Med Uni will Ärzte abziehen

Um das Millionenloch im Budget zu stopfen will die Medizinische Uni Innsbruck zu drastischen Sparmaßnahmen greifen. Die 240 Fachärzte der Med Uni sollen an der Klinik nur mehr eingeschränkt in der Patientenversorgung zum Einsatz kommen.

Man habe jahrelang mehr Leistung erbracht als vorgesehen. So argumentiert der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck Herbert Lochs am Donnerstag die geplanten Sparmaßnahmen: „Die Ärzte und Ärztinnen der Medizinischen Universität Innsbruck erbringen seit Jahren 85 Prozent ihrer Arbeitszeit in der Krankenversorgung. Das universitäre Dienstrecht sieht allerdings nur 70 Prozent vor.“

Ab April keine Nacht-und Bereitschaftsdienste mehr

Man könne diese Leistung angesichts des angespannten Budgets jetzt nicht mehr bringen, so Rektor Lochs: „Um keinen langfristigen Schaden für die Med Uni hervorzurufen, haben wir beschlossen, die Nacht- und Bereitschaftsdienste unserer Fachärzte einzustellen. das heißt, dass wir auf Kündigungen verzichten können und die die Qualität der medizinischen Lehre, Forschung und Betreuung aufrecht erhalten können.“ Der Universitätsrat, das Rektorat, der Senatsvorsitzende und die Betriebsräte haben daher beschlossen, die Universitätsärzte ab April nicht mehr für diese Dienste einzuteilen. Damit werden etwa fünf Millionen Euro eingespart.

Deutliche Gehaltseinbußen für Ärzte

Mit diesen Maßnahmen sind aber auch deutliche Gehaltseinbußen für die Uni-Ärzte verbunden. Zulagen für die Nachtdienste fallen dann weg. Bei der Landeskrankenhaus-Gesellschaft Tilak sieht man die Ankündigungen der Medizin-Uni kritisch. Es sei nicht akzeptabel, dass die Uni die Patientenversorgung gefährde, um Druck auf die Politik für ein höheres Budget aufzubauen. Die Tilak ihrerseits sei natürlich für die Patienten zuständig und werde alles tun, um die Versorgung an der Klinik aufrecht und Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.

In der ORF-Fernsehsendung „Tirol Heute“ sagte Dr. Alexandra Kofler, die ärztliche Leiterin der Tilak, der Patient dürfe keine Verschlechterung in der Versorgung spüren. Die Tilak werde, im Fall des Falles, die Ärzte der Med Uni am Tag einsetzen und für die Nachtdienste die eigenen Tilak-Ärzte einteilen. Das sei aber nur wenige Monate durchzuhalten, so Kofler. Sie glaube aber nicht, dass es zu einer Situation kommen wird, die die Versorgung der Patienten gefährdet. „Das werden die Verantwortlichen im Ministerium nicht zulassen“, so Kofler.

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Tilg: Bund ist gefordert

Der zuständige Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg appelliert in einer schriftlichen Stellungnahme an den Bund und die Medizin Uni, die budgetären Probleme möglichst rasch zu lösen, um eine Versorgung durch die Medizin Uni sicherzustellen. Tilg kritisiert auch, dass der Bund im AKH Wien 100 Prozent der Ärzte stellt, in Tirol nur mehr 46 Prozent. Das sei ein Ungleichgewicht. Ob Tilg mit Wissenschaftsminister Töchterle sprechen wird - der ja Mitglied des Tiroler ÖVP-Vorstands ist - war bislang nicht zu erfahren.

Minister Karlheinz Töchterle beim Interview

ORF

Minister Karlheinz Töchterle

Töchterle: Med Uni droht dem Bund

Der zuständige Minister Karlheinz Töchterle kündigt an, man werde die bereits laufenden Gespräche mit der „gebotenen Sachlichkeit“ weiterführen: „Es wird bis Ende des Monats klärende Gespräche geben. Dazu wartet das Ministerium noch auf weitere Unterlagen der Medizinischen Universität, um auch hinsichtlich der tatsächlichen budgetären Situation Klarheit zu haben, da es hier zuletzt verschiedene Angaben seitens der Meduni gegeben hat“, so der Minister, „es kann nicht angehen, dass die Med Uni Innsbruck mit den vereinbarten Mitteln nicht auskommt und dann mit Personalmaßnahmen versucht, Patienten und Bund zu drohen.“

FPÖ: Kahlschlag verhindern

FPÖ-Parteiobmann Gerald Hauser meint, der Kahlschlag im Gesundheitsbereich müsse mit allen Mitteln verhindert werden. „Eine Einigung bezüglich der Finanzierung der Med-Uni ist zwischen Bund und Land dringend herbeizuführen. Uneinigkeiten über Zuständigkeiten dürfen nicht zum Nachteil der Patienten ausgetragen werden.“