Platter: „Bin Garant für Stabilität“

Zum ersten Mal stellt sich LH Günther Platter als Spitzenkandidat der ÖVP am 28. April zur Wahl. Laut Umfragen muss er mit einem historischen Tiefststand für die ÖVP rechnen. Platter warnt vor „Unregierbarkeit“. Die ÖVP sei Garant für Stabilität.

tirol.ORF.at: Herr Landeshauptmann Platter, bei dieser Wahl werben mit elf Listen mehr Gruppierungen denn je zuvor um Stimmen. Viele Wählerinnen und Wähler sind noch unentschlossen. Was sind die drei wichtigsten Sachthemen, mit denen die ÖVP im Finale des Wahlkampfes noch Unentschlossene überzeugen möchte?

Günther Platter: „Entscheidend sind leistbares Wohnen, verschiedenste Maßnahmen dafür haben wir in unserem ,Tirol-Plan‘ definiert, weiters die Energiefrage, wir brauchen die Energieunabhängigkeit bis zum Jahr 2030, das werden wir umsetzen, dritter Punkt ist die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik. Ziel ist, dass wir im Bildungsbereich jungen Leuten diese Chance geben, dass das Land Tirol sich als Wirtschaftsstandort weiterhin offensiv behaupten kann.“

tirol.ORF.at: Sie legen eine aus Ihrer Sicht positive Bilanz vor. Dennoch haben die Oppositionsparteien und zuletzt auch Vertreter der neuen bürgerliche Gruppierung vorwärts Tirol sehr harte Kritik an Ihnen und Ihrem Regierungsteam geübt. Da war die Rede von Entscheidungsschwäche in wesentlichen Fragen wie Agrar und Energie, Stillstand und Günstlingswirtschaft im Land. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?

Platter: „Ich beteilige mich nicht an dieser Schlammschlacht. Man sieht jetzt genau, dass die verschiedenen Parteien ganz offen schon vor der Wahl erklären, dass sie eine Regierung gegen die ÖVP Tirol bilden wollen und damit der Platter auch weg ist als Landeshauptmann. Deshalb trete ich mit der ÖVP Tirol als stabile Kraft an, damit Tirol auch künftig regierbar bleibt.“

tirol.ORF.at: Fast die Hälfte der am Sonntag antretenden Listen sind ÖVP-Abspaltungen. Zuletzt hat Ihre Partei mit vorwärts Tirol - mit Ex-ÖVP-Landesrätin Anna Hosp und mitgegründet von der Innsbrucker Bürgermeisterin Oppitz-Plörer - neue Konkurrenz bekommen. Die ÖVP hat Oppitz-Plörer in Innsbruck in eine für sie sehr riskante Stichwahl gezwungen. War das im Rückblick ein strategischer Fehler? Würde die ÖVP jetzt nicht dringend die Unterstützung der Bürgermeisterin von Innsbruck brauchen, wo jede fünfte Wählerin, jeder fünfte Wähler wohnt?

Platter: „Ich habe der Bürgermeisterin vor der Wahl vorgeschlagen, dass die ÖVP sie unterstützt und keinen eigenen Kandidaten stellt. Oppitz-Plörer hat damals gesagt - und dafür gibt es Zeugen - die ÖVP solle nur selbst einen Kandidaten stellen. Es wäre gescheiter gewesen, meinen Vorschlag anzunehmen, dann hätte sich das Ganze in eine andere Richtung entwickelt.“

tirol.ORF.at: Bis zuletzt emotional und hart geführt worden ist die politische Debatte in Sachen Agrargemeinschaften. Abgesehen von juristischen Details zu den Ansprüchen von Gemeinden und Agrargemeinschaften: Zuletzt haben alle Landtagsparteien außer der ÖVP - auch Ihr bisheriger Regierungspartner SPÖ - massiv kritisiert, die ÖVP stelle letztlich die Interessen von Agrarfunktionären über jene der Gemeinden und damit der gesamten Bevölkerung. Müssen Sie befürchten, dass die ÖVP dieses Thema letztlich Stimmen bei der Wahl am Sonntag kostet?

Platter: „Diese Beurteilung der Opposition und zuletzt der Umfaller-SPÖ ist völlig falsch. Wir haben gemeinsam - außer mit den Stimmen der Liste Fritz - das Flurverfassungsgesetz beschlossen. Zur behördlichen Abwicklung: Wir haben in Tirol insgesamt 2.000 Agrargemeinschaften, davon 250 Gemeindegutsagrargemeinschaften, und 70 Prozent der Fälle sind schon jetzt erledigt. In einem Jahr werden wir dieses Thema erledigt haben, genau so, wie es der Verfassungsgerichtshof wollte.“

tirol.ORF.at: Warum gibt es dann derart viel Unzufriedenheit rund um dieses Thema, wenn Sie sagen, das sei in absehbarer Zeit ohnehin erledigt?

Platter: „Da gibt es natürlich Hardliner, auf der einen Seite und auf der anderen. In einer Demokratie ist es so, dass man in die Instanzen hinauf- und hinuntergehen kann. Das dauert natürlich. Innerhalb von einem Jahr werden wir diese Problematik erledigt haben, und dann haben wir etwas Großes zustande gebracht.“

tirol.ORF.at: Das Personenkomitee für Ihre Wiederwahl mit dem Tiroler Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle an der Spitze hat als Wahlziel 40 Prozent oder mehr definiert. Sie sprechen „nur“ vom Halten der Mandate. Trauen Sie sich selbst und der ÖVP weniger zu als Ihre Unterstützer?

„Ich bin realistisch. Wenn so viele Listen antreten, dann muss man wissen, dass das der eigenen Partei schadet. Jede Laus beißt. Und wenn wir unter diesen Umständen die 16 Mandate halten, so ist es ein Erfolg.“

tirol.ORF.at: Was müssten Sie - davon ausgehend - als Scheitern werten, gibt es dafür auch eine Definition?

„Sie sprechen hier eine Schmerzgrenze an. Diese gibt es für Tirol. Eine Regierung ohne ÖVP Tirol würde chaotische Umstände bringen, und das Land wäre nicht mehr regierbar.“

tirol.ORF.at: Gibt es eine persönliche „Schmerzgrenze“ für Sie als Spitzenkandidat?

„Die Schmerzgrenze für Tirol gilt. Persönlich bin ich überzeugt, dass wir 16 Mandate erreichen.“

Das Gespräch führte Robert Unterweger

Günther Platter im Wordrap

Was wollten Sie als Kind werden?
„Skirennläufer. Ich bin immer schon gerne Skirennen gefahren, das war immer mein Wunsch.“

Wenn es einen Film über Sie gäbe, welchen Titel hätte er?
„Gratwanderung, weil man in der Politik immer am Grat geht und hier bestehen muss.“

Wen sehen Sie als ihr Vorbild?
„Meine Eltern, weil die ganz klein angefangen und sehr viel geleistet haben.“

Was können Sie am besten kochen?
„Ein Kasmus.“ (Käsemus, Anm. d. Red.)

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Tirol?
„Das ist die Silberspitze, mein Heimatberg, auf den ich immer wieder hinaufgehe und einen guten Rundblick habe.“

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Das Buch vom Andi Holzer, der blind und ein extrem guter Bergsteiger ist. Er hat in seiner Jugend auch beim Radfahren und Langlaufen mitgemacht. ich bin ganz fasziniert von diesem Buch.“

Was sehen Sie als Ihre Stärke an?
„Leute zusammenzuführen und mein Durchsetzungswille, das ist absolut meine Stärke.“

Was ist Ihre größte Schwäche?
„Die Ungeduld. Ich möchte immer, dass vieles schneller weitergeht. Und manchmal passiert es nicht so, wie ich das haben möchte.“

Warum sind Sie in die Politik gegangen?
„In die Gemeindepolitik bin ich eingestiegen, um in der Gemeinde was weiter zu bringen, und das gilt jetzt natürlich auch für das Land.“

Was tun Sie am liebsten, wenn Sie nicht von Politik oder Beruf eingespannt sind?
„Bergsteigen. Wenn ich nur irgendwo die Chance habe, auf den Berg hinauf zu gehen und am Abend zu Hause ein Glas Wein trinken kann, das ist für mich absolute Entspannung.“

Was machen Sie in zehn Jahren?
„Ich trete an als Landeshauptmann und ich will noch viele, viele Jahre für Tirol als Landeshauptmann tätig sein.“

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