Diskussion um Marsch aus NS-Zeit
Den Stein hatte der Ötztaler Publizist Markus Wilhelm ins Rollen gebracht. Er fordert ein Ende des Marsches bei offiziellen Anlässen, wie zuletzt im Wahlkampf und in Gegenwart hoher politischer Vertreter. Der Umgang mit dem Standschützenmarsch sei in der Tat zu diskutieren, glaubt auch Kurt Drexel vom Institut für Musikwissenschaften, der sich mit dem Thema Musik in der NS-Zeit beschäftigt. „Dieser Standschützenmarsch war damals eine nationalsozialistische Feiermusik und ist nach 1945 mit Tilgung der Widmung für Gauleiter Hofer neu aufgelegt und weiterverwendet worden. Ich denke, man muss dazu Stellung nehmen“, sagte Drexel.
Musikwissenschafter empfiehlt Positionierung
Über 70 Jahre habe man den Marsch nicht hinterfragt. Zudem war erst vor kurzem eine Diskussion über eine CD entbrannt, in der ähnliche Werk ohne ausreichende geschichtliche Aufarbeitung auch mit öffentlichen Geldern produziert wurde - mehr dazu in Landesgeld für CD aus dem Nazi-Bereich.
Musikwissenschafter Kurt Drexel geht einen Schritt weiter: "Ich würde empfehlen, sich den historischen Tatsachen zu stellen. Man müsste sich auf jeden Fall positionieren und sagen: Wenn ich den schon spiele, dann bedeutet das im historischen Bewusstsein heute etwas anderes für uns. Das müsste auch artikuliert werden. Man wusste auch im Blasmusikverband die Eckdaten, aber man wollte es nicht so genau wissen. Es war ein kollektives Beschweigen.“
Blasmusikverband will kein Verbot
Der Blasmusikverband wolle den Standschützen-Marsch aber nicht streichen, sagte Bundesobmann Siegfried Knapp: „Das liegt in der Verantwortung der Kapelle und des Kapellmeisters. Wir haben in der Vergangenheit da eigentlich wirklich nichts gewusst und Nichtwissen ist ja kein Fehler.“ Er selbst würde ihn als Kapellmeister momentan nicht spielen, so Knapp.