Gericht erlaubt Zusatzstoff bei Kunstschnee

Bakterienzusätze für die künstliche Beschneiung in Skigebieten sind zulässig. Regierung und Seilbahner kritisieren die Entscheidung des Tiroler Landesverwaltungsgerichts (LVwG) und wollen bei reinem Schneiwasser bleiben.

Bisher war die Verwendung von Zusatzstoffen bei der Beschneiung nicht gestattet. Nun hat das Tiroler LVwG entschieden, dass diese Praxis unter bestimmten Auflagen doch erlaubt ist. Auslöser dieser Entwicklung waren die Seefelder Bergbahnen, die einen negativen Bescheid beim LVwG bekämpft hatten.

Schneekanone

Technoalpin

Der umstrittene Zusatz wurde vom Landesverwaltungsgericht erlaubt

Ermittlung: Keine negativen Auswirkungen

„Eine wasserrechtliche Bewilligung kann nicht aufgrund allfälliger Imageschäden oder aufgrund der öffentlichen Meinung versagt werden“, heißt es seitens des LVwG. Ein Ermittlungsverfahren der Wasserbehörde habe ergeben, dass mit der Verwendung des Zusatzstoffes keine negativen Auswirkungen auf Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt erwartet würden.

Politik gegen Einsatz

Die Tiroler Landesregierung spricht sich nach dem Erkenntnis gegen den Einsatz von Zusatzstoffen bei der Beschneiung aus. Die zuständige Landesrätin Ingrid Felipe (Grüne) will nun weitere rechtliche Schritte prüfen. Im Raum stehen eine Revision beim LVwG oder eine Prüfung durch den Verfassungsgerichtshof (VfGH). Gebi Mair von den Tiroler Grünen sagte: „Wir wollen, dass in Tirol auch weiterhin ausschließlich mit Wasser in Trinkwasserqualität künstlich beschneit wird.“ Es brauche jenseits der Rechtsprechung eine Vereinbarung unter den Skigebietsbetreibern, an die sich auch alle halten.

Auch Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach sich gegen die Verwendung von Zusatzstoffen aus. „Als Tourismusland Nummer eins setzen wir auf hundertprozentige Authentizität. Künstliche Zusatzstoffe passen für mich nicht zu einem glaubwürdigen Tiroler Naturerlebnis“, so Platter.

FPÖ-Tourismussprecher und -Umweltsprecher Alexander Gamper sprach von einem Warnsignal: „So kann es nicht weitergehen, denn Zusatzstoffe wie Bakterien oder Proteine sind ökologisch nicht vertretbar.“ Für ihn stelle sich die Frage nach rechtlichen Rahmenbedingungen für ein generelles Verbot, das auch halte, so Gamper

Seilbahner halten an Reinheitsgebot fest

In Österreich gelte nach wie vor das Reinheitsgebot für Kunstschnee, sagten die österreichischen Seilbahner. Obmann Franz Hörl bezeichnete das Urteil in einer schriftlichen Stellungsnahme als verheerend. Dem Wintertourismus drohe ein massiver Imageschaden. Deshalb sollen seiner Meinung nach Skigebiete, die Zusatzstoffe verwenden, keine öffentlichen Mittel mehr bekommen.

Auch der stellvertretende Obmann Hannes Parth bezog klar Stellung: „In Zeiten erhöhter ökologischer Sensibilität wäre eine Abkehr von diesem Grundsatz ein echtes Desaster. Nicht nur für unsere Umwelt, sondern auch für unseren Ruf!“

Seefelder Bergbahnen planen Feldversuch

Die Seefelder Bergbahnen bemühen sich derzeit um Beruhigung. Man wolle wissenschaftlich testen, wie sich der Zusatzstoff auf die Beschneiung auswirkt. Länder wie die Schweiz und die USA, wo das Produkt entwickelt wurde, beschneien schon länger mit dieser Methode. Somit sollten die erhofften Ergebnisse schon vorliegen. Bei dem umstrittenen Zusatz handelt es sich um abgetötete Bakterien, die dem Wasser zugefügt werden. Dadurch kann bei höheren Temperaturen einfacher Kunstschnee hergestellt werden.

Link: