Keine Lebensversicherung für Diabetiker

Diabetiker kritisieren ihre Benachteiligung bei Versicherungen. Ein Häuslbauer, der für seinen Kredit eine Lebensversicherung braucht, wurde schon von vier Anstalten abgewiesen. Er ist kein Einzelfall.

Der 35-jährige Bernd Mazagg, der mit einer Osttirolerin verheiratet ist, wollte seinen Hauskredit durch eine Ablebensversicherung besichern. Doch die Versicherungsanstalten lehnten ihn ab, weil er nicht den geforderten Blutwert hatte. Der HbA1c-Wert ist ein Langzeitblutwert, bei Nicht-Diabetikern liegt er zwischen drei und sechs. Diabetiker versuchen, sich diesem Wert mit blutzuckersenkenden Medikamenten anzunähern.

Experten bezweifeln geforderte Blutwerte

Doch mit einer schweren diabetischen Grunderkrankung ist es unter Umständen schwer möglich, den von der Versicherung geforderten HbA1c-Wert von sechs zu erreichen. Prof. Monika Lechleitner, Internistin und Ärztliche Direktorin des Krankenhauses Hochzirl, bestätigt neue Einstellungsformen für Diabetiker vom Typ 1, „Werte zwischen 6,5 und 7,5 haben nach jüngsten Studien die niedrigste Mortalität“, bestätigt die Internistin.

Ein inidividuell zu niedriger HbA1c-Wert sei unter Umständen auch gesundheitsschädlich, weil er mit Unterzuckergefahr einhergehe. Der Innsbrucker Internist Werner Kirchebner begründet dies damit, dass die Einnahme von Medikamenten zur aktiven Senkung des Blutzuckerspiegels zum Risiko der Unterzuckerung führe. Die Unterzuckerung könne auch für die Leistung diverser Organe beeinträchtigen, so Kirchebner. Unterzuckerung kann in leichter Form zu Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu Bewusstlosigkeit oder Tod durch Herzrhythmusstörungen führen.

Ausschluss von Versicherung oder hohe Prämie

Auch die Bundesvorsitzende der Österreichischen Diabetiker Vereinigung, Anna Mayer, kritisiert, dass die Versicherungen dennoch einen HbA1c-Wert im Normbereich fordern. Mayer spricht von einer generellen Benachteiligung von Diabetikern. Wer z.B. Typ-1-Diabetiker ist und dies im Fragebogen zu den Personendaten ankreuzt, werde entweder von der Versicherung abgelehnt oder zu einer höheren Prämie verdonnert.

Am Dienstag ist im Ministerrat die Novelle des Versicherungsvertragsgesetzes beschlossen worden. Diese war notwendig geworden, nachdem der EuGH es als Diskriminierung beurteilt hat, Versicherten je nach Geschlecht verschiedene Prämien vorzuschreiben. Die Österreichische Diabetikervereinigung fordert jetzt, dass gemäß dem Gleichheitsgrundsatz auch Diabetiker nicht diskriminiert werden dürften.

Vorkommen und Symptome

In Österreich sind laut Tiroler Landeskrankenanstalten Gmbh (TILAK) 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung von Diabetes betroffen, die Zahl der Diabetiker und Diabetikerinnen wächst jedoch von Jahr zu Jahr. Bei Typ 1 Diabetes sterben jene Zellen, die in der Bauchspeicheldrüse Insulin produzieren, ab. Bei Typ 2 Diabetes wird Insulin zwar produziert, der Körper verliert aber die Fähigkeit es zu verwerten.

„Bei Kindern sind Gewichtsverlust, Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit und Bettnässen Symptome für Diabetes Typ 1“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Sabine Hofer von der Innsbrucker Kinderklinik. Die Diagnose Typ 1 Diabetes wird meist im Kindesalter gestellt. Treten vermehrt solche Anzeichen auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

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