustift auch in Zukunft attraktiv halten wolle. Ein attraktiver Standort locke gut betuchte Kaufinteressenten an, damit sei auch die Gefahr geringer, dass mitten im Ort Hotel-Ruinen entstehen.