Ischgl: Lawine war nicht vorhersehbar

Mit der tödlichen Lawine am Mittwoch in Ischgl auf eine Skipiste war nicht zu rechnen, sagt Harald Riedl vom Katastrophenschutz des Landes. Die Lawinenkommission habe vorbildlich gearbeitet. Ein Restrisiko bleibe bestehen.

Harald Riedl arbeitet in der Abteilung Katastrophenschutz im Land. Er ist Ausbildungsleiter für die 1.345 Lawinenkommissionsmitglieder im Land. Zugleich ist Riedl auch Aufsichtsorgan. Kommt jemand - wie in Ischgl - zu Schaden, überprüft er die Arbeiten der Lawinenkommission.

Lokalaugenschein am Lawinenkegel

Den ganzen Donnerstag über waren Sachverständige auch im Auftrag der Staatsanwaltschaft in Ischgl. Auch Harald Riedl war gemeinsam mit den fünf örtlichen Lawinenkommissionsmitgliedern vor Ort am Lawinenkegel. Ein schwedischer Urlauber war auf der Skipiste von einer Lawine erfasst und dabei getötet worden - mehr dazu in Schwede stirbt bei Lawinenabgang. Riedl überprüfte, nach welchen Parametern die Kommissionsmitglieder zum Schluss gekommen sind, die besagte Piste für die Skifahrer am Donnerstag freizugeben.

Sachverständige am Lawinenkegel

Pistenrettung Ischgl

Lokalaugenschein der Sachverständigen im Lawinenkegel

Einsicht in die Protokolle

„Die gesamte Arbeitsweise der Lawinenkommission wurde von mir überprüft“, sagte Riedl: „Es wurden der Schneedeckenaufbau untersucht und Bilder angefertigt. Es wurde der Entscheidungsablauf mit dem Kommissionsmitgliedern genau besprochen und ich nahm Einsicht in alle Protokolle, die an diesem Tag angefertigt wurden. Es gibt ja eigene Wetterstationen im Skigebiet, die Daten liefern und die Kommissionsmitglieder haben mehrmals am Donnerstag Kontrollfahrten gemacht.“

Riedl: „Auch ich hätte die Piste freigegeben“

Harald Riedl kommt zu dem Schluss, dass die tödliche Lawine, die einem schwedischen Urlauber das Leben gekostet hat, auch für Profis nicht vorhersehbar war. Die Kommission habe über die Standards hinaus gearbeitet. Die Kommissionsmitglieder würden seit Jahren „mit großer Sachkunde“ ihre Arbeit machen. Die Einschätzung, die Skipiste freizugeben, sei zum damaligen Zeitpunkt mit den Daten, die vorgelegen sind, vertretbar gewesen. „Auch ich wäre an diesem Tag zur selben Einschätzung gekommen“, sagt Riedl nach seiner Überprüfung am Donnerstag.

Lawinenanriss aus der Luft fotografiert

Land Tirol/Harald Riedl

Der Auslösebereich der Lawine im Bereich des Velilltals.

Die Lawinenkommission ist aber nur beratendes Organ für den Betreiber des Skigebiets, erklärt Riedl. Die Letztentscheidung hatte auch am Donnerstag der Skigebietsbetreiber. Diese halten sich aber in der Regel an die Einschätzung der örtlichen Lawinenkommissionen.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Indessen hat die Staatsanwaltschaft nach dem tödlichen Lawinenabgang in Ischgl ihre Ermittlungen aufgenommen. Geprüft wird, ob sich durch das Unterlassen einer Sperre jemand schuldig gemacht hat und ob der Lawinenabgang vorhersehbar war - mehr dazu in Ischgl: Staatsanwaltschaft ermittelt Am Donnerstag sind wegen der anhaltenden Schneefälle zahlreiche Lawinen in ganz Tirol abgegangen. Mehrere Menschen wurden verschüttet und teils schwer verletzt - mehr dazu in Mehrere Verschüttete bei Lawinenabgängen

Brita Bauer; tirol.ORF.at