Tyrolean-Verwaltung wird geschlossen

Die AUA sperrt jetzt doch die Tyrolean-Verwaltung in Innsbruck zu. Technische Wartung und das AUA-Callcenter werden in Innsbruck bleiben. Betroffen von der Schließung sind über 100 der 400 Tiroler Mitarbeiter. Der Betriebsrat zeigt sich enttäuscht.

Am Mittwoch traf sich der AUA-Vorstand in Innsbruck mit den Vorständen des Tiroler Tochterunternehmens Tyrolean. Dabei wurde beschlossen, dass die gesamte Verwaltung künftig in Wien abgewickelt wird. Das betrifft 109 von insgesamt etwa 400 Mitarbeitern in Tirol. Die Betroffenen sollen aber weiterhin bei Tyrolean bleiben.

Albrecht: Doppelgleisigkeiten

AUA-Vorstand Jaan Albrecht sagte gegenüber dem ORF Tirol, es gebe Doppelgleisigkeiten. Man habe doppelte Kosten, doppelte Systeme, doppelte Betriebe. Die Entscheidung sei, dass man innerhalb der Tyrolean diese Doppelgleisigkeiten nicht weitertragen werde und in Wien den Flugbetrieb über und von der Tyrolean GmbH unterstützen werde. Das seien 100 Arbeitsstellen, die nach Wien verlagert würden.

Innerhalb eines Jahres

Den Angestellten wird das Angebot gemacht, nach Wien zu übersiedeln. Laut Tyrolean-Geschäftsführung wolle man so am Drehkreuz Wien noch schlagkräftiger werden. Die Zusammenlegung der Verwaltung soll innerhalb eines Jahres zu Ende gebracht werden. Für jene Mitarbeiter, die nicht nach Wien übersiedeln können oder wollen, wird ein Sozialplan eingerichtet. Details dazu werden jetzt mit den Belegschaftsvertretern ausgearbeitet.

Der Betriebsrat zeigte sich enttäuscht. Man habe jahrelang sämtliche Sparpläne mitgetragen, mit der Aussicht den Standort Innsbruck zu erhalten, so Sprecher Thomas Steiner. So habe man sich das nicht vorgestellt.

Flugzeug hebt ab

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Abflug nach Wien

Günther Platter

ORF

Günther Platter

Platter zeigt sich verärgert

Verwundert und verärgert zeigt sich Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) über die Komplettverlagerung der Tyrolean Administration vom Standort Innsbruck nach Wien: Noch vor drei Monaten habe man die Tyrolean als Retter der AUA vom Firmenvorstand gepriesen und der Ausbau des Tyrolean Standortes Innsbruck vollmundig angekündigt. Jetzt habe man die Katze aus dem Sack gelassen. Hochqualifizierte Arbeitsplätze würden von Tirol nach Wien verlagert, hochkompetente und motivierte MitarbeiterInnen vor den Kopf gestoßen sowie Wertschöpfung und Steueraufkommen dadurch in den Zentralraum Wien umgeleitet.

Dass die AUA sich neu aufstellen müsse, um für die Herausforderungen in der Luftfahrtbranche gewappnet zu sein, sei nachvollziehbar, so Platter. Dabei jedoch den im Vergleich zu Wien viel effizienteren Standort Innsbruck aufzugeben, dafür fehle ihm jegliches Verständnis.

Reheis: Beschämend und unwürdig

Landeshauptmannstellvertreter Gerhard Reheis (SPÖ) sagte, „Die Art und Weise, wie mit den betroffenen 109 MitarbeiterInnen umgegangen wurde, ist beschämend und unwürdig“. Die Bediensteten seien gut genug gewesen, die AUA zu sanieren. Sie frühzeitig, offen und transparent über solch gravierende Einschnitte zu informieren, habe man aber scheinbar nicht für nötig erachtet.

ÖGB spricht von „Lügenbaronen“

Der ÖGB Tirol kritisierte, dass Lügenbarone die Beschäftigten an der Nase herumgeführt hätten. Der Landesvorsitzender der Gewerkschaft vida, Günther Mayr, zeigte sich in einer Pressemitteilung enttäuscht über das traurige Ende in der Causa Tyrolean.

Heftige Kritik übte Mayr am Kurs der verantwortlichen Manager. „Die Art und Weise, wie mit den Mitarbeitern umgegangen wurde, ist ein Skandal. Über solche Einschnitte muss man bereits länger im Bilde gewesen sein", sagte der Gewerkschafter. Anstatt mit den betroffenen Beschäftigten Klartext zu reden, sei AUA-Chef Albrecht noch mit einer Standortgarantie hausieren gegangen.

Erwin Zangerl

ORF

Erwin Zangerl

Zangerl: Politischer Druck aus dem Osten

Mit drastischen Worten hat sich der Tiroler AK-Präsident Erwin Zangerl geäußert. Er spricht von einem „Anschlag auf Tyrolean“, Tirol verliere 109 Arbeitsplätze und 45 Millionen Euro Beitragsvolumen. Von Wien aus sei Druck gegen den Standort Tirol gemacht worden. Vieles deute darauf hin, dass seit längerem politisch interveniert worden sei, um eine Ummeldung der AUA nach Tirol zu verhindern.

Tirol entgingen durch die Verlagerung nach Niederösterreich etwa neun Millionen Euro an Krankenbeiträgen für die TGKK. Der AUA-Chef dürfte sich laut Zangerl diesem politischen Druck gebeugt haben. Zangerl sagt, er fordere die Tiroler Landespolitiker auf, sich diese Vorgangsweise nicht bieten zu lassen.