Hunderte Evakuierungen nach Hochwasser

Das Hochwasser hat in Tirol am Sonntag enorme Schäden angerichtet. Besonders betroffen waren die Bezirke Kitzbühel und Kufstein. Zahlreiche Häuser wurden überschwemmt. Hunderte Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Zahlreiche Straßen sind gesperrt.

Die Feuerwehren und die Wasserrettung sind weiter im Dauereinsatz. In den betroffenen Gebieten gingen Sonntagabend die Pegelstände bereits zurück. Entscheidend für den weiteren Verlauf ist aber das Wetter.

Besonders betroffen war Kössen im Bezirk Kitzbühel. Flugaufnahmen zeigen, wie sich die Situation in Kössen am Sonntag dargestellt hat.

Kössen steht unter Wasser

Große Teile des Ortsgebietes von Kössen sind überschwemmt. Allein aus der Siedlung Erlau mussten 300 Personen in Sicherheit gebracht werden. Sie wurden zum Teil auch mit Hubschraubern und Booten aus ihren überschwemmten Häusern geholt. Sie werden in Hotels unterbracht oder in einer Turnhalle versorgt. Kössen war am Sonntag nicht erreichbar. 1.500 Haushalte waren Sonntagabend ohne Stromversorgung, teilte das Land in einer Aussendung mit. Der Stromausfall dauert voraussichtlich bis Montagvormittag.

Die Wasserrettung war mit etwa 100 Mann im Einsatz, um die Bewohner aus ihren überfluteten Häusern zu holen. Auch in der Nacht von Sonntag auf Montag war die Wasserrettung für Notfälle in Bereitschaft, weil etwa 500 Personen in Kössen in ihren Häusern bleiben wollten.

Die Großache sei über die Ufer getreten und habe das gesamte Ortszentrum überschwemmt, schilderte Bürgermeister Stefan Mühlberger gegenüber Radio Tirol. Das Ausmaß der Schäden sei noch nicht absehbar. Man müsse warten, bis das Hochwasser zurückgehe, erst dann könne man beginnen Keller auszupumpen.

Alle Schulen in Kössen - Volks- und Hauptschule sowie die Polytechnische Schule - bleiben am Montag geschlossen, sagt der Direktor der Kössener Hauptschule.

Auch die Gemeinde Fieberbrunn war von der Außenwelt abschnitten. Wann die Straßensperren aufgehoben werden können, war unklar.

Überschwemmungen trotz Sandsäcken

Neben Kössen sind im Bezirk Kitzbühel auch besonders die Gemeinden St. Ulrich im Pillerseetal, Waidring, Erpfendorf, Kirchdorf und St. Johann betroffen. 14.000 Sandsäcke seien zum Schutz vor dem Hochwasser in St. Johann aufgebaut geworden. Dennoch ist die Fieberbrunner Ache über die Ufer getreten. Die Ortsteile Oberhofen und Winkel seien stark überschwemmt geworden. „Zahlreiche Keller sind überflutet. Wir sind dabei die Keller so gut es geht auszupumpen. Das ist aber nicht überall möglich, weil die Überflutungen immer noch da sind. Die Situation entspannt sich momentan Gott sei dank“, sagt Klaus Hauser, stellvertretender Feuerwehrkommandant von St. Johann Sonntagnachmittag. In St. Johann hat die Kitzbüheler Ache am Vormittag den Pegelstand eines hundertjährigen Hochwasser erreicht.

Evakuierungen auch im Bezirk Kufstein

Auch im Bezirk Kufstein mussten am Sonntag zahlreiche Häuser evakuiert werden. Betroffen waren zwölf Häuser in Wörgl-Bruckhäusl und drei in Niederndorferberg. Trotz Überflutungen sei man aber von großflächigen Überschwemmungen verschont geblieben. „Kufstein hatte das große Glück, dass der Scheitelpegel des Inn gerade nicht erreicht wurde. Daher sind großflächige Überschwemmungen ausgeblieben“, sagt Bezirkshauptmann Christian Bidner. Aber auch Muren beschäftigen im Bezirk die Einsatzkräfte. So könnten unter anderem ein oder zwei Häuser in der Gemeinde Wildschönau nach einer Mure evakuiert werden müssen.

Die Einsatzkräfte standen auch in Niederndorf, Thiersee und Kufstein im Einsatz. Es habe zahlreiche Erdrutsche und Muren gegeben, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Hannes Mayr.

Sirenen warnen vor Gefahr

Das Land Tirol hat am Sonntag für St. Johann, Kössen und Waidring Zivilschutzalarm ausgelöst. Sirenen haben auf die Ausnahmesituation hingewiesen. „Damit wollen wir die Bevölkerung warnen und auf die aktuelle Situation aufmerksam machen. Dazu fahren noch Lautsprecherwagen der Feuerwehr durch die Gemeinden und informieren die Menschen, was zu tun ist. Beispielsweise sollen unnötige Autofahrten unterlassen werden“, erklärt der Leiter der Landeswarnzentrale, Marcel Innerkofler.

Tirols Feuerwehren wurden bis Sonntagnachmittag zu 579 Einsätzen gerufen. Insgesamt stehen rund 3.000 Feuerwehrleute im Einsatz. Auch das Rote Kreuz ist im Einsatz, weil es zu immer neuen Evakuierungen kommt. In St. Johann stehen auch 25 Soldaten im Katastropheneinsatz.

LH Platter sichert Unterstützung zu

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat sich Sonntagnachtmittag mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ein Bild von der Lage in den Hochwasser-Orten gemacht. Er sicherte den besonders betroffenen Gebieten Unterstützung durch das Land zu.

Platter hat das Bundesheer um Unterstützung bei den Aufräumarbeiten ersucht. 25 Soldaten sollen ab Montag in St. Johann, 100 weitere im Bezirk Kitzbühel im Einsatz stehen..

Am Montag werden auch zwei Katastropheneinsatzzüge der Feuerwehr aus dem Bezirk Innsbruck-Land mit Großpumpuen in den Bezirk Kitzbühel verlegt. Feuerwehren aus Schwaz werden nach Salzburg beordert, teilt die Landeswarnzentrale mit.

Häuser durch Hangrutsch bedroht

In Niederndorferberg habe ein Hangrutsch ein Bauernhaus bedroht, das deswegen evakuiert worden sei. Auch in Bruckhäusl sei ein Gebäude durch einen Hangrutsch bedroht gewesen. Laut Landeswarnzentrale hat es allein am Sonntag etwa 80 Hangrutschungen und Murenabgänge gegeben.

Zahlreiche Straßensperren

Am Sonntag wurde die A8 in Bayern wegen Überflutung gesperrt, dadurch kann das große deutsche Eck zwischen Kufstein und Salzburg nur über Umleitungen passiert werden. Auch die Bahnverbindung zwischen Salzburg und Tirol bleibt unterbrochen, unter anderem auch die Korridorstrecke über Deutschland. Ein Schienenersatzverkehr ist laut ÖBB derzeit nicht möglich.

Gesperrt sind unter anderem die Pass Thurn Straße zwischen Mittersill und Kitzbühel, die Brixental Straße zwischen Hopfgarten und Westendorf sowie zwischen Kirchberg und Brixen. Ebenso die Tiroler Straße zwischen Kufstein und Kiefersfelden, die Eibergstraße zwischen Kufstein und Söll sowie zahlreiche andere Straßen.

Tiroler Rotes Kreuz auch in Bayern

Die Katastrophenhelfer der Rotkreuz-Alarmabteilungen Tirol-West und Tirol-Mitte wurden Sonntagnachmittag nach Bayern beordert. Dort sollen sie bei der Evakuierung von Stadtteilen von Rosenheim helfen. „Wir wurden vom Bayrischen Roten Kreuz angefordert und werden mit Personal und Material – vor allem Decken und Feldbetten, aber auch Versorgungsmaterialien unterstützen“, so der für den Einsatz zuständige stv. Landesrettungskommandant Oswald Gritsch. Es werden rund 150 bis 200 Tiroler Rotkreuz-Katastrophenexperten in Bayern im Einsatz sein.

Die Hilfskräfte im Tiroler Unterland bleiben in der Region, um die Versorgung der betroffenen Bevölkerung und der Helfer der vom Hochwasser betroffenen Regionen in den Bezirken Kitzbühel und Kufstein sicherzustellen.