Tabassomi will „Kunst, die weh tut“

Nina Tabassomi, die mit 1. Jänner die Leitung der Innsbrucker Galerie im Taxispalais übernehmen wird, will als künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin „ungemütliche“ Kunst zeigen. Eines ihrer Credos ist Qualität vor Quantität.

„Ich will Kunst ausstellen, die uns den Boden unter den Füßen wegzieht“, meinte die gebürtige Berlinerin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Nina Tabassom, LR Palfrader

Land Tirol/Sax

Die Berlinerin Nina Tabassomi

Kunst werde für sie in dem Moment interessant, in dem sie anfange wehzutun, meinte Tabassomi. „Kunst kann nicht außerhalb der Politik oder der sozio-ökonomischen Welt liegen“, sagte die Berlinerin. Problemstellungen des täglichen Lebens können durch Kunst ganz anders aufgerollt werden. Die Galerie im Taxispalais soll unter ihrer Leitung zu einer Diskussionsplattform werden. „Ich bin der Meinung, dass wir die Gegenwart über den Umweg der Vergangenheit diskutieren sollten“, meinte Tabassomi auch in Anspielung an die historischen Räumlichkeiten der Galerie.

Raum für junge und etablierte Künstler

In drei bis vier Ausstellungen pro Jahr wolle sie sowohl jungen, als auch etablierten Künstlern aus Tirol und der ganzen Welt Raum geben und experimentelle Kunst auf internationalem Niveau zeigen, so die Berlinerin. Schwerpunkte sollen unter anderem auf postkolonialistische und feministische Fragestellungen gelegt werden. Besucherzahlen seien für sie jedenfalls nicht vorrangig. „Viele Häuser stehen unter Druck, weil Qualität oft mit Quantität übereingebracht wird“, sagte Tabassomi. Sie halte es für problematisch, immer möglichst viele Besucher anlocken zu wollen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Galerie im Taxispalais rund 13.000 Besucher.

Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) zeigte sich überzeugt von der neuen Leiterin. „Sie hat großes Potenzial und ist bestens vernetzt“, meinte Palfrader. Außerdem könne sie wichtige Akzente von außen nach Tirol holen. Tabassomi war nach einem Hearing am 19. September zur neuen Leiterin bestellt worden. Die Führungsposition war nach dem Tod von Direktorin Beate Ermacora ausgeschrieben worden.

Umtriebig im Kulturbereich

Tabassomi wurde am 7. April 1977 in Berlin geboren. Derzeit ist sie in New York als Kuratorin am „Ludlow 38“, einem experimentellen Raum für Gegenwartskunst, tätig. Sie studierte in Berlin, Paris und Potsdam und arbeitete unter anderem als Projektleiterin und Kuratorin im „KW Institute for Contemporary Art“ in Berlin und am Fridericianum in Kassel. Seit 2014 ist sie Jurymitglied bei Preis- und Stipendienvergaben und unterrichtete an der Universität Paderborn.

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