Gewerkschaftsjugend probt den Kulturkampf
Die jungen Gewerkschafter schreiben in ihrer Aussendung, dass sie sich intensiv mit den Attentaten in Frankreich beschäftigt hätten. In den Anschlägen sehen sie weniger einen Anschlag auf Christen, Juden oder Moslems, sondern „einen Anschlag auf die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit und die aufgeklärte Gesellschaft im Allgemeinen.“
Fanatismus ein Problem der Religion im Ganzen
Nun wolle man sich für eine Entkoppelung von Religion und Staat und für die Sicherung der Meinungsfreiheit stark machen. „Für uns hat religiöser Fanatismus oder Extremismus in einer aufgeklärten Gesellschaft nichts zu suchen“, sagt ÖGB-Landesjugendsekretär Mario Dengg. Man sehe dabei aber kein immanentes Problem einer einzelnen Glaubensrichtung, sondern vielmehr ein Problem der Religion im Ganzen.
Kritik an Papst Franziskus
Einen Beleg für „Gewalt und Fanatismus“ in Religionen erblickt Dominik Pittracher, Präsidiumsmitglied der Tiroler Gewerkschaftsjugend, in Äußerungen von Papst Franziskus. „Man kann keinem der Opfer von Paris unterstellen, dass sie sich durch die Anfertigung von Karikaturen, welche fiktive religiöse Figuren zeigen, schuldig gemacht haben. Dass ähnlich lautende Unterstellungen vom Papst persönlich kommen, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Gewalt und Fanatismus in jeder Religion zu finden sind.“
Ende von Konkordat und Islamgesetz
Die Gewerkschafter fordern eine strikte Trennung von Kirche und Staat, die in der Verfassung verankert ist. Der Auftakt dazu müsse der der Entfall des Religionsunterrichts sein. Das Konkordat und das Islamgesetz seien aufzukündigen. Es sei ein Gesetz zu entwerfen, welche für alle anerkannten Religionsgemeinschaften gelte, so Jugendsekretär Dengg. Außerdem fordern die jungen Gewerkschafter eine sofortige Löschung des Blasphemieparagraphen. „Um klar zu stellen, dass die Menschenrechte wichtiger sind, als die Gefühle von fiktiven Wesen, wäre es dringend an der Zeit ein Zeichen zu setzen“, sagte Dominik Pittracher.
Kritik von Lehrergewerkschaft
Die Gewerkschaft der Tiroler Pflichtschullehrer distanziert sich „von der unüberlegten und populistischen Forderung“ der Gewerkschaftsjugend nach Abschaffung des klassischen Religionsunterrichtes.
Da sich Schüler ohnehin schon seit Jahren vom Religionsunterricht abmelden könnten, sieht der Vorsitzende der Tiroler Pflichtschullehrergewerkschaft Walter Meixner keinen Handlungsbedarf. Solche Forderungen dürften möglicherweise von Personen kommen, die von dem Recht der Abmeldung Gebrauch gemacht und daher keinen Einblick in dieses Unterrichtsfach hätten. Die Bezahlung der Religionslehrer in Zusammenhang mit der zweifellos notwendigen Senkung der Lohnsteuer in Verbindung zu bringen sei ein weiterer Hinweis darauf, wie wenig überlegt diese Forderung ist.
Für ÖVP-Abgeordnete „Geschmacklosigkeit“
Die Integrations- und Generationensprecherin der Tiroler ÖVP, Kathrin Kaltenhauser, verurteilt „den undifferenzierten Rundumschlag der Tiroler Gewerkschaftsjugend gegen Religion und Kirche scharf“. Die tragischen Ereignisse von Paris für eine Pauschalverurteilung jeder Religion und eines jeden Glaubens zu missbrauchen, sei an Geschmacklosigkeit und Niveaulosigkeit kaum mehr zu unterbieten. Nach der Pegida versuche nun auch der linke Rand auf unverantwortliche Weise, Kapital aus den schrecklichen Anschlägen von Paris zu schlagen und sie für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Die lauthals hinausposaunte Toleranz bei den Junggewerkschaftern ende offensichtlich beim Grundrecht der freien Religionsausübung, so Kaltenhauser von der ÖVP.