Zwölfstundentag: Kritik aus der Wirtschaft

Nach ÖGB und AAB ist am Donnerstag erstmals Kritik am geplanten Zwölfstundentag aus der Tiroler Wirtschaft gekommen. Die Bundesregierung sei beim Durchrechnungszeitraum zu weit gegangen, meinte der Innungsmeister der Frisöre, Clemens Happ.

Am Dienstag machten sich 600 Tiroler Betriebsrätinnen und Betriebsräte in Absam Luft. Sie protestierten gegen die geplante Arbeitszeitflexibilisierung der Bundesregierung, die einen Zwölfstunden-Arbeitstag ermöglichen soll, wie auch eine 60-Stunden-Woche - mehr dazu in ÖGB: Resolution gegen Zwölfstundentag.

Auch der AAB, der Arbeitnehmerflügel der Tiroler ÖVP, mit Landesrätin Beate Palfrader an der Spitze hatte sich diese Woche gegen die Pläne der Regierung ausgesprochen. Palfrader meinte sogar, sie „finde die christliche Soziallehre in diesen Konzepten nicht mehr“ - mehr dazu in AAB fordert, Sozialpartner einzubeziehen.

Sieben Wochen lang 60 Stunden arbeiten

Am Donnerstag ist nun erstmals Kritik am Regierungsentwurf aus der Tiroler Wirtschaftskammer gekommen. Der Innungsmeister der Tiroler Friseure und stellvertretende Bundesinnungsmeister Clemens Happ findet, dass die Regierung beim Durchrechnungszeitraum von 17 Wochen „zu weit gegangen“ sei: „Man hat zwölf Stunden am Tag und 60 Stunden in der Woche. Dann hat man 17 Wochen Durchrechnungszeitraum bei 48 Stunden durchschnittlich. Das heißt, die Politik bzw. das Gesetz gibt dann die Möglichkeit, Mitarbeiter von der ersten bis zur siebenten Woche 60 Stunden zu beschäftigen, die achte Woche 56 Stunden und von der neunten bis zur 17. Woche 40 Stunden. Das ist für mich ein zu langer Zeitraum.“

Haare waschen beim Frisör

ORF

Noch ist unklar, wie lange etwa Friseurinnen arbeiten müssen

Auch mit der Freiwilligkeit hat Happ ein Problem: „Bis jetzt war es so, dass der Arbeitgeber argumentieren hat müssen, warum der Mitarbeiter länger arbeiten muss. Im neuen Gesetz wäre es so geregelt, dass der Arbeitnehmer argumentieren muss, warum er nicht länger arbeiten kann.“

Am Donnerstag hat die Bundesregierung Änderungen im Antrag angekündigt, so soll eine „Freiwilligkeitsgarantie“ eingearbeitet werden, so die Klubobleute von ÖVP und FPÖ - mehr dazu in „Freiwilligkeit“ kommt ins Gesetz. (news.ORF.at; 28.6.18)

Ein Kontingent von „Zwölfstunden-Jokern“

Der Unternehmer wünscht sich Änderungen im geplanten Gesetzesentwurf: „Es gibt in der Wirtschaft Situationen, in denen ich die Möglichkeit haben muss, einen Mitarbeiter mal zwölf Stunden zu beschäftigen, zum Beispiel bei einem Monteur, damit er den Auftrag abarbeiten kann und sich am nächsten Tag den Anfahrtsweg spart, im Handel vor Weihnachten oder bei Auftragsspitzen, da bin ich dafür. Meine Idee wäre, dass man dem Arbeitgeber pro Mitarbeiter im Jahr zehn bis 15 Zwölfstunden-Joker gibt und dieser die Möglichkeit hat, diese nach Bedarf einzusetzen.“

Darüber hinaus befürwortete Happ das Zusammenspiel der Sozialpartner: „Das würde die Arbeitswelt komplett verändern, würde dieser Entwurf durchgehen. Das Wichtigste ist, auf sachlicher Ebene eine gute Lösung für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer zu finden“, so der Innungsmeister in der Wirtschaftskammer.