Ende der Milchkontingentierung naht

Nach über 36 Jahren läuft mit Ende März die Milchquote in Europa aus. Mit der Quote wurde bis jetzt in Österreich geregelt, wie viel Milch die einzelnen Bauern produzieren dürfen. In Tirol will man in der kontingentfreien Zeit mit Qualität punkten.

Die Quote wurde damals in Europa eingeführt, um zu verhindern, dass zu viel Milch und Milchprodukte auf den Markt kommen. Seit rund zehn Jahren sei klar, dass die Quote nach März 2015 nicht mehr verlängert wird, heißt es seitens der Landwirtschaftskammer. Wie sich Tirols Milchbauern und Molkereien auf einem Markt ohne Quoten positionieren können, darauf habe man sich lange vorbereitet, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger. Die Devise laute „Qualität vor Quantität“. Zum Beispiel produziere man gentechnikfrei und man versuche, jeden Liter Milch in Tirol zu veredeln.

Export von Qualitätsprodukten

Die Chance der Tiroler Bauern liege im Export von Qualitätsprodukten, wie etwa gentechnikfreier Milch oder lange gereiftem Bergkäse, meint auch Georg Oberhammer, Aufsichtsratsvorsitzender der Tirol Milch.

Man schätzt, dass die Milchproduktion in Österreich in der nächsten Zeit um etwa 15 bis 20 Prozent steigen wird. Auch weil die Milchquote für Österreichs Bauern bisher relativ niedrig war. Die Tiroler Molkereien hätten sich bereits auf mehr Milch eingestellt, so Oberhammer. In Wörgl habe man eine neue Käserei auf höchstem Qualitätsstandard gebaut, die große Milchkapazitäten aufnehmen kann.

Bauern fahren Milchproduktion hoch

Viele Bauern haben angesichts des Quotenwegfalls schon jetzt die Milchproduktion hochgefahren. Die Superabgabe, die Bauern zahlen müssen, die über ihrer Quote produzieren, wird heuer bei rund 45 Millionen Euro für ganz Österreich liegen. Damit sei die letzte Superabgabe auch eine der höchsten jemals, hieß es am Mittwoch bei der Pressekonferenz.

Wie sich die Situation nach dem Quotenwegfall im Rest Europas entwickle, bleibe abzuwarten. Mit einer Milchschwemme rechnet man bei der Landwirtschaftskammer nicht. Die Auswirkungen auf den Milchpreis seien derzeit auch noch nicht abzusehen, so Josef Hechenberger. Man versuche das Angebot so attraktiv zu machen, dass man mit höherer Qualität einen höheren Preis erziele als Standardprodukte aus Nord- oder Osteuropa. Die Milch werde jedenfalls auch nach dem 31. März wie gewohnt von den Tiroler Bauern abgeholt, so Hechenberger.

Grüne Kritik am Bauernbund

David Hechl von den grünen Bäuerinnen und Bauern kritisiert, dass sich Bauernbundvertreter in der Vergangenheit viel zu wenig für eine Fortführung der Quote eingesetzt hätten. Außerdem sei es verabsäumt worden, Alternativkonzepte zu erarbeiten. Dieses Versagen müsse nun von den Milchbauern ausgebadet werden.

Es brauche eine Sicherung des Preises für qualitativ hochwertige Milch. Milchlieferungen sollten an das Grünland gebunden werden. Außerdem müsse die Milchsättigung in Tirol von 120 auf 100 Prozent gesenkt werden, was möglich sei, wenn man weniger Getreide füttere. Das senke die Futterkosten und steigere die Gesundheit der Kühe und hebe die Qualität der Milch, so Hechl.