Rietz: Häuser versinken

In Rietz versinken die Wohnhäuser von drei Familien im Untergrund. Die Häuser stehen auf einer ehemaligen Mülldeponie. Eine Familie hat sogar wegen Gefahr in Verzug bereits den Räumungsbescheid in Händen.

Zu Beginn waren es nur kleine harmlose Risse, heute sind die Risse zentimeterbreit und klaffen in den Häuserfassaden der Familien Kranebitter, Walser und Mittelberger.

Geologe fand Müll im Untergrund

Caroline Walser sagt, ein Dorfchronist habe sie 2007 aufmerksam gemacht, dass da etwas im Untergrund schlummert, worauf man einen Geologen geholt habe. Der Geologe habe einen Schurf gemacht und es sei nur Müll dahergekommen. Die Familien haben also auf dem Grund der ehemaligen Mülldeponie gebaut. Anfang der neunziger Jahre kauften sie die Baugründe von der Gemeinde. Die hatte die Flächen umgewidmet und darauf eine Reihenhausanlage geplant, Keller waren keine vorgesehen.

Deponie vor Häusern

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Grabungen im ehemaligen Deponiebereich

Gerhard Krug

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Bürgermeister Gerhard Krug

Gemeinde sieht sich nicht zuständig

Aus Sicht der Betroffenen soll deswegen auch die Gemeinde die Häuser sanieren. Die Gemeinde sei nicht die Deponiebetreiberin, entgegnet Bürgermeister Gerhard Krug. Betreiber sei eine Gemeinschaft von vorwiegend Rietzer Gemeindebürgern gewesen, vor allem von Landwirten. Die Gemeinde habe in guten Glauben den Grund von dieser Gemeinschaft erworben und in weiterer Folge an die betroffenen Personen veräußert. Aus Sicht der Gemeinde sei die Deponie saniert gewesen, das habe die Betreibergemeinschaft versichert. Außerdem sei in den Verträgen überall der Passus gestanden, dass die Verkäuferin für die Bodenbeschaffenheit nicht zur Rechenschaft gezogen werden könne. Ein Blick in den Altlastenkataster zeigt aber, dass die Gemeinde sehr wohl Deponiebetreiberin war.

Mauerrisse

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Risse überall im Haus

Räumungsbescheid für ein Haus

Seit vier Jahren wird nun schon vor Gericht prozessiert. 250.000 Euro haben die Betroffenen für die Sanierung eingeklagt, mittlerweile sind die Kosten auf 800.000 Euro angewachsen. Helma Kranebitter hält sogar einen Räumungsbescheid für ihr Haus in Händen. In dem Schreiben des Bürgermeisters heiße es, dass sie innerhalb von 30 Tagen ausziehen müsse, da die Statik überlastet sei.

Ein Urteil ist in Sicht, nicht jedoch ein Ende des Zustands. Die Gemeinde wird bei einem Negativ-Urteil jedenfalls in Berufung gehen, versichert Krug.