Bauern unter Druck: Milchpreis im Keller

28 Cent zahlen die Molkereien den Bauern für ein Kilogramm konventionell hergestellte Milch. Der Milchpreis ist im Keller, seit vor einem Jahr die EU-Quote ausgelaufen ist. Das aktuelle Preistief ist für viele Bauern existenzbedrohend.

Rund 28 Cent pro Kilo bekommen die rund 3.200 Tirol Milch-Bauern derzeit. Das ist um einen Cent weniger als noch vor ein paar Wochen.

Mit dem Wegfall der Milchkontingente vor einem Jahr hat die Talfahrt begonnen. Es gibt zu viel Milch auf dem europäischen Markt, auch in Tirol wird deutlich mehr geliefert. Das Problem ist zum Teil auch hausgemacht, so Christian Straif vom Tiroler Rinderzuchtverband gegenüber ORF Radio Tirol. Der Druck auf die zur Berglandmilch gehörende Tirol Milch steigt. Zumindest 40 Cent pro Kilo Milch fordern die Bauern. Schon 2014 haben sich deshalb viele Nordtiroler Bauern für den Milchhof Sterzing entschieden, weil sie dort etwas mehr Geld bekommen - mehr dazu in Tiroler Bauern wechseln zu Milchhof Sterzing.

Sendungshinweis

„Tirol heute“, ORF 2, 19.00 Uhr.

Ursachen für die Milchkrise

Die Ursachen für die Milchkrise sind mannigfaltig: Einerseits wird durch den Wegfall der Milchkontingente zu viel produziert, dadurch sinkt der Preis. Außerdem beeinflusst das Russland-Embargo den Preis. Russland hat ein Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der EU verhängt, das sich enorm auswirkt. Durch das Embargo ist der Umsatz deutlich gesunken - mehr dazu in Russland-Embargo drückt Milchpreis weiter.

Außerdem beeinflussen die schwache Nachfrage aus China und der Preiskampf im Diskonter den Milchpreis. Zudem werde Milch im Handel oft „verrammscht, nur der günstige Preis zähle“, bedauerte Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger am Dienstag in der Radio Tirol Diskussionssendung „Hallo Tirol“. Qualitative Produkte würden gegen ausländische Billigmilchprodukte ausgetauscht. Regionale Produkte müssten gestärkt werden, das sei eine Strategie gegen den Verfall des Milchpreises, so Hechenberger. Eine Lösung bietet laut Experten nur eine Trendumkehr.

Strategien aus der Krise

Bauern, die auf Heu- oder Biomilch umgestellt haben, geht es trotz höherer Produktionskosten noch vergleichbar gut. Sie erzielen mit 40 Cent pro Kilo ein höheres Milchgeld. Für Heu- und Bioheumilch bekommen sie etwas mehr als 50 Cent.

„Es ist schon so, dass wir es geschafft haben, nicht in dieselbe Bredouille zu kommen wie unsere konventionellen Kollegen“, sagte BIO vom Berg-Chef Heinz Gstir gegenüber ORF Radio Tirol. Viel Potenzial für heimische Qualitätsprodukte sieht Heinz Gstir in Großküchen, in Schulen und vor allem im Tourismus. Auch der Gast sollte vermehrt mit authentischen regionalen Produkten verköstigt werden, das stärke die heimische Wertschöpfung.

Auch die Bauern zum Umdenken gefordert

Auch die Bauern seien gefordert. Sie sollten Nischen suchen, und sich nicht auf Förderungen verlassen. Eine Förderung könne immer nur eine Hilfe zur Selbsthilfe sein. Weniger Kraftfutter sollte zum Einsatz kommen, dann könnte vermehrt „Bio“ produziert werden. Die Bauern sollten sich laut Gstir auf ihre „Stärken besinnen, diversifizieren, eventuell umsatteln und echte Qualität produzieren, dann habe das Bauernsein in Tirol noch Zukunft.“ Und es sollte weniger Milch hergestellt werden. Mehr zu produzieren als gebraucht werde, führe in die Sackgasse, so BIO vom Berg-Chef Heinz Gstir.

Qualität liegt in der Hand der Konsumenten

Letztlich ist es auch eine Entscheidung der Konsumenten, ob sie heimische Produkte fördern oder lieber zum billigen Milchpackerl greifen. Das ist auch eine Entscheidung, welche Form der Landwirtschaft damit unterstützt wird. Darüber sollten sich die Konsumenten im Klaren sein.

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