Ein rüstiger 96er, der Großes plante
Es ist eine schöne Geschichte, die in Gunglgrün bei Imst spielt. Hier hat Norbert Heltschl für sich und seine Frau Maria ein Refugium geschaffen. Der Sohn eines britischen Offiziers und einer Imsterin ist 96 Jahre alt, seine Frau ist 90. Verheiratet sind die beiden schon seit 68 Jahren! Er war einst ihr Architekturprofessor an der Uni in Graz. Damals hat er ihre Entwürfe streng beurteilt.
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Die Klassische Moderne hat es ihm angetan
1958 gewinnt Heltschl den Wettbewerb zum Bau des Freibades Tivoli, eines seiner bekanntesten Werke. Der junge Architekt emanzipiert sich bereits früh vom konservativen Heimatschutz-Stil seines Stuttgarter Lehrers. Er orientiert sich an den internationalen Tendenzen der Klassischen Moderne. Frank Loyd Wright, Richard Neutra und vor allem Le Corbusier sind die Helden, deren Stil er als Pionier nach Tirol bringt.
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Der frühe und konsequente Einsatz von schalreinem Sichtbeton - von den Schwimmbecken bis zur Tribüne - ist sein Markenzeichen. Doch seine Entwürfe basieren auf dem menschlichen Maß - Le Corbusier nennt es den Modulor. Das spürt man an der fließenden Raumfolge im eigenen Haus in Gunglgrün. Der Architekt fühlt sich für das Zusammenleben der Benützer verantwortlich.
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Viele weitere Bauten folgten
Diesem Lebensgefühl enstspricht das international Aufsehen erregende Haus am Gardasee mit der gewagt über dem Abgrund hängenden Betonstiege. 1971 baut Heltschl das ersten Tiroler Terrassenhaus in den Steilhang von Hötting. Kinos, Kirchen und Schulbauten folgen - immer getragen vom hehren Anspruch, dass Architektur die Welt verbessern könnte.
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Eigenwillig im Unterricht
An der HTL prägt er als Lehrer Generationen von heute prominenten Architekten etwa Heinz Tesar oder Hanno Schlögl durch seine unkonventionellen Stil zu unterrichten. Es sei weniger akademisch als viel mehr toll gewesen, erinnert sich der rüstige Oberländer. Obwohl nicht erlaubt, sei bei ihm im Unterricht häufig das Radio gelaufen.
In Vaters Fußstapfen
Die Kreativität setzt sich in der eigenen Familie fort. Von fünf Kindern, 21 Enkeln und acht Urenkeln - arbeiten drei als Architekten. Für das gesunde Altern hat der 96-Jährige sein Rezept - seine Frau, wie er schmunzelnd betont.