Alpines Lebensgefühl soll Tirols Tourismus prägen

Tirol hat am Dienstag seine Ziele für den Tourismus Weg bis 2021 präsentiert. Als „Vision“ stellten die Verantwortlichen den „Inbegriff des alpinen Lebensgefühls“ voran. Ein Tourismusexperte mahnt unterdessen, die wirklichen Probleme anzugehen und nicht an der Oberfläche zu bleiben.

„Das ist ein Strategie- und kein Maßnahmenprogramm“, stellte der Geschäftsführer der Tirol Werbung, Josef Margreiter, bei der Präsentation der Zukunftsstrategie in Innsbruck klar. Im „jährlichen Aktionsprogramm“ soll der „Tiroler Weg 2021“ jedoch schrittweise in konkrete Handlungen umgesetzt werden. Margreiter, Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Verbands-Vorstandsvorsitzender Alfons Parth und Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Bodenseer (ÖVP) unterzeichneten zudem eine gemeinsame Deklaration.

Drei zentrale Leitlinien

Aus der Vision „Inbegriff alpinen Lebensgefühls“ leiteten die „Tourismus-Denker“ mit „Lebens- und Erholungsraum“, „Familienunternehmen“ und „Kompetenzführerschaft“ drei „große Linien“ ab, die den Tiroler Weg bestimmen sollen. Die Linien wiederum würden durch vier strategische Handlungsfelder konkretisiert: „Unternehmer und Mitarbeiter“, „Destinationsmanagement“, „Umwelt und Klima“ und „Tourismus und Standort“.

Josef Margreiter,Tirol Werbung; LH Günther Platter; Alfons Parth, Verband der Tiroler Tourismusverbände, WK-Präsidemt Jürgen Bodenseer

Land Tirol/Wikipil

Josef Margreiter, Tirol Werbung; LH Günther Platter; Alfons Parth, Verband der Tiroler Tourismusverbände, WK-Präsidemt Jürgen Bodenseer

Urlaubsorte unterscheidbar machen

„Völlig neu“ sei dabei der Klima- und Umweltschwerpunkt. Man wolle eine „proaktive Klimastrategie“ definieren, kündigte Margreiter an. Im Bereich des Destinationsmanagements gehe es etwa darum, eine Leistungsprofilierung in Angriff zu nehmen. Es habe zwar eine Konzentrierung bei der Anzahl der Tourismusverbände stattgefunden, die Destinationen seien derzeit aber noch zu wenig unterscheidbar, sah der Geschäftsführer einen weiteren Arbeitsschwerpunkt. Zum Punkt „Unternehmer und Mitarbeiter“ merkte Margreiter an, dass ersteren der Schuh so wie jetzt noch nie gedrückt habe. Man müsse sich zum Beispiel auch vermehrt um den Winter kümmern, dieser sei „keine gmahte Wiesn“.

Geld für Radwege und Marketing

Platter betonte, dass der Tiroler Weg im Tourismus permanent angepasst werden müsse. Dies sei auch in der Vergangenheit immer geschehen. Der Landeshauptmann verwies zudem auf das soeben beschlossene 135 Mio. Euro- „Impulspaket“ des Landes. Dort wären auch Maßnahmen für den Tourismus enthalten. So gebe es eine 2,5 Mio. Euro schwere „Radwegoffensive“ sowie ein „Sonder-Marketingprogramm“ mit zwei Mio. Euro zusätzlich für zwei Jahre, die der Tirol Werbung zur Verfügung stünden. Platter erinnerte auch an die Installierung eines Tourismusforschungszentrums. Das Land werde dafür ab 2016 über fünf Jahre insgesamt 1,5 Mio. Euro zur Verfügung stellen.

Jakob Edinger

ORF

Jakob Edinger

Experte mahnt Tiefgang ein

Der Innsbrucker Tourismusberater Jakob Edinger sagte am Dienstagabend in „Tirol heute“, derartige Leitbilder würden dann besonders effektiv, wenn sie von einer breiten Basis akzeptiert und umgesetzt werden, daran hapere es aber sehr oft. Den Tiroler Weg sieht er als Orientierungshilfe, leider bleibe man immer etwas an der Oberfläche. Man solle tiefer gehen und die wirklich anstehenden Probleme nicht ausklammern, etwa was man gegen die Schwäche der Sommersaison tun könne.

Für Ganzjahrestourismus brauche es ganz spezielle Produkte und Standorte. „Es ist wesentlich schwieriger, ein Ganzjahresprodukt zu entwickeln, als einfach eine Wintersaison zu machen und eine Sommersaison dann mitzuschleppen.“

Familienbetrieben wird es schwer gemacht

Die Familienbetriebe seien eine wirkliche Stärke des Tiroler Tourismus, „aber in letzter Zeit hat man es diesen Familienbetrieben nicht gerade leicht gemacht.“ Edinger erwähnte diesbezüglich die letzten Steuerveränderungen oder Standortverschlechterungen. „Es wird den Familienbetrieben schon ein wenig der Mut genommen und es würde einen großen Verlust für den Tiroler Tourismus bedeuten, wenn hier die Motivation zu sinken beginnt.“ Die Standortbedingungen müssten besser und nicht schlechter werden, sagt Edinger mit Blick auf die Politik, „in letzter Zeit hat man sie schlechter gemacht“.