Obdachlose: Innsbruck holt Land ins Boot

Nach dem Nein zum Nächtigungsverbot durch den Gemeinderat sucht die Stadt andere Lösungen für das Problem. In der Innenstadt übernachtende Obdachlose erregen Unmut. Ein Landtagsbeschluss sieht mehr Schlafplätze vor.

Donnerstagnacht lehnte der Innsbrucker Gemeinderat das von der Liste für Innsbruck geplante Nächtigungsverbot ab – mehr dazu in Gemeinderat lehnt Obdachlosen-Schlafverbot ab. Die Reaktion der politischen Parteien fiel am Freitag unterschiedlich aus. FPÖ-Stadtparteiobmann Rudi Federspiel sagte gegenüber ORF Tirol, jetzt heiße es zurück an den Start, es müsse neue Verhandlungen geben. Federspiel bekräftigte seine Verknüpfung des Nächtigungsverbots mit einem Bettelverbot.

Bürgermeisterin hofft auf Plätze außerhalb

Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) betonte, sie sei von einem Nächtigungsverbot weiter überzeugt, weil sich die Situation nicht von selbst ändern werde. Die Erfahrung zeige aber, dass die Diskussion darüber zu einer raschen Umsetzung der Notschlafstelle Schusterberg geführt habe – mehr dazu in Schlafverbot in Innsbruck bleibt umstritten. Sie gehe davon aus, dass in nächster Zeit weitere Einrichtungen vielleicht auch außerhalb der Landeshauptstadt geschaffen werden.

SPÖ brachte Landtags-Antrag ein

Selma Yildirim, SPÖ-Gemeinderätin und Vorsitzende der SPÖ-Frauen, erklärte, ihre Fraktion habe das Verbot abgelehnt, weil es nicht praktizierbar sei. Sie räumte ein, dass die derzeitige Situation für Obdachlose, für Geschäftsbesitzer und für Bewohner unzumutbar sei. Sie sei aber davon überzeugt, dass die Situation durch eine Aufstockung von Notschlafplätzen sowie einer engeren Zusammenarbeit lösbar sei. Notwendig seien auch Notschlafstellen für wohnungslose Frauen. Yildirim verwies auf den Landtagsbeschluss von Donnerstag.

Die Grünen meinen, der Start der Notschlafstelle am Schusterbergweg sei ein erster wichtiger Schritt, weitere müssen folgen.

Landtag gab Absichtserklärung ab

Die SPÖ brachte am Donnerstag im Landtag einen Antrag zur Einrichtung ganzjähriger Notschlafstellen ein. Beschlossen wurde eine abgeänderte Variante, wonach das Land gemeinsam mit der Stadt Innsbruck und dem Gemeindeverband Gemeinden dabei unterstützen soll, ausreichend Wohnungsloseneinrichtungen – auch eine für Frauen – zur Verfügung zu stellen.

240 Plätze in der Landeshauptstadt

In Innsbruck gibt es mehrere Einrichtungen für wohnungslose Menschen: die städtische Herberge, das Alexihaus, die Notschlafstelle des Roten Kreuzes in der Amraser Straße. Anstelle eines Quartieres in der Gumpstraße wird ein Gebäude am Schusterbergweg adaptiert, es soll am 21. November geöffnet werden. Auch für Drogenkranke sowie Kinder und Jugendliche gibt es diverse Krisenquartiere. Insgesamt stehen in Innsbruck 240 Schlafplätze zur Verfügung.