Pflegeberufe mehr wertschätzen

Das Land Tirol, die Stadt Innsbruck und die Gemeinden wollen gemeinsam versuchen, Pflegeberufe attraktiver zu machen. Dafür soll es heuer eine eigene Kampagne geben. Die Bezahlung wurde bereits verbessert.

Wenn es nicht gelingt, mehr Menschen für Pflegeberufe zu begeistern, können künftige gesellschaftliche Aufgaben nicht mehr geleistet werden. Dann ließe sich auch der Pflegestrukturplan des Landes nicht umsetzen. Dieser Strukturplan wurde für die Jahre 2012 bis 2020 festgelegt, das Land, die Stadt Innsbruck und der Tiroler Gemeindeverband wollen ihn gemeinsam vorantreiben.

Mobile Pflege

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Auch die mobile Pflege wird in Tirol immer wichtiger

Neue Ausbildung, bessere Bezahlung

Derzeit gibt es rund 12.000 Beschäftige in Pflegeberufen in Tirol. „Sie sind das Herz und der Motor dieses Strukturplanes, der die bedarfsgerechte Versorgung pflegebedürftiger Menschen im Heim und vor allem zu Hause sicherstellt,“ erklärte Pflegelandesrat Bernhard Tilg (ÖVP).

Der Schlüsselposition des Pflegeberufes sei in Tirol bereits Rechnung getragen worden, indem die neu aufgestellte Ausbildung in Verbindung mit einer einheitlichen, gerechten Entlohnung für einen wesentlich attraktiveren Arbeitsplatz sorge, meint Tilg. Jetzt müsse das Image des Pflegeberufes noch mehr öffentliche Wertschätzung erfahren. „Eine Imagekampagne mit gezielten Informationsveranstaltungen in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen soll dazu beitragen, den Pflegeberuf in all seinen Facetten darzustellen.“

Imagepolitur für die Pflege

Auch in der Stadt Innsbruck ist die Pflege von alten, kranken und bedürftigen Menschen ein großes Thema. „Wir brauchen Menschen, die sich für den Pflegeberuf entscheiden. Pflege betrifft uns alle. Viele Familien, Pflegebedürftige und Angehörige sind in Tirol davon betroffen. Der Wert der Tiroler Zivilgesellschaft wird daran gemessen, wie wir mit unseren älteren Mitbürgerinnen- und Bürger, Kranken und Schwachen umgehen. Es ist unsere Verpflichtung hier gut vorzusorgen und den Menschen Sicherheit zu geben, in Geborgenheit älter und nicht alleine gelassen zu werden," sagt der für die Pflege in Innsbruck zuständige Innsbrucker Vizebürgermeister Franz X. Gruber (ÖVP). Die Imagekampagne für den Pflegeberuf sei notwendig, um auf den gesellschaftlichen Stellenwert und berufliche Möglichkeiten gezielt aufmerksam zu machen.

boysday tirol pflege

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Vor allem junge Männer sollen für Pflegeberufe begeistert werden

Junge Menschen motivieren

„Es ist von essentieller Bedeutung, junge Menschen und insbesondere Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger für eine Pflegeausbildung zu motivieren," ergänzt Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes (ÖVP). „Die Vereinheitlichung der Gehälter im Bereich der mobilen Pflege der Gesundheitssprengel und stationären Pflege in den Heimen sowie der Krankenhäuser garantiert die finanzielle Gleichbehandlung des Pflegeberufs in Tirol. Die Finanzierung der Gehälter erfolgt durch das Land Tirol, die Tiroler Gemeinden sowie die Stadt Innsbruck. Gleichzeitig wird mit der neuen Ausbildung und einheitlichen Entlohnung eine wohnortnahe dreistufige Ausbildung bis zum Pflege-Bachelor ermöglicht.“

Das gelte auch für den wohnortnahen Arbeitsplatz. Die Pflege sei also für den ländlichen Raum ein unverzichtbarer Versorger und Arbeitgeber, betont Ernst Schöpf.

Gleicher Lohn ab 2020

Ab dem Jahr 2020 wird nach Auskunft des Landes eine einheitliche Entlohnung für die Pflegearbeit in Heim, Sprengel und Krankenhaus in Tirol eingeführt. Auch der Zugang zum Pflegeberuf wird erleichtert: Das betrifft die Ausbildung im zweiten Bildungsweg unter Berücksichtigung berufsbegleitender Möglichkeiten und eine unbürokratischere Berufsanerkennung bei ausländischen Diplomen. Nicht nur junge Menschen, auch WiedereinsteigerInnen mit Berufserfahrung sollen für den Pflegeberuf gewonnen werden.

Ausbildung und Arbeitsplatz am Wohnort

Für die Pflegeassistenz, wofür neun erfolgreich abgeschlossene Schulstufen Voraussetzung sind, über die zweijährige Pflegefachassistenzausbildung bis hin zum akademischen Pflege-Bachelor entsteht in den Bezirken ein wohnortnahes und praxisorientiertes Bildungsnetzwerk. Regionale Arbeitsmöglichkeiten in Verbindung mit vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten und vorzüglichen Berufsaussichten sollen den Pflegeberuf in ganz Tirol attraktiv machen, hieß es in einer Aussendung des Landes am Sonntag.

Neues Pflegestudium in den Bezirken

Im September 2019 bietet sich erstmals die Chance, mit einem Bachelorstudium der Pflege an der Fachhochschule Gesundheit an den neuen Standorten Kufstein, Lienz, Reutte und Zams zu starten. In Innsbruck und Schwaz läuft der Studiengang bereits zum zweiten Mal. Der FH-Bachelor-Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege findet in Kooperation mit der UMIT sowie den Bezirkskrankenhäusern statt.

Bedarf an Pflegepersonal erheben

In allen Bezirken laufen derzeit Personalbedarfserhebungen, die noch heuer abgeschlossen werden sollen. Ziel ist es, die personellen Kapazitäten in den Bezirkskrankenhäusern, Wohn- und Pflegeheimen und Einrichtungen der mobilen Dienste zu erfassen, um mit einer entsprechenden Anzahl an Ausbildungsplätzen und Auszubildenden den künftigen Personalbedarf abdecken zu können.