Kaum mehr Platz für Wiesenvögel in Tirol

Wiesenvögel stehen in Tirol stark unter Druck. So steht es um das früher häufige Braunkelchen mittlerweile schlecht. Es gibt nur noch wenig Lebensraum für den kleinen Bodenbrüter, dem intensive Landwirtschaft zu schaffen macht.

Im Ehrwalder Becken gibt es noch Braunkehlchen. Hier finden die in Tirol selten gewordenen Wiesenvögel, was sie zum Überleben brauchen. Das sind vor allem Wiesen mit großer Artenvielfalt, die Ende Juni noch nicht gemäht sind. Die wenig gedüngten Flächen bieten reichlich Insekten als Nahrung.

Wiese im Ehrwalder Becken

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Das Ehrwalder Becken ist ein Refugium für Wiesenvögel

Ende Juni sind die jungen Braunkehlchen gerade flügge geworden, sie werden von den Elterntieren aber noch gefüttert. Wären die Wiesen früher gemäht worden, hätten die unscheinbaren Bodenbrüter keine Überlebenschance, ihre Nester würden einfach niedergemäht werden, sagt die Leiterin von Birdlife Tirol Katharina Bergmüller.

Braunkelchen in Wiese

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Braunkelchen

In Tirol nur mehr 300 bis 400 Paare

Etwa 1.000 Brutpaare der Braunkehlchen gibt es nach Schätzungen von Birdlife noch in ganz Österreich. In Tirol sind es geschätzte 300 bis 400. Die größte Population gibt es noch im Ehrwalder Becken.

Überall sonst verschwinden sie immer mehr. Die Vögel leben auf ebenen und nährstoffreichen Wiesen. Das seien auch die Wiesen, die die Landwirtschaft bevorzugt intensiviere, sagt Bergmüller.

Katharina Bergmüller auf Wiese im Ehrwalder Becken

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Katharina Bergmüller auf der Suche nach Braunkelchen

Je später die Wiesen gemäht werden, desto besser ist die Überlebenschance, nicht nur des Braunkehlchens, sondern der Wiesenvögel allgemein. Meistens wird in Tirol aber viel früher gemäht. Im Inntal werde schon Mitte bis Ende Mai mit dem Mähen begonnen, weiß Bergmüller.

Interessenskonflikt mit der Landwirtschaft

Es gibt EU-weite Förderungen, die Bauern unterstützen, wenn sie ihre Felder traditionell bewirtschaften und später mähen. Ob die Förderungen ausreichen, ist allerdings fraglich. Bergmüller sagt, man würde sich wünschen, dass die Wiesen nicht allzu viel gedüngt werden, damit die Artenvielfalt erhalten bleibt und relativ spät gemäht werden, in Tirol sei das Ende Juni oder Anfang Juli und in höheren Lagen Mitte Juli. Das funktioniere meistens nicht, weil die Bauern anderen Zwängen unterworfen seien, so Bergmüller.

In der Öffentlichkeit wird das Verschwinden der Insekten und damit auch vieler insektenfressender Vögel bereits kritisch wahrgenommen. Von dramatischen Rückgängen der Bestände ist nicht nur das Braunkehlchen betroffen. Es gibt inzwischen viele Arten, die man in Tirol nur noch sehr selten beobachten kann.

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