Lawinensituation bleibt angespannt

Seit Donnerstagfrüh ist Galtür (Bezirk Landeck) wieder erreichbar. Viele Orte blieben nach den schweren Schneefällen jedoch gesperrt. Die Schneelage besserte sich am Donnerstag nicht, Warnstufe fünf wurde vorerst nicht ausgerufen.

Auch am Donnerstag herrschte in Tirol eine „angespannte Stufe vier“ der fünfteiligen Lawinenskala, so beschrieb es Rudi Mair, der Leiter des Lawinenwarndienstes. Große Lawinen werden wahrscheinlicher, das Potenzial dazu sei da, diese großen Lawinen könnten dann auch Infrastruktur betreffen, so Mair in einer Einschätzung.

Die Wetterprognosen zeigten für Sonntag auf Montag weitere große Neuschneemengen, dann sei es nicht ausgeschlossen, dass Stufe fünf ausgerufen werden muss, so Mair. Besprochen werde das in einer erneuten Sitzung des Einsatzstabes Freitagfrüh. Dort wollen Lawinenwarndienst, Landeswarnzentrale und die Einsatzorganisationen die Lage neu beurteilen.

Erneut Stromausfälle im Unterland

Auch am Donnerstag kam es wegen umgestürzter Bäume zu Leitungsschäden bei der Stromversorgung. Betroffen davon sind laut Tinetz neben Kufstein und Ebbs vor allem das Söllandl und das Brixental. Rund 60 Mitarbeiter der Tinetz sind damit beschäftigt, die Stromversorgung wiederherzustellen. Zu den Baumstürzen komme vermehrt hinzu, dass die Leitungen aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden müssen, betont Klaus Schüller von der Tinetz.

Die Schneewalzen auf den Leitungen und damit auch der Seildurchhang würden immer größer. Damit der Sicherheitsabstand zwischen Boden und Leitungen gewährleistet werden könne, müsse der Schnee von den Leitungen geschlagen werden. Etwa 1.600 Haushalte waren gegen 11.30 Uhr noch ohne Strom.

Etwa 20 Schulen waren am Donnerstag in Tirol geschlossen, zum Teil wegen zu viel Schnees, Stromausfällen und Lawinengefahr. Darunter jene in St. Johann in Tirol, Söll, Landl bei Thiersee, Scheffau, Brandenberg, Galtür und Kaunertal.

Mehrere gesperrte Straßen

Seit Mittwoch war unter anderem die Paznauntalstraße (B188) ab Mathon gesperrt. Bis 10.00 Uhr war Galtür nicht erreichbar. Die starken Winde in diesem Bereich haben nachgelassen, sodass sich die Experten an Ort und Stelle ein umfassendes Bild machen konnten. Auch die Gemeinde St. Leonhard im Pitztal und die Gemeinde Kaunertal sind auf dem Straßenweg nun wieder erreichbar. Gegen 13.00 Uhr konnte auch die Sperre der Sellraintalstraße aufgehoben werden, damit war die Zufahrt ins Kühtai wieder möglich.

Die Seefelderstraße (B177) bleibt am Grenzübergang Scharnitz gesperrt. Auch der Grenzübergang Leutasch/Mittenwald ist gesperrt. Damit mussten Autofahrer auf dem Weg von bzw. nach Deutschland beispielsweise über den Achenpass oder die Fernpassstrecke ausweichen. Auch die Felbertauernstraße (B108) zwischen Matrei und Mittersill bleibt vorerst gesperrt.

Gesperrt wurde am Donnerstag auch die Eibergstraße (B173). Hier blieben im dichten Schneegestöber immer wieder Lkws hängen. In der Nacht wurden zudem einzelne Weiler in den Gemeinden Alpbach, Söll und Ellmau gesperrt.

Straßen nach Lawinenabgängen gesperrt

Nach einem Lawinenabgang am Mittwoch bleibt vorerst auch die Tannheimertraße (B199) zwischen Weißenbach und Haldensee gesperrt. Im Unterland sind ebenfalls viele Straßen gesperrt. Die Tirolerstraße (B171) wurde in der Nacht auf Donnerstag wegen umgestürzter Bäume zwischen Kufstein und Kirchbichl gesperrt. Hier fielen die Bäume auf einen Pkw. Verletzt wurde durch den Unfall niemand, es entstand jedoch beträchtlicher Sachschaden am Fahrzeug. Autofahrer mussten über die Inntal-Autobahn (A12) ausweichen.

Bäume fallen auf Auto

ZOOM.Tirol

Bäume stürzten auf den Pkw im Kufsteiner Wald auf der B171

Zahlreiche Sperren auch im Unterland

Aus Sicherheitsgründen bleiben die Kössenerstraße (B176) zwischen Kössen und der Grenze gesperrt. Ein Ausweichen war über Reit im Winkl oder Kufstein möglich. Gesperrt sind auch die Walchseestraße (B172) und die Zillertalstraße (B169) zwischen Mayrhofen und Ginzling.

Kurz nach Mitternacht wurde die Tuxerstraße im Ortsgebiet von Lanersbach (Bezirk Schwaz) von Schneemassen verlegt. Mit Hilfe eines Radladers konnte die Straße geräumt und wieder freigegeben werden.

Tuxerstraße

ZOOM.Tirol

Schneemassen verlegten die Tuxerstraße

Lawinengefahr bleibt weiter groß

Die Lawinengefahr bleibt in Tirol vorerst groß, erklärte Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst des Landes in der ZIb24. Am Freitag erwarte er eine kurze Beruhigung, doch dann rechne er in den folgenden Tagen mit weiteren großen Schneemengen. In den Nordalpen bleibe die Lawinengefahr jedenfalls weiter kritisch, so Nairz. Man sei dann schon im oberen Bereich der Gefahrenstufe vier.

Gespräch mit Patrick Nairz, Lawinenwarndienst Tirol

Zweithöchste Lawinenwarnstufe in Tirol, weiterer Neuschnee wird erwartet: Wie die Lawinengefahr eingeschätzt wird, erläutert Patrik Nairz vom Lawinenwarndienst in Innsbruck.

16-Jähriger stirbt in St. Anton unter Lawine

In St. Anton wurde am Mittwoch ein 16-jähriger Wintersportler im freien Gelände von Schneemassen verschüttet. Er konnte nach 20 Minuten geborgen werden, für ihn kam aber jede Hilfe zu spät - mehr dazu in 16-Jähriger stirbt unter Lawine.

Wegen der großen Neuschneemenge wurden am Mittwoch auch die für das Wochenende in St. Anton geplanten Skiweltcup-Rennen abgesagt. Die Veranstalter sahen keine Chancen, die Schneemenge rechtzeitig aus dem Pistenbereich schaffen zu können - mehr dazu in Skiweltcup in St. Anton abgesagt.

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