Ermittlungen nach Lawinenunglück

Bei einem Lawinenabgang auf dem Zischgeles im Sellrain soll ein Tourengeher abgelehnt haben, Hilfe zu leisten. Drei Personen sind verschüttet worden. Ein Steirer konnte erst nach 30 Minuten geborgen werden, er verstarb am Sonntag in der Klinik.

Am Sonntag wurde bekannt, dass es während der Rettungsaktion zu unterlassener Hilfeleistung eines unbeteiligten Skitourengehers gekommen sein soll.

Ermittlungen wegen unterlassener Hilfe

Nach Information des Lawinenwarndienstes Tirol auf seinem Internetblog bat ein von dem Lawinenabgang Betroffener einen aufsteigenden Skitourengeher um Unterstützung. Dieser soll die Hilfe verweigert und seinen Weg fortgesetzt haben.

„Das ist moralisch höchst bedenklich“, äußerte sich Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst. „Heute fanden die Erhebungen zum Lawinenunfall statt, dabei wurde das Gipfelbuch kontrolliert“, bestätigte ein Polizeibeamter am Sonntagnachmittag. Man ermittelt gegen unbekannt wegen unterlassener Hilfeleistung.

100 Meter breites Schneebrett

Das rund 100 Meter breite und einige hundert Meter lange Schneebrett im Sellrain war am Gipfelhang des rund 3.000 Meter hohen Zischgeles in der Schrankogelgruppe abgegangen. Ausgelöst wurde es von Tourengehern bei der Abfahrt kurz nach 14.00 Uhr.

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Sieben Personen waren im Hang

Während des Lawinenabgangs befanden sich laut Alpinpolizei sieben Personen im Gipfelhang. Ein Vater und seine Tochter aus Deutschland wurden während der Abfahrt mitgerissen. Ihr Lawinenairbag hielt die beiden an der Oberfläche. Ein sich im Aufstieg befindlicher Mann wurde ebenfalls mitgerissen. Er wurde teilverschüttet und konnte rasch geborgen werden, erlitt aber Rückenverletzungen.

Völlig verschüttet wurde ein Steirer, der sich in einer vierköpfigen Tourengruppe befand. Er konnte zwar von dem Deutschen relativ rasch geortet werden, bis er von den Suchmannschaften geborgen wurde, vergingen jedoch rund 30 Minuten. Der Mann musste reanimiert und in die Klinik Innsbruck eingeliefert werden, wo er am Sonntag verstarb.

Lawinenkegel

ORF

Neben dem Hubschrauber des Innenministeriums waren mit dem C1 und dem Martin II zwei weitere Notarzthubschrauber im Einsatz.

Lawinengefahr massiv unterschätzt

Auch wenn der Zischgeles als relativ sicherer Berg gilt, hätten die Tourengeher die Lawinengefahr am Samstag definitiv unterschätzt, betont Gerhard Baumann, Ortsstellenleiter der Bergrettung Gries im Sellrain. Der Gipfelhang habe an die 35 Grad und sollte bei Warnstufe 3 auf keinen Fall befahren werden. „Nicht auszudenken, wenn das Schneebrett zu einem anderen Zeitpunkt abgegangen wäre. Es hätten ohne weiteres 15 Personen verschüttet werden können“, so Baumann. In diesem Gebiet waren am Samstag zahlreiche Tourengeher unterwegs.

Großeinsatz auch in Serfaus

Rund 120 Mann waren nach einem Lawinenabgang in Serfaus im Einsatz. Das ausgelöste Schneebrett rutschte bis auf eine Piste. Vorsichtshalber wurde der Lawinenkegel sondiert, verschüttet wurde aber zum Glück niemand.

Kurz vor 13.00 Uhr hatte die Leitstelle Tirol den Abgang gemeldet. Bedienstete der Seilbahngesellschaft hätten das abrutschende Schneebrett bemerkt und Alarm geschlagen.

Lawinenabgang in den Tuxer Voralpen

Ebenfalls Samstagmittag war ein weiterer Lawinenabgang am Scheibenspitz in den Tuxer Voralpen bei Navis im Bezirk Innsbruck-Land vermeldet worden. Dort wurde ein Südtiroler von einem Schneebrett erfasst und teilverschüttet. Ein weiterer Südtiroler konnte noch rechtzeitig aus der Lawine ausfahren und seinem Kameraden helfen. Beide blieben unverletzt.

Die Lawinengefahr war am Samstag von Experten als „erheblich“ - Stufe „3“ auf der fünfteiligen Skala - beurteilt worden. In den Tiroler Tourengebieten wurde die Situation als „heikel“ bezeichnet. Sie verwiesen zudem auf die erforderliche Erfahrung und die Beurteilung der Lawinensituation der Variantenfahrer.