Berater betreuen Süchtige zuhause

Die Tiroler Suchtberatung hat im vergangenen Jahr rund 1.000 Klientinnen und Klienten betreut. Das Ziel dabei ist eine bessere Lebensqualität der Betroffenen. Seit rund einem Jahr kommen die Berater zu manchen Klienten auch nach Hause.

Viele Suchtklienten hätten Schwierigkeiten, eine Beratungsstelle aufzusuchen, heißt es bei der Suchtberatung Tirol. Manche haben auch Schwierigkeiten, einen kontinuierlichen Kontakt zu halten. Deshalb wird seit einem Jahr ein mobiler, aufsuchender Dienst angeboten. Dadurch erreiche man tendenziell ältere, aber auch mehr weibliche Betroffene. Viele Klienten seien durch Ängste oder andere Probleme im Zusammenhang mit ihrer Sucht kaum mehr in der Lage, die Wohnung zu verlassen.

Praktische Themen im Vordergrund

Bei der mobilen Sozialarbeit gehe es auch um Alltagsprobleme der Klienten. Einer brauche eine neue Brille, ein anderer eine Begleitung für eine ärztliche Untersuchung, berichtet Birgit Keel, Geschäftsführerin der Suchtberatung am Beispiel von Klienten. Weitere Themen seien z.B. die finanzielle Absicherung, die Klärung der Wohnsituation, die Suche nach Arbeit.

Rund 40 Männer und Frauen in Innsbruck, Innsbruck Land und Schwaz nehmens seit einem Jahr diese mobile Sozialarbeit der Suchtberatung in Anspruch. Sie ist für die Klienten anonym, unbürokratisch und kostenlos.

Birgit Keel und Dietmar Kamenschek bei der Bilanz-Presskonferenz der Suchtberatung Tirol.

Suchtberatung Tirol/Kundraditz

Birgit Keel und Dietmar Kamenschek

Abstinenz nicht vorrangiges Ziel der Betreuung

Ziel der Beratung generell sei nicht in erster Linie die Abstinenz, sondern die Verbesserung der Lebensqualität von Suchtkranken, erklärte Dietmar Kamenschek, Klinischer und Gesundheitspsychologe der Suchtberatung Tirol. Die Unterstützung habe vier Schwerpunkte: So soll - erstens - das Überleben gesichert werden. Dazu gehörten das Verhindern von lebensgefährdenden Vergiftungen, das Vermitteln von medizinisch notwendigen Untersuchungen und Behandlungen wie die Substitution sowie der Versuch, das Risikoverhalten zu vermindern.

Der zweite Schwerpunkt gelte der Unterstützung eines möglichst „gesunden Überlebens“ mit dem Versuch, die Dosis legaler und illegaler Suchtmittel zu verringern und die Klienten zu gesunder Ernährung und Bewegung zu motivieren. Die - drittens - psychische Stabilisierung versucht, seelische Probleme zu lösen und aus Depressionen und Ängsten einen Ausweg zu finden. Ein weiterer Schwerpunkt in der Unterstützung von Klienten widmet sich der sozialen Rehabilitation, dazu gehört die Arbeitssuche und die finanzielle Existenzsicherung, so Kamenschek.

Insgesamt sind 80 Prozent der Klienten der Suchtberatung Männer. Bei den Angehörigen, die mit der Suchtberatung Kontakt aufnehmen, überwiegen mit 70 Prozent die Frauen.

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