Verbindung St. Anton - Kappl auf dem Prüfstand

Der umstrittene Skigebietszusammenschluss zwischen St. Anton am Arlberg und Kappl wird in der kommenden Woche vor dem Bundesverwaltungsgericht in Wien verhandelt. Dort wird in zweiter Instanz über die Verbindung entschieden.

Bei der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) bekamen die Arlberger Bergbahnen als Projektbetreiber vor drei Jahren in erster Instanz die Genehmigung für den Seilbahn- und Skigebietszusammenschluss - mehr dazu in Grünes Licht für Zusammenschluss Arlberg-Kappl. Alpenverein und Landesumweltanwalt legten dagegen umgehend Beschwerde ein. Sie sahen durch das Projekt das bisher völlig unberührte Malfontal in Gefahr, das sich von Pettneu nach Süden in die Verwallgruppe hinein erstreckt.

Grafik Zusammenschluss Kappl St. Anton

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Geplant sind für den Skigebietszusammenschluss ein Sessellift südlich der bestehenden Bahnen im Rendlgebiet bei St. Anton sowie eine 8er-Gondelbahn. Sie soll vom Grat im Rendlgebiet hinunter ins Malfontal führen, dort ist eine Zwischenstation vorgesehen. Auf der anderen Seite soll diese Gondelbahn dann die Verbindung hinauf zur höchsten Stelle des Skigebiets Kappl herstellen.

Kappl sieht wirtschaftliche Notwendigkeit

Vor allem in Kappl sieht man den Skigebietszusammenschluss mit dem Arlberggebiet als notwendig an, um die touristische Entwicklung im Ort zu gewährleisten. Schon jetzt habe Kappl damit zu kämpfen, dass viele Urlaubsgäste im Ort zum Skifahren ins benachbarte Ischgl pendeln, das ein viel größeres Skigebiet hat, argumentierte Bürgermeister Helmut Ladner. Das wirke sich negativ auf die Investitionsmöglichkeiten aus. Kappl drohe mit seinem Skigebiet den Anschluss zu verlieren, sagte Ladner, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Kappler Bergbahnen ist.

Die Arlberger Bergbahnen, die das Projekt einreichten, sehen in dem Zusammenschluss eine Möglichkeit, sich Richtung Süden weiter zu entwickeln. Zwei Millionen Euro investierten sie bisher in die Planung und das Genehmigungsverfahren. Die Arlberger Bergbahnen betonten, dass sie das Projekt nicht angegangen wären, hätte es vor mehr als zehn Jahren nicht positive Signale dafür gegeben. Damals habe es geheißen, ein Pluspunkt für einen Zusammenschluss sei, wenn ein großes Seilbahnunternehmen ein kleineres Skigebiet wie Kappl damit unterstütze.

Hinteres Malfontal

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Durch das hintere Malfontal ist eine 8er-Gondelbahn geplant

Umweltschützer sehen große Naturzerstörung

Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer kritisierte dagegen, dass die geplante Verbindung von St. Anton und Kappl ein Etikettenschwindel sei. Es werde zwar von einem Skigebietszusammenschluss gesprochen, in Wirklichkeit handle es sich aber um eine Neuerschließung im bisher unberührten Malfontal. Der Bau der Gondelbahn führe dort zu einer massiven Naturzerstörung.

Auch der Alpenverein sieht den wertvollen Naturraum im Malfontal in Gefahr. Durch den Zusammenschluss werde wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen zerstört. Auch die Bäche und der Wasserhaushalt würden stark beeinträchtigt, begründete der Alpenverein seinen Einspruch gegen das Projekt.

Warten auf Entscheidung in zweiter Instanz

Vier Tage lang wird ab Dienstag beim Bundesverwaltungsgericht über das umstrittene Projekt verhandelt. Projektbetreiber wie Gegner können dort ihre Argumente vorbringen. Wann es im UVP-Verfahren zum Skigebietszusammenschluss von St. Anton und Kappl zu einer Entscheidung in zweiter Instanz kommt, ist derzeit noch offen.

Georg Oberhammer, tirol.ORF.at

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