Nabelschnurblut als Medizin der Zukunft

Die Entnahme von Nabelschnurblut wird von einigen Firmen derzeit stark beworben. Viele Mediziner sehen darin eine Vorsorge für später, die Zellen darin könnten bei vielen Erkrankungen eingesetzt werden.

Bei der Entnahme von Nabelschnurblut können sehr junge Stammzellen von Neugeborenen gewonnen werden. Tiefgekühlt werden diese dann bei -180 Grad Celsius gelagert. Viele Mediziner sehen in dem Nabelschnurblut großes Potenzial. Die darin enthaltenen Stammzellen seien wahre Alleskönner. Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, oder auch Krebs könnten damit schon zu Erkrankungsbeginn bekämpft werden. Auch bei der Behandlung von Altersdemenz oder Arteriosklerose könnten diese Zellen bei dem Fortschritt der Medizin bald eine Rolle spielen.

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Die Forschung mit Nabelschnurblut befindet sich noch am Anfang. Das Potenzial wird aber als hoch angesehen

Viele Eltern wollen damit für ihr Neugeborenes vorsorgen. Das sieht Gabriele Kropshofer, Kinderonkologin an der Klinik Innsbruck, kritisch. Derzeit gebe es noch keine wissenschaftlichen Beweise, dass Nabelschnurblut für das eigene Kind hilfreich sei. Das Nabelschnurblut wird verwendet, wenn es notwendig ist, es ist also keine Lebensversicherung für das Kind, dem es entnommen wurde. Es gäbe aber öffentliche Nabelschnurblutbänke, dort sei das entnommene Blut sehr wertvoll. „Als Arzt kann man dort auch Nabelschnurblut anfordern, und damit zum Beispiel Leukämie heilen“, so die Medizinerin.

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Studiogespräch bei „Tirol Heute“

Gabriele Kropshofer, Kinderonkologin an der Innsbrucker Klinik, zeigt sich im „Tirol Heute“-Studiogespräch skeptisch.

Keine Lebensversicherung für das eigene Kind

Das gelagerte Blut ist aber im Moment nicht automatisch für das eigene Kind vorgesehen. Die Entnahme kostet gut 2.000 Euro. Eine Entnahme nicht zu machen sei im Moment also kein Versäumnis, so Kropshofer. Derzeit raten Hämatologen und Transplanationsmediziner von einer Abnahme eher ab, da die Entnahme dem Neugeborenen selbst noch nicht den versprochenen Nutzen liefert.

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Nabelschnurblut wird momentan nur in bestimmten Fällen entnommen.

Im Moment wird vor allem bei speziellen Fällen das Nabelschnurblut entnommen, etwa wenn ein Geschwisterkind des Neugeborenen an Leukämie leidet. Das Blut des Babys wird dann direkt bei der Blutbank eingefroren und für die Heilung des Geschwisterchens verwendet. Diese Behandlung ist aber gratis für die Eltern.

Ungewisse Zukunft

Im Moment sei auch noch unklar, was in 20 Jahren sein werde, so Gabriele Kropshofer im „Tirol Heute“-Studiogespräch. Man wisse noch nicht, was mit den Stammzellen passiert, wenn sie sehr lange eingefroren werden. Getestet wurden bisher nur fünf Jahre. Auch zu den Heilungschancen gibt es keine Zahlen, vor allem nicht für das eigene Kind, da das ja kaum gemacht wird. Das Potenzial des Nabelschnurblutes sei aber da, so die Medizinerin, in 50, 60 Jahren als Reperaturmedizin.