Künstliche Intelligenz als Chance für KMUs

Experten sehen durch künstliche Intelligenz Zukunftsperspektiven für Klein- und mittelständische Unternehmen (KMUs). Am Mittwoch hatten die Tiroler Sparkassen zum Wirtschaftsdialog rund um das Thema Künstliche Intelligenz geladen.

Über 550 Gäste aus der Tiroler Wirtschaft, viele davon aus Klein- und Mittelständischen Unternehmen (KMUs), sind der Einladung der Tiroler Sparkassen zum 15. Wirtschaftsdialog gefolgt. Diskutiert wurde heuer über neue Technologien, allen voran Künstliche Intelligenz. Die Veranstaltung hat heuer erstmals in den Kristallwelten in Wattens stattgefunden.

Experten diskutieren zum Thema Künstliche Intelligenz

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Künstliche Intelligenz ist unausweichlich, so die Experten.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Unter Künstlicher Intelligenz (KI) versteht man die Nachbildung bestimmter Aspekte menschlicher Intelligenz mithilfe neuer Technologien. Wie auch wir Menschen können Maschinen lernen, nämlich durch große Datenmengen und Algorithmen. Künstliche Intelligenz erscheint nicht immer in Form eines Roboters. Sie steckt auch in Sprachsteuerungsfunktionen, selbstfahrenden Autos, Gesichtserkennung und Computern.

Der IT-Unternehmer und Investor Hermann Hauser bezeichnet Künstliche Intelligenz als Grundsatztechnologie. Weil es eine so generelle Technologie ist, sei sie auch in allen Geschäftszweigen und Branchen anzuwenden.

Künstliche Intelligenz wird unser Leben vereinfachen

Es gebe einige Tiroler Firmen, die in dem Bereich ganz vorne mitmischen, so Hauser. Der Großteil der Firmen sei aber „hinten nach“. Vorreiter seien derzeit vor allem große Unternehmen, meint auch Professor Kurt Matzler von der Universität Bozen. Doch KI ist immer dann sinnvoll einzusetzen, wenn es sich um Routinetätigkeiten oder Routineentscheidungen handelt.

Das Potenzial sei enorm, darin sind sich die Experten einig. Im Handel kann KI beispielsweise Bedarf und Bedürfnisse des Kunden vorhersehen. Das Unternehmen Amazon macht etwa 30 Prozent seines Umsatzes durch individualisierte Kaufempfehlungen. Hier erkennen Algorithmen die Bedürfnisse einzelner Kunden.

Vier Experten vor dem Riesen in den Kristallwelten Wattens

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Der Wirtschaftsdialog soll Unternehmer ermuntern und inspirieren.

Unsicherheit unter Mittelständlern ist groß

Dass sich hiesige Unternehmen nicht mit KI auseinandersetzen, liegt oft daran, dass sich Entscheidungsträger und Wirtschaftstreibende überfordert und verunsichert fühlen. „Eine Aura der Schwierigkeit“ umgebe das Thema KI, sagt auch Hauser. Doch KI sei nicht schwieriger als jede andere Technologie.

Vom Wirtschaftsdialog erwarten sich die Organisatoren, dass die komplexe Technologie soweit übersetzt wird, dass sie auch im unternehmerischen Mittelstand gut verstanden werden kann. „Ein waches Auge für neue Technologien“ brauche es, so Hendrik Hey, Gründer eines KMUs. Nicht nur die Digitalbranche sondern auch die herkömmliche Industrie, wie beispielsweise ein Schreinereibetrieb, werde künftig von KI profitieren. Hey geht sogar einen Schritt weiter: „Bei den großen Datenmengen brauchen wir heutzutage Hilfe, damit wir in den Datenfluten wieder Bilder erkennen können“, sagt Hey.

Entstehung neuer Berufe statt Jobverlust

Auch Angst vor Jobverlusten geht mit neuen Technologien einher. Als „erschreckend“ bezeichnet Professor Matzler etwa eine Studie aus Oxford, die besagt, dass etwa die Hälfte aller Jobs in den nächsten 15 bis 20 Jahre aufgrund neuer Technologien verschwinden werden. Diese Zahl stimme so nicht, sagen die Experten.

Hermann Hauser

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Neue Berufen werden entstehen, sagt Hermann Hauser.

Zwar verändere sich die künftige Arbeitswelt, ein massiver Jobverlust sei aber nicht zu erwarten, so der Tenor unter den Experten. Vielmehr würden sich Berufe verändern und neue Berufe entstehen. Arbeitnehmer von morgen seien gefordert, flexibel zu sein. Jobwechsel, Umschulungen und konstante Veränderung werden die Arbeitswelt von morgen prägen.

Tiroler Arbeitnehmer von morgen bereit

Tirols Nachwuchs sei diesen Anforderungen gewachsen. Hauser, ein Kenner der heimischen Startup-Szene, ist optimistisch, was die Arbeitnehmer von morgen betrifft. Junge Menschen seien lernwillig und interessiert. Verbesserungsbedarf sieht Hauser allerdings bei der Ausbildung: Statistik sei von großer Wichtigkeit. Ein Grundverständnis für neue Technologien solle schon ab dem Volksschulalter vermittelt werden. Datenarbeit, also das Aufbereiten und Verstehen von Datensätzen, müsse dann in Hochschulen verstärkt unterrichtet werden.

In Zukunft wird man mit Computern reden

Künstliche Intelligenz sieht Hauser als die wichtigste Entwicklung der kommenden Jahre. Ebenso verändern wird sich das Verhältnis zwischen Mensch und Computer. Künftig werde man Computer und Handy nicht mehr mit dem Finger bedienen, sondern sich mit ihnen unterhalten.