Architekt Hanno Schlögl erhält Landespreis

Der Landespreis für Kunst ist Montagabend an den Tiroler Architekten Hanno Schlögl übergeben worden. Der 75-jährige in Hall geborene Baukünstler hat das Land durch seine geradlinigen, klassischen Bauten geprägt.

Das jüngste Werk von Architekt Hanno Schlögl ist das Naturparkhaus in Längenfeld, das im Juni 2019 eröffnet wird. Vor einer steil aufragenden Felswand hat Schlögl den an einen liegenden Felsen erinnernden Baukörper aus schalreinem Beton gesetzt.

Naturparkhaus Längenfeld

Markus Bstieler

Ein klarer, kompromissloser Entwurf: das Naturparkhaus in Längenfeld im Ötztal

Biografie:

1944 geboren in Hall
1967 Diplom in Wien
1989-2004 Tiroler Kulturbeirat
1991-1998 Lehrbeauftragter Uni Innsbruck
2003-2018 Bürogemeinschaft mit Daniel Süß
2018 eigenes Architekturbüro

Werkauswahl:
1973 Haus Markl, Sistrans
1997 Salzlager, Hall
1998 Berufsschule für Bautechnik, Absam
1999 Galerie im Taxispalais, Innsbruck
2006 Wohn- und Pflegeheime, Hall
2017 Swarovski Gebäude, Wattens

Entwerfen wie in Trance

Der skulpturale Bau, den der 75 jährige in wenigen Tagen entworfen hat, würde an seine ersten Arbeiten anschließen, so Schlögl. 1967 schloss er sein Studium an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei Roland Rainer ab. Als Diplomarbeit entwarf er ein Dominikanerkloster bei Mödling. „Das Naturparkhaus in Längenfeld ist eines meiner wichtigsten Projekte, weil es den Bogen zu meinem Frühwerk spannt. Die Diplomarbeit habe ich wie in Trance entworfen. Damals ist es mir gelungen, über meine eigenen Schranken zu springen. Dieses Gefühl hatte ich auch beim Entwerfen des Naturparkhauses. Meines Erachtens zählt es zu meinen besten Werken und ich habe eine große Freude damit“, sagt Schlögl.

Salzlager Hall in Tirol

Nikolaus Schletterer

Der fast sakral wirkende Raum des Salzlagers in Hall mit neun Meter hohen Säulen aus Höttinger Breccie

Räume für Kunst gestalten

Sein persönliches Interesse für Bildende Kunst begann bereits im Volksschulalter, erzählt Schlögl. „Ich bin ein Mensch, der gerne schaut.“ Später inspirierte ihn das innovative Programm im „Forum für aktuelle Kunst“ von Ursula Krinzinger und Peter Weiermeier am Innsbrucker Adolf Pichler Platz. „Dort wurde in den 70er und 80er Jahren zeitgenössische Kunst auf internationalem Niveau gezeigt“, so Schlögl.

Mit dem 2010 verstorbenen bedeutenden Tiroler Künstler Heinz Gappmayr verband Schlögl eine langjährige Freundschaft. Die Zusammenarbeit mit Zeitgenossen wie Peter Kogler, Eva Schlegel oder Esther Stocker sei für ihn immer bereichernd. So ist es kein Zufall, dass er mehrere Räume für zeitgenössische Kunst geschaffen hat.

Galerie Widauer Erlerstrasse Innsbruck

Markus Bstieler

Die Innsbrucker Galerie Widauer wurde 2005 mit großflächigen Wandtexten von Lawrence Weiner eröffnet

„Obwohl ich ein Schüler von Roland Rainer war, habe ich mich für den sozialen Wohnbau weniger engagiert als für Kulturbauten“, analysiert Schlögl. „Den Auftrag für die Umgestaltung des Salzlagers, einem gewaltigen Industriebau aus dem 19. Jahrhundert in Hall, habe ich damals direkt von Bürgermeister Josef Posch bekommen. Heute müsste ein Wettbewerb ausgeschrieben werden, was ich grundsätzlich befürworte. Aber manchmal kann auch etwas Besonderes im Dialog zwischen Architekt und Bauherr entstehen.“

Gelungene Verbindung von Alt und Neu

Eines der Schlüsselwerke von Schlögl & Süß ist die Adaptierung des barocken Taxispalais als Kunsthalle Tirol. Den Wettbewerb gewann das Team mit einer ungewöhnlichen Idee.

Anders als in der Ausschreibung formuliert, wurde der große Ausstellungssaal unter die Erde verlegt. So bleibt die Sicht auf die prachtvolle, barocke Fassade erhalten. Dieser subtile Kunstgriff ist beispielgebend für die Arbeitsweise.

Galerie im Taxispalais

Margherita Spiluttini

Der große Ausstellungssaal in der Kunsthalle im Taxispalais wurde unter das Hofniveau verlegt

„Mir ist eine einfache, klare Formensprache wichtig“, postuliert Architekt Hanno Schlögl „aber in der Einfachheit geht es mir auch um Komplexität, das soll für jeden spürbar sein.“

Einfamilienhaus P Innsbruck

Markus Bstieler

Das Haus am Hang in Mühlau ist einfühlsam ins Gelände gefügt

Architekt Schlögl bekennt sich zur Klassischen Moderne und baut auf die großen Meister Le Corbusier, Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright. Das Eingehen auf den Bauplatz ist für Schlögl allerdings wesentlich. Bei dem Wohn- und Pflegeheim am Rand der Haller Altstadt greift er das Motiv der Gasse auf.

Altersheim Stiftsgarten Hall in Tirol

Markus Bstieler

Haus im Stiftsgarten, Hall in Tirol

„Über den Landespreis für Kunst freue ich mich, ich bin ja auch in guter Gesellschaft. Vor 30 Jahren, als erstmals ein Landespreis an einen Architekten vergeben wurde, war ich in der Jury. Ich habe damals Professor Josef Lackner vorgeschlagen und auch die Laudatio auf ihn gehalten.“

Porträt Hanno Schlögl

Sven Schlögl

Der Baukünstler Hanno Schlögl wird mit dem Tiroler Landespreis für Kunst 2019 geehrt

„Mich interessiert, welche Art der Architektur einmal wirklich Bestand haben wird. Ich sage es ganz offen, die sogenannte Eventarchitektur, zum Beispiel von Zaha Hadid, spricht mich nicht an. Ich stehe für eine klassische, zeitlose Formensprache“ betont Architekt Hanno Schlögl.

Teresa Andreae, tirol.ORF.at