Vorwürfe gegen Kuhn vor Kommission bekräftigt

In ihren Aussagen vor der Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt haben Künstlerinnen ihre Vorwürfe gegen den früheren künstlerischen Leiter der Festspiele Erl, Gustav Kuhn, am Dienstag bekräftigt.

Die Gleichbehandlungskommission war im vergangenen Sommer von den Festspielen eingeschaltet worden - mehr dazu in Gleichbehandlungskommission prüft Kuhn. Auch mehrere Betroffene riefen laut eigenen Angaben das Gremium an. Nicht nur vom Ergebnis der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, sondern auch vom Bericht der Gleichbehandlungskommission hatte Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner ursprünglich die Zukunft Kuhns bei den Festspielen im Tiroler Unterland abhängig gemacht.

Zuvor Übergriffe in offenem Brief vorgeworfen

Jene Künstlerinnen, die Kuhn im Vorjahr in einem offenen Brief sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten - mehr dazu in Offener Brief: Massive Vorwürfe gegen Kuhn-, bekräftigten nun ihre Anschuldigungen vor der Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt.

Dies teilte die für die Frauen unterstützend tätige Mezzosopranistin Elisabeth Kulman in einer Aussendung mit. Bei den Frauen, die von der Kommission angehört wurden, handelte es sich um Manuela Dumfart, Julia Oesch, Mona Somm und Bettine Kampp. Laut Angaben Kulmans steht nun unter anderem noch die Anhörung von Kuhn selbst durch die Kommission an. Auch die Ermittlungen der Innsbrucker Staatsanwaltschaft gegen den „Maestro“ dauern weiter an.

Christoph Ziermann (ehem. Marketing-Leiter Erl), Manuela Dumfart (Sängerin), Julia Oesch (Sängerin), RAin Mag.a Petra Smutny, Mona Somm (Sängerin), Bettine Kampp (Sängerin).

APA/OTS/Elisabeth Kulman

Im Bild (v.l.n.r.) Christoph Ziermann (ehem. Marketing-Leiter Erl), Manuela Dumfart (Sängerin), Julia Oesch (Sängerin), RAin Mag.a Petra Smutny, Mona Somm (Sängerin), Bettine Kampp (Sängerin)

Kuhn bestritt gegen ihn erhobene Vorwürfe

Die Causa Erl war im Februar 2018 ins Rollen gekommen. Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm veröffentlichte damals Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn. In einem offenen Brief warfen fünf Künstlerinnen dem Dirigenten schließlich namentlich „anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe“ während ihrer früheren Engagements vor.

Kuhn bestritt die Vorwürfe, stellte im Sommer 2018 aber seine langjährige Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl bis zur vollständigen Klärung der Vorwürfe ruhend. Im Oktober legte er dann alle seine Funktionen zurück - mehr dazu in Causa Kuhn: Stiftungsrat bleibt bei Beschluss.

Zahlreiche zivilgerichtliche Verfahren anhängig

In der Causa sind mittlerweile zahlreiche zivilgerichtliche Verfahren anhängig. Zuletzt wurde am Landesgericht Innsbruck etwa ein Zivilprozess Kuhns gegen eine der fünf Künstlerinnen verhandelt. Der Dirigent hatte die Frau auf Unterlassung und Widerruf geklagt, nachdem sie öffentlich behauptet hatte, dass er die Vergabe von Rollen an sie von sexuellen Gegenleistungen abhängig gemacht habe. Der Prozess wurde vorerst vertagt - mehr dazu in Kein Vergleich zwischen Kuhn und Sängerin.

Indes hat bereits die Kuhn-lose Zukunft in Erl begonnen: Mit 1. September des heurigen Jahres folgt ihm der deutsche Opernintendant Bernd Loebe als Künstlerischer Leiter nach - mehr dazu in Loebe will Image von Erl aufpolieren. Dieser wird das Festival parallel zur Oper Frankfurt leiten.