Lawine Vinschgau: Fahrlässigkeit steht im Raum

Das Lawinenunglück mit zwei Toten am Mittwoch im Vinschgau ist für die Bergretter fahrlässig herbeigeführt worden. Die Variantenfahrer, darunter fünf Kinder, seien bei widrigsten Wetterbedingungen unterwegs gewesen. Die Lawine tötete ein Mädchen und seine Mutter.

Fünf Kinder und eine geprüfte Skitrainerin waren dabei, als eine Gruppe der Schneeläuferzunft Ludwigsburg aus Baden-Württemberg am Mittwochnachmittag die Pisten des Skigebietes Haider Alm verließen.

Kinder unzureichend ausgerüstet

Die Trainerin aus Deutschland und drei erwachsene Begleiter hatten sich für die Variantenfahrt entschieden, obwohl starker Schneefall und Windböen bis zu 100 km/h herrschten. Das sei fahrlässig gewesen, meinte der Südtiroler Bergretter Tobias Folie am Donnerstag. Das Befahren des Geländes weitab der gesicherten Pisten unter den gegebenen Umständen sei in jedem Fall zu unterlassen gewesen. Die Kinder in der Gruppe seien außerdem mit Slalomskiern unterwegs gewesen und hätten keine Lawinenausrüstung getragen.

Bergretter während des Einsatzes bei der Liftstation

RAI Südtirol

Die Bergretter mussten zu Fuß zum Unglücksort gelangen.

Als die Gruppe abfuhr, löste sich in der Nähe des Seeköpfls ein Schneebrett. Die Lawine begrub eine Elfjährige und ihre 45-jährige Mutter unter sich, die beiden konnten nicht mehr gerettet werden - mehr dazu in Lawinenunglück: Mutter und Kind tot. Einsatzleiter Folie von der Bergrettung Reschen konnte aufgrund der widrigen Wetterbedingungen nur 20 von 30 Bergrettern in das Gebiet schicken. Der Einsatz von Motorschlitten für den Transport der Helfer sei zu gefährlich gewesen, sagte er.

Auch Vater und Zwillingsbruder am Berg

Der Vater war ebenfalls Mitglied der Skifahrergruppe. Er und weitere sechs Skifahrer konnten sich in Sicherheit vor den Schneemassen bringen. Der Zwillingsbruder des getöteten Mädchens war kurz vor dem Abgang der Lawine abgefahren. Bei der Familie handelt es sich um eine in Deutschland bekannte Unternehmerfamilie aus der Nähe von Stuttgart. Die Gruppenmitglieder hatten vergeblich versucht, die Verschütteten zu bergen. Die Carabinieri ermitteln zur Unglücksursache.

Toter nach Lawinenabgang in Ischgl

Am Donnerstag ist in Ischgl ein 44-jähriger Tscheche ums Lebens gekommen. Er fuhr in eine abgesperrte Piste ein, als sich am gegenüberliegenden Hang eine Lawine löste - mehr dazu in Ein Toter nach Lawinenabgang in Ischgl.