Bevölkerung nimmt im Dom Abschied

Seit Donnerstagnachmittag können sich die Tirolerinnen und Tiroler vom verstorbenen Altbischof Reinhold Stecher verabschieden. Sein Leichnam ist im Dom zu St. Jakob zwei Tage lang aufgebahrt, am Samstag wird er in der Krypta des Doms beigesetzt.

Die öffentliche Aufbahrung begann im Beisein der höchsten politischen Vertreter von Land und Stadt um 14 Uhr mit einem Segensgebet durch Bischof Manfred Scheuer. Im Anschluss daran nützten Tausenden Menschen die Möglichkeit, sich von Bischof Stecher zu verabschieden und sich in das aufgelegte Kondolenzbuch einzutragen.

Sarg von Reinhold Stecher im Dom

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Nach einem kurzen Gebet durch den Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer bekamen die anwesenden Trauergäste, darunter LH Günther Platter (V), LHStv. Anton Steixner (V), LHStv. Gerhard Reheis (S), Landtagspräsident Herwig Van Staa (V) und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI), die Möglichkeit, sich von Stecher persönlich zu verabschieden.

Die überwältigende Anteilnahme seitens der Bevölkerung bewegt auch Bischof Manfred Scheuer. Überrascht zeigt er sich davon jedoch nicht.

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Am Freitag um 18 Uhr lädt die Diözese Innsbruck zum Gebet für den Verstorbenen in den Innsbrucker Dom. Geleitet wird diese Gebetsstunde von Bischofsvikar Dr. Klaus Egger. Er war in der Amtszeit Stechers der Generalvikar der Diözese Innsbruck.

Zahlreiche Persönlichkeiten bei Begräbnis

Die Liste der Trauergäste wird immer länger. Wie es derzeit aussieht wird wohl die gesamte österreichische Bischofskonferenz an den Begräbnisfeierlichkeiten für Bischof Reinhold Stecher in Innsbruck teilnehmen, offen ist noch, ob auch Kardinal Christoph Schönborn kommen wird.

Schon am Donnerstag hat der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Paul Chaim Eisenberg, Reinhold Stecher die letzte Ehre erwiesen - Ausdruck und sichtbares Zeichen für die große Wertschätzung für den Verstorbenen, der sich große Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog erworben hat.

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Vor dem Dom zu St. Jakob weht die schwarze Flagge

Zeitungsfoto.at

Begräbnis am Samstag

Bischof Reinhold Stecher wird am Donnerstag ab 14.00 Uhr im Dom von Innsbruck aufgebahrt. Das feierliche Requiem im Dom und das Begräbnis beginnen am Samstag um 11.00 Uhr. Bis dahin wird nach dem Angelus-Läuten zur Mittagszeit die große Glocke des Innsbrucker Doms zu St. Jakob in Gedenken an den verstorbenen Alt-Bischof Reinhold Stecher rund 15 Minuten läuten.

Radio Tirol bringt in Erinnerung an den Altbischof in der Sendung „Über Gott und die Welt“ am Donnerstag um 21.00 Uhr ein Zeitzeugen-Gespräch. ORF 2 sendet am Samstag ab 9.55 Uhr einen Film von Monica Ladurner aus dem Jahr 2011, der anlässlich seines 90. Geburtstages entstanden. Sie besuchte mit Altbischof Reinhold Stecher wichtige Schauplätze seines Lebens und gestaltete ein sehr persönliches Portrait. In diesem Film nimmt er die vier Elemente Wasser, Feuer, Erde, Luft – Grundvoraussetzungen allen Lebens – zum Ausgangspunkt für Gedanken, die einen Bogen spannen von der Bibel zu den drängenden Problemen der Menschen von heute. Gezeigt wird auch die „Land der Berge“-Folge „Bergsteiger und Menschenfischer“.

Ab 11.00 Uhr überträgt ORF 2 am Samstag das Requiem aus dem Innsbrucker Dom.

Bischof Manfred Scheuer

Diözese Innsbruck

Bischof Manfred Scheuer

„Wanderprediger zwischen den Welten“

Innsbrucks Diözesan-Bischof Manfred Scheuer würdigt Stecher als einen Freund des Lebens, wie er sagt, einer, der immer versucht habe, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen und Brücken zu bauen. Stecher habe aber auch Brunnen gebaut und Menschen die Quelle des Lebens erschlossen: „Alt-Bischof Reinhold wird dem Land fehlen. Er war nicht nur ein Brunnen- und Brückenbauer.“ Scheuer weiter über den Verstorbenen: „Bischof Reinhold war ein Wanderer, ein Wanderprediger zwischen den Welten, die sich auf engstem Raum finden, säkulare Welten, fromme Milieus, ein Wanderer zwischen Kindern und Sterbenden, aus intellektuellen Milieus in einfachere. Da ist Vielsprachigkeit gefordert und Einfühlung, Verständnis und das Bemühen um Kommunikation.“

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Kardinal Christoph Schönborn

APA / Roland Schlager

Kardinal Schönborn

Schönborn würdigt verstorbenen Altbischof

Als Menschen, der „durch seine Person, seine Texte und seine Bilder vielen Menschen die Freude am Glauben und einen Zugang zum Evangelium eröffnete“ hat Kardinal Christoph Schönborn den verstorbenen Innsbrucker Altbischof Reinhold Stecher gewürdigt. Viele habe „seine Geradlinigkeit, seine kritische Stimme sowie seine Liebe zu den Bergen beeindruckt“, sagte Schönborn in einer ersten Reaktion gegenüber „Kathpress“.

Stecher sei vielen als Künstler und Aquarellmaler bekannt gewesen, „weniger bekannt war aber, dass Bischof Stecher auch ein sehr guter Karikaturist mit einem tiefsinnigen Humor war“, so Schönborn.

Georg Schärmer, Caritasdirektor

Caritas

Georg Schärmer

Er war ein Mensch mit Herz-Augen

Bewegende Worte findet auch Tirols Caritas Direktor Georg Schärmer. Stecher war eine Firewall für Arme, Ausgegrenzte und Heimatlose. Ein Mensch mit Herz-Augen, der Wasserfarben in Wasserbrunnen in Afrika verwandelte, charakterisiert Schärmer den Maler Stecher.

Von allen Bergen Tirols und aus vielen Dörfern Afrikas töne ein Echo der Dankbarkeit. „Deo gratias! Reinhold sei Dank und Vergelt’s Gott!“

Krätzl: Ein Zeuge des gelebten Glaubens

Sein bischöfliches Leitwort „Dienen und Vertrauen“ war für ihn Programm, bestätigt Stechers Freund und Wegbegleiter, der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. Er war im Krieg ein großer Zeuge und später ein großer Zeuge des gelebten Glaubens: „Seine große Stärke war die völlige Identität von Glaube und Leben. Diese hat ihn auch so verständlich gemacht.“

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Einzigartige Zusammenarbeit mit Kultusgemeinde

„Es gab nur einen Stecher! Wir sind schockiert“. Esther Fritsch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde ist tief betroffen über das Ableben des Altbischofs.

Esther Fritsch kann auf eine 20-jährige Freundschaft mit Reihold Stecher zurückblicken. Auf seine Veranlassung hin wurde beispielsweise 1988 das Tiroler Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit gegründet.

Zur Einweihung der Synagoge vor 20 Jahren schenkte Stecher der Kultusgemeinde eine Hanukkah-Leuchte. „Eine bischöfliche Leuchte neben dem Tora Schrein, das ist weltweit einzigartig“, erzählt Fritsch.

Für Superintendent war Stecher besonderer Mensch

In einem Kondolenzschreiben an Diözesanbischof Manfred Scheuer beschreibt der Superintendent der Diözese Salzburg/Tirol, Olivier Dantine, den Altbischof als einen „ganz besonderen Menschen, der mit seiner offenen, fröhlichen und gelassenen Art viele Menschen berührt und beeindruckt“ habe. Sein Glaube, so der Superintendent, „hatte die Kraft, Grenzen zu überwinden“.

Die Evangelischen in Tirol seien dankbar für Stechers unermüdlichen Einsatz für die Aussöhnung zwischen den christlichen Kirchen. Sein Wirken habe die Basis für das gute ökumenische Klima gelegt, das die Kirchen heute erlebten.

Halbstündiger Trauerakt im Landtag

Der Tiroler Landtag gedachte Mittwochvormittag in einem halbstündigen Trauerakt des tags zuvor verstorbenen Innsbrucker Altbischofs Reinhold Stecher. Landtagspräsident Herwig Van Staa würdigte Stecher in seiner Rede als einen großen Tiroler und einen großen Patrioten, um den das Land Tirol und viele Tiroler weinen würden. Sein Lebensmotto „dienen und vertrauen“ habe der Altbischof zur Gänze gelebt. „Er war ein wahrhaftiger Mensch“, meinte ein sichtlich bewegter Van Staa.

Er sei dem Geistlichen seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden gewesen, der Abschied falle ihm persönlich sehr schwer. Bei den Veranstaltungen, die er in der jüngeren Vergangenheit mit Stecher besucht habe, habe dieser immer wieder davon gesprochen, dass er sich im Landeanflug seines Lebens befinde und die Landeklappen bereits ausgefahren seien.

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Das offizielle Tirol trauert

Mit großer Betroffenheit reagierte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) auf die Nachricht vom Tod des Altbischofs. Stecher sei eine „Ausnahmeerscheinung unserer Zeit“ gewesen, die Tiroler Bevölkerung habe ihm während seiner aktiven Zeit und auch in den Jahren danach, die von seinem karitativen Wirken geprägt waren, hoch verehrt und sei ihm mit tief empfundener Zuneigung verbunden gewesen, so Platter.

Günther Platter

APA/Robert Parigger

LH Günther Platter

„Wie kein anderer verstand es Reinhold Stecher in seinen Predigten in Bildern zu sprechen und den Gläubigen das, was ihm wichtig war, zu vermitteln. Mit Altbischof Reinhold Stecher verliert nicht nur die Kirche, sondern das ganze Land Tirol eine unvergleichliche Persönlichkeit“, so Platter weiter. Stecher sei trotz seines hohen Amtes stets nahe bei den Menschen gewesen und habe ehrlichen Anteil an ihren Sorgen und Nöten genommen.

„In all seinen Entscheidungen blieb Altbischof Stecher stets seinen im tiefen Glauben verwurzelten Überzeugungen treu. Damit erwarb er sich großen Respekt und höchste Wertschätzung, die weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus reichte“, brachte der Landeshauptmann die Trauer und Anteilnahme des Landes Tirol zum Ausdruck.

Für sein bedeutendes Wirken war Altbischof Reinhold Stecher mehrfach ausgezeichnet worden. 1987 wurde ihm nach einem Beschluss durch den Tiroler Landtag der Ring des Landes Tirol verliehen - die höchste Auszeichnung des Landes Tirol.

Sendungshinweis:

Mittwoch, 30. Jänner 2013
um 20.15 Uhr, ORF III und
Donnerstag, 31. Jänner 2013
um 11.55 Uhr, ORF 2

Aus Anlass des Todes des Innsbrucker Alt-Bischofs Reinhold Stecher zeigt der ORF ein sehr persönliches Porträt des engagierten Kirchenmannes.

Mehr dazu in Film-Portrait Reinhold Stecher

„Ein schwerer Verlust für das gesamte Land“

„Eine der ganz großen Persönlichkeiten dieses Landes ist nicht mehr", zeigte sich LHStv Gerhard Reheis für die gesamte SPÖ Tirol tief betroffen über den Tod von Alt-Bischof Reinhold Stecher.

Mit seinem Verbot des „unsäglichen“ Kultes um das Anderl von Rinn setzte Stecher der Legende vom jüdischen Ritualmord ein Ende. „Zeit seines Lebens stand der blendende Rhetoriker für Überparteilichkeit, einen integrativen Führungsstil und ein Miteinander. Stets stellte er das Verbindende vor das Trennende“, so der Tiroler SPÖ-Vorsitzende. „Er hatte ein offenes Herz für alle, ganz egal welcher Religionszugehörigkeit. Eine hochintelligente Person, mit einem besonderen Verständnis für gesellschaftspolitische Fragen. Reinhold Stecher war ein Brückenbauer, dem immer meine höchste Wertschätzung gelten wird“, so Reheis.

Grüne: „Stecher hinterlässt tiefe Lücke“

„Der Tod von Altbischof Dr. Reinhold Stecher erfüllt uns GRÜNE mit großer Trauer. Bischof Stecher hat in seinem Engagement für die Menschlichkeit weit über Tirol hinaus gedacht und gewirkt. Seine Tiefe im Glauben war beeindruckend. Sein Verständnis und seine Unterstützung für Menschen in Afrika, wo er über den Verkauf seiner Bilder viele Brunnenprojekte realisieren konnte, sind vorbildhaft. Bischof Stecher hinterlässt eine Tiefe Lücke in der Tiroler Kirche und in der Tiroler Bevölkerung. Seine Überzeugungskraft, seine Redegewandtheit aber auch sein Humor werden unvergessen bleiben“, so die GRÜNE Klubobfrau Christine Baur in einer ersten Reaktion.

Zum Nachhören

Altbischof Reinhold Stecher im Gespräch mit Peter Jungmann anlässlich seines letzten Buchs „Spätlese“.

Podcast & Nachhören

Für Hauser war Stecher Brückenbauer

Mag. Gerald Hauser kondoliert in einer Aussendung Innsbrucks Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer zum Ableben des emeritierten Diözesanbischofs Dr. Reinhold Stecher: „Bischof Reinhold Stecher war ein bedeutender Brückenbauer zwischen Kirche Gesellschaft. Sein Engagement in der Ökumene – vor allem im Dialog zwischen Katholiken und Protestanten – hat in Tirol ein großes Erbe hinterlassen“, würdigt Hauser, der weiters anmerkt, dass sich „Exzellenz Stecher immer für die gelebte Tradition und für die Interessen Südtirols eingesetzt hat.“ Mag. Hauser drückt Exzellenz Scheuer und den Tiroler Gläubigen sein aufrichtiges Mitgefühl aus.

Tirols Altbischof Reinhold Stecher ist am Dienstagabend gegen 18.00 Uhr in der Innsbrucker Klinik verstorben. Das gab die Diözese Innsbruck bekannt. In der Nacht von Montag auf Dienstag war der Altbischof nach einem Herzinfarkt in die Klinik gebracht worden. Stecher war von 1981 bis 1997 Bischof der Diözese Innsbruck. Der Altbischof wurde 91 Jahre alt. Stecher galt in Tirol als moralische Autorität. Mehr dazu in Altbischof Stecher ist tot.

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