Innsbruck: Streit um „Urban Gardening“

In Innsbruck ist ein Streit um eine Wiese im Wohngebiet entbrannt. Eine Frau hatte die Wiese von der Stadt gepachtet, um dort „Garteln in der Stadt“ anzubieten. Die Anrainer laufen Sturm. Der Gemeinderat sprach sich am Donnerstag dennoch für „Urban Gardening“ aus.

Der Innsbrucker Gemeinderat musste sich am Donnerstag mit der Frage beschäftigen, wie es mit dem Projekt „Urban Gardening“ auf der Pacherwiese im Innsbrucker Stadtteil Pradl weitergehen soll.

Bis nach Mitternacht dauerte die Sitzung des Gemeinderates. Dann fiel der Beschluss mehrheitlich - ohne die Stimmen der FPÖ und der Liste Federspiel - für das Gartenprojekt in der Stadt aus. Der Gemeinderat hält an dem Projekt fest. Es handle sich um eine wenig genutzte Wiesenfläche, hieß es in einer Aussendung der Stadt. Doch die Gegner haben sich bereits formiert.

Versammlung am Areal der Grünfläche mit Polizisten

Andreas Thaler

Rund 100 Gegner der geplanten Gärten haben sich am Samstag versammelt, um ihren Unmut kundzutun.

Muss Kinderspielplatz weichen?

Die Pacherwiese ist derzeit ein ausgewiesener Kinderspielplatz. Werden hier Gärten angelegt, gibt es keinen Kinderspielplatz mehr, so die Argumentation der Gegner im mittlerweile schon erbitterten Streit, der auch auf Facebook zu zahlreichen Postings geführt hat.

Eine Innsbruckerin hat die Pacherwiese, die 2.800 Quadratmeter groß ist, von der Stadt um 100 Euro im Jahr gepachtet. Der Vertrag besteht für drei Jahre. Mit den Anrainern wurde im Vorfeld zu wenig gesprochen, so der Vorwurf der Projektgegner. Sie befürchten zudem Lärm und Trubel, es sei nämlich auch von einem Gartencafe die Rede, das auf der Pacherwiese entstehen soll.

Treffen für Freitag geplant

Am Freitag will die Pächterin dennoch ein Treffen mit angehenden Hobbygärtnern abhalten, es sollen erste Details wie die Wasserzuleitung zu den Gärten besprochen werden. Es würden nur Nutzpflanzen, wie Gemüse und Obst angepflanzt. Das Projekt diene der Allgemeinheit, soziales Miteinander soll gefördert werden, Kinder sollten wissen, wie Gemüse wächst und der Wert des Essens solle bewusst gemacht werden, so die Projektbetreiberin.

Da es sich um eine gemeinnützige Gmbh handle, mit der die Stadt den Vertrag abgeschlossen hat, dürfe auch kein Profit gemacht werden, so der für Grünflächen zuständige Stadtrat Gerhard Fritz (Grüne). Ein Gartencafe werde sicher nicht gebaut. Die Projektbetreiberin will grundsätzlich weiterhin an ihrem Projekt festhalten, sagte sie gegenüber dem ORF.

Oppitz-Plörer: „Dimension kann diskutiert werden“

Am Freitagnachmittag hat es ein Gespräch mit Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI) gegeben. Diese hält grundsätzlich an „urban Gardening“ fest, das betreffe nicht nur die Pacherwiese, das Projekt werde auch an weiteren Standorten in Innsbruck angedacht. Oppitz-Plörer hat sich für eine Bürgerversammlung ausgesprochen, die bereits am 6. Mai stattfinden soll. Es könne dort auch über die Dimension des Projektes auf der Pacherwiese diskutiert werden, so Oppitz-Plörer.

Stadtrat Fritz wünscht sich, dass die Pächterin von ihren Aktivitäten bis zur Bürgerversammlung Abstand nimmt, um die Gemüter zu beruhigen. Bis dahin haben die Anrainer einen „stillen Protest“ ausgerufen. Sie werden sich bis zum 6. Mai nicht mehr versammeln und haben Transparente aufgehängt.

Projekt offenbar doch nicht um jeden Preis

Darüberhinaus schließt die Stadt aber ein Scheitern des Projektes nicht aus. Im Dringlichkeitanstrag heißt es: „Sollte eine gemeinsame Gestaltung des Projekts infolge anhaltenden Protests der AnrainerInnen nicht gelingen, so wird der Amtsführende Stadtrat für Grünanlagen versuchen, eine Auflösung des gegenständlichen Pachtvertrags herbeizuführen, gegebenenfalls eine Ersatzfläche, die nicht von Wohnhäusern umgeben ist, zu finden.“ Formal juristisch sei eine Auflösung des Vertrages allerdings nicht möglich, meinte Stadtrat Fritz, er gehe aber davon aus, dass man sich einigen könne. Einen alternativen „Urban Gardening-Standort“ könne man derzeit aber nicht aus dem Ärmel schütteln, so Fritz abschließend.

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