Südtirol: Ortsnamenregelung beschlossen

Nach jahrzehntelangem Tauziehen zwischen den Parteien und Sprachgruppen um die Ortsnamen in Südtirol hat der Landtag in der Nacht auf heute ein Gesetz beschlossen, mit dem die sogenannte Toponomastik neu geregelt wird.

Während die Südtiroler Volkspartei SVP davon spricht, dass damit historisches Unrecht zum Gutteil wieder gut gemacht werde, kritisiert die deutschsprachige Opposition, dass mit dem neuen Gesetz so gut wie alle italienischen Ortsbezeichnungen aus dem Faschismus erhalten blieben.

Kompromisslösung

Kurz nach Mitternacht hat der Südtiroler Landtag am Samstag das Ortsnamen-Gesetz abgesegnet, praktisch nur mit den Stimmen der Regierungskoalition. Es ist ein Kompromiss, mit dem laut Landeshauptmann Luis Durnwalder alle drei Sprachgruppen in Südtirol leben könnten.

Jetzt sollen unter Einbindung der Bevölkerung und von Experten gebräuchliche Ortsnamen festgelegt werden. Das letzte Wort hat dann eine Kommission mit Vertretern aller drei Sprachgruppen: also der Deutschen, der Italiener und der Ladiner in Südtirol. Diese Kommission muss darüber entscheiden, ob der jeweilige Ortsname etwa nur in der deutschen Fassung gebräuchlich ist, oder auch auf Italienisch oder Ladinisch.

Reihung nach Größe der Sprachgruppen

Auf den offiziellen Karten sollen die Namen für einen Ort dann nach der Größe der jeweiligen Sprachgruppe in der Gemeinde gereiht werden. In einem Gebiet mit deutschsprachiger Mehrheit wird also der deutsche Orts- oder Flurname an erster Stelle stehen.

SVP-Landeshauptmann Durnwalder betont, dass mit der neuen Regelung die historischen, alten Ortsbezeichnungen Eingang in die offiziellen Dokumente finden. Die deutschsprachige Opposition in Südtirol sieht dagegen einen Kniefall vor den italienischen Parteien: Die italienischen Ortsbezeichnungen aus der Faschisten-Ära - vielfach handelt es sich um Fantasienamen des Nationalisten Ettore Tolomei - würden damit erhalten bleiben.

Während des Faschismus waren in Südtirol die deutschen Ortsnamen abgeschafft worden, erst in den 1970er Jahren durften im Zuge der Autonomie deutsche Ortsnamen wieder offiziell eingeführt werden. Um eine endgültige Lösung wurde jahrzehntelang gestritten.