Immer mehr Kinder sind fettleibig

Elf Prozent der Kinder und Jugendlichen in Österreich gelten als übergewichtig, acht Prozent als fettleibig. Worin der Grund dafür zu suchen ist, wird beim Europäischen Forum Alpbach im Rahmen der Gesundheitsgespräche diskutiert.

Die moderne Gesellschaft befindet sich in einem rasanten Wandel. Die Gesundheit der Kinder- und Jugendlichen kann da mitunter nicht wirklich mithalten. Zwischen Computer- und Tab-Welt, gestressten Familien und ungesundem Lebensstil machen sich für Heranwachsende Risiken breit, welche die Zukunft der Gesellschaft bestimmen werden. Darauf wies am Freitag Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der Wiener Universitäts-Augenklinik am AKH, hin: „Es steht außer Zweifel, dass das Thema dieses Jahres genau die Säulen betrifft, auf denen die Gesellschaft beruht.“

Beunruhigende Tendenzen

Gerade in der Kinder- und Jugendgesundheit seien zum Teil beunruhigende Tendenzen zu registrieren. Zudem würden in Österreich rund 800.000 Kinder an Übergewicht leiden oder seien adipös - mehr dazu in Österreichs Jugend lebt ungesund.

Auch Umfeld der Kinder ist entscheidend

Es gehe aber auch um das Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche heranwüchsen: „Nur 40 Prozent der Erwachsenen können sich eine Erziehung ohne körperliche Sanktionen vorstellen. Nur 30 Prozent der Eltern erziehen ohne Gewalt“, so Schmidt-Erfurth, die auch Forum-Alpbach-Vizepräsidentin ist.

Einfluss durch Internetwelt

Viele Jugendliche chatten täglich. Viele Einträge ließen auf psychische Probleme schließen

Schließlich würde auch die Computer- und Internet-Welt ihren Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen haben. Ursula Schmidt-Erfurth: „Unter den Zwölf bis 14-Jährigen chatten 40 Prozent täglich. 30 Prozent dieser Einträge weisen auf psychische Probleme hin.“

Jugendliche mit schlechtem Lebensstil

Robin Rumler, Präsident des Verbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) betonte in seinem Referat in Alpbach die schlechten Lebensstil-Daten der österreichischen Jugend: „Bei den Rauchern zwischen elf und 17 Jahren stehen wir am ‚Stockerl‘. Beim Alkoholkonsum sind wir am fünften Platz unter den OECD-Ländern.“ Würde sich der Trend zu ungesunder Lebensweise fortsetzen, würden sich bis 2030 jährlich Mehrkosten von jährlich 1,6 Mrd. Euro ergeben.

Fernsehen und Computer

Fernsehen und Computer würden Kindern und Jugendlichen durchaus die Zeit für andere Beschäftigungen nehmen. „Sie verändern aber weder Gehirn noch Gesundheit. Interaktive Spiele und die Tablet-Computer können hier aber sehr wohl Veränderungen herbeiführen“, betonte der deutsche Psychologe und Neuropsychologie Thomas Elbert von der Universität Konstanz. „Wir wissen nicht, was der Tablet-Computer bringen wird“, meinte er.

Die Tablets seien aber nicht a priori als negativ zu sehen. „Wir haben die Möglichkeit, Kinder schon ab einem halben Jahr trainieren zu können. Wir können Kindern mit diesen Systemen auch helfen.“ So konnten Kleinkinder schneller chinesische Silben unterscheiden, wenn sie mit dem Tab übten. Auch Bewusstseins- und Wahrnehmungstraining mit behinderten Kindern sei ausgesprochen erfolgreich. Doch auf der anderen Seite: Gewalt im Fernsehen führe offenbar zu nicht mehr Gewalt im täglichen Leben, aber wenn fast 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen in den USA interaktive Gewaltspiele am Computer betreibe, hätte das wohl eine Auswirkung. „Computerspiele sind ganz anders in ihrer Interaktion“, so Elbert.

Eltern sollen an Computerwelt der Kinder teilnehmen

Wichtig für Eltern und Erwachsene sei es, an der Computer(Spiel)welt der Kinder und Jugendlichen teilzunehmen, um einen Überblick zu behalten. Außerdem sollte das Abhängigkeitspotenzial durch gezielte Kontrolle im Auge behalten werden. Vor dem Alter von acht Jahren sollten Tablet-Computer, Computerspiele etc. am besten „weggesperrt“ werden, rät der Experte.