Verzweifelte Flucht durch Eisenbahntunnel

Flüchtlinge setzen für ein besseres Leben in Europa auch ihr Leben aufs Spiel. In den letzten Wochen musste die Bahnpolizei in Bozen wiederholt den Zugverkehr stoppen, um Menschen aus den kilometerlangen Tunnels bei Kardaun und Blumau zu holen.

Da die Grenzkontrollen in den Zügen und auf den Straßen immer schärfer werden, scheint es für manche Flüchtlinge nur noch diesen gefährlichen Weg entlang der Bahntrasse Richtung Norden zu geben und riskieren dabei ihr Leben.

Beines eines Mannes im Tunnel

ORF

Der lebensgefährliche Weg durch den Eisenbahntunnel.

Leben riskieren - Zu Fuß durch den Tunnel

Montagvormittag entdeckte ein Lokführer eines Güterzuges im Kardauner-Tunnel bei Bozen zu Fuß vier afrikanische Flüchtlinge. Sofort schlug er bei der Bahnpolizei Alarm.

Die junge Männer aus dem Sudan und aus Äthiopien haben bei ihrer verzweifelten Flucht in ein besseres Leben beinahe ihr Leben verloren - davon ist der Kommandant der Bahnpolizei Vincenzo Tommaseo überzeugt. „Um die Menschen zu finden und um selbst nicht ein zu großes Risiko einzugehen, sind wir mit einem Schienersatzfahrzeug den Tunnel im Schritttempo abgefahren und haben ihn abgesucht. Dazu haben wir an jedem Ende des Tunnels eine Mannschaft positioniert, und die Vier schließlich gefunden.“

Die Bahnpolizei müsse jedes Mal den Zugverkehr stoppen, um das Leben der Flüchtlinge nicht zu gefährden, so der Kommandant weiter.

Aus Angst vor Kontrollen aus dem Zug gestiegen

Die Flüchtlinge sind vermutlich aus Angst vor Kontrollen am Bahnhof Bozen aus dem Zug gestiegen, um sich zu Fuß weiter Richtung Tirol durchzuschlagen. Viele kämen mit großer Verweiflung und mit großer Hoffnung zugleich, so Flüchtlingsberater Leonhard Voltmer. Und immer wieder setzen diese Menschen ihr Leben aufs Spiel. Vor drei Wochen klammerte sich ein Flüchtling von aussen an einen Güterzug. Die Bahnpolizei rettete den Mann nach einigen Kilometern davor, vom Zug zu fallen oder zu erfrieren. „Die Kontrollen sind schärfer geworden“, so Bahnpolizist Vincenzo Tommaseo: „Ohne gültige Papiere kommen die Menschen nicht über die Grenze. In dieser für die Flüchtlinge ausweglosen Situation versuchen sie eben diesen Weg.“

Flüchtlingsströme aus aller Welt

Wie viele Menschen sich solch gefährliche Wege Richtung Norden suchen, weiß niemand. Aber Tirol rechnet auch in diesem Jahr damit, dass der Flüchtlingsstrom nicht abreißt. Weitere Unterkünfte müssen im Land gesucht und gefunden werden - mehr dazu in Tirol rechnet mit 1.000 weiteren Flüchtlingen.