Tinetz sieht sich für Blackout gewappnet

Im europäischen Stromnetz mehren sich laut der Tinetz die Anzeichen für ein Blackout. Menschen könnten so mehrere Tage ohne Strom sein. In Tirol werde man einen großen Teil im Inselbetrieb binnen fünf Stunden wieder versorgen können.

Ein Blackout ist eine schwer einschätzbare Herausforderung, es ist eine Kettenreaktion im Stromsystem, die einen tagelangen europaweiten Systemausfall nach sich ziehen kann. Das Fehlen unter anderen von Handynetzen und Tankmöglichkeiten würde dann rasch zum Chaos führen, warnen Experten schon länger. Bis zu sieben Tagen könnte es dauern, bis europaweit die System wieder voll angefahren sind, heißt es. In Tirol will man im Ernstfall wesentlich schneller wieder eine Versorgung schaffen.

Bei Energiewende zu wenig das Netz berücksichtigt

Die Wahrscheinlichkeit eines großen Blackouts sei in den vergangenen Jahren gewachsen, betont Klaus Schüller, der bei der Tinetz für die Systemführung Netze zuständig ist. Verantwortlich dafür sei etwa, dass beim durch die Energiewende eingeleiteten Ausbau der erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Photovoltaik bisher zu wenig auf die Netzstabilität geachtet worden sei. „Wind- und Photovoltaik-Kraftwerke speisen immer 100 Prozent des erzeugten Stroms ein“, erläuterte Schüller: „Gleichzeitig werden aber Kraftwerke, die Reserven sicherstellen, immer weniger“.

Stromschaltzentrale

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Blick in eine der Tinetz-Schaltzentralen

Falls es nun zu Frequenzeinbrüchen kommt, könnten diese nur noch schwer ausgeglichen werden. Eine Möglichkeit für mehr Netzstabilität wäre etwa, dass die Normaleinspeisung von derartigen Kraftwerken nicht bei 100, sondern bei 90 Prozent liegt. Dadurch hätte man mehr Spielraum, um Frequenzeinbrüche auszugleichen, erläuterte Schüller: „Das kostet aber Geld“.

„Tirol in komfortabler Lage“

„Die Netze müssen der Energiewende erst nachkommen“, konstatierte auch Tinetz-Geschäftsführer Thomas Rieder. Tirol sei aber aufgrund seiner großen Kraftwerke in einer komfortablen Lage. Bei einem Blackout könnten diese dann sukzessive wieder in Betrieb genommen werden. Dafür stehen zwei Anlagen im Großraum Innsbruck zur Verfügung.

Stromschaltzentrale

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Schematische Darstellung des Netzes am Bildschirm

Zunächst würden die zentrale Infrastruktur, Innsbruck und die Bezirkshauptstädte sowie die Inntalfurche mit Strom versorgt. Die weitere Deckung würde dann davon abhängen, welche Kraftwerke zur Verfügung stehen, erläuterte Schüller. Erst wenn der „Inselbetrieb“, also die Versorgung Tirols gewährleistet ist, könne in einer zweiten Phase für das österreichische Übertragungsnetz eingespeist werden.

Übungen mit echten Abschaltungen

Für derartige Szenarien seien Konzepte erstellt worden, die ständig evaluiert und überprüft würden. Unter anderem gebe es auch Übungen mit realen Stromabschaltungen. „Denn alles, was nicht geübt wurde, funktioniert im Ernstfall nicht“, meint Schüller. Zudem gehe es auch darum, die Anlagen zu überprüfen. Laut Tinetz wurde in den letzten zehn Jahren eine halbe Milliarde Euro in die Netzsicherheit investiert. 2017 sollen 80 weitere Millionen folgen.

Nach einer letzten Untersuchung bietet die Tinetz nach eigenen Angaben 99,99 Prozent Versorgungssicherheit. Eine große Herausforderung seien auch Schäden durch Naturereignisse, aber auch die Möglichkeit von Hacker- oder Terrorangriffen müsse ständig neu beurteilt werden, heißt es.