Krieg als Lieblingsbeschäftigung der Menschen

Als Kriegsberichterstatter hat der Wiener Erik Durschmied für die BBC und CBS jahrelang die Welt bereist. Krieg sei eine der Lieblingsbeschäftigungen der Menschen, erklärte er bei seinem Besuch in Bozen vor wenigen Tagen.

Berühmt wurde der in Wien geborene Erik Durschmied durch ein exklusives Interview mit Fidel Castro. 1959 fuhr er mit einem klapprigen VW von Kanada nach Kuba und interviewte den bis dahin noch unbekannten kubanischen Revolutionsführer. „Ich habe der Welt den Castro vorgestellt und er hat mich der Welt vorgestellt. Meine Karriere begann an dem Tag, wo dieses Interview gedreht wurde. Man wusste ja bis dahin nicht mal, wie dieser Mann aussieht“, erzählt Durschmied.

Berühmt wurde Durschmied 1959 durch ein exklusvies Interview mit Fidel Castro

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Erik Durschmied 1959 im Interview mit Fidel Castro

Diese Begegnung war für Durschmied der Sprung vom kleinen kanadischen Lokaljournalisten zum Star-Reporter. Heute, 58 Jahre nach dem Kuba-Erlebnis, stellt Durschmied aber fest, dass die Menschen aus der Geschichte nicht viel gelernt haben. „In 20 Jahren wird wieder alles zusammenbrechen, die Amerikaner werden Kuba am Schwarzmarkt kaufen, nichts wird mehr von der Revolution übrig bleiben“, so Durschmied.

Schlacht in den Dolomiten

Nachdem Durschmied jahrelang auf der ganzen Welt unterwegs war, hat er sich nun der Tiroler Kriegsgeschichte gewidmet. Sein Buch „Totentanz am Col di Lana“ beschreibt, wie Österreicher und Italiener im Ersten Weltkrieg um den Dolomitenberg kämpften. 1916 zündete Italien dort ein Feuerwerk des Teufels: der Gipfel wurde in die Luft gesprengt.

Erik Durschmieds Vater diente im Ersten Weltkrieg als Offizier an der Dolomitenfront

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Durschmieds Vater kämpfte im Ersten Weltkrieg an der Dolomitenfront

„Alle Personen, die im Buch vorkommen, gab es wirklich, es war meine Aufgabe darüber zu schreiben. Es ist die Wahrheit, die zählt, sie muss ans Licht kommen, das ist das Wichtigste“, sagte Durschmied bei der Buchvorstellung in Bozen.

„Krieg wird es immer geben“

Erik Durschmied fühlt, dass es Krieg immer geben wird. „Es ist eine Tragödie: heute haben wir zwei Narren. Donald Trump glaubt, er sei der Meister des Universums. Und Kim Jong-un denkt, er sei Gott. In Nordkorea wird er ja auch so behandelt. Wenn einer der Beiden eines Tages mal einen kleinen Fehler macht, könnte das Krieg bedeuten. Viele große Kriege haben schließlich mit einem kleinen Fehler begonnen“, glaubt Erik Durschmied. Denn Krieg ist - so makaber es auch klingen mag - eine Lieblingsbeschäftigung der Menschen.