Walder-Eklat bei Begräbnis in Osttirol

Ein jahrzehntelanger persönlicher Streit fand in Innervillgraten am Montag ein unrühmliches Ende. Beim Begräbnis von Jäger Johann Schett - er hatte 1982 den Wilderer Pius Walder erschossen - störte Walders Bruder Hermann massiv die Trauerfeier.

Am Montagnachmittag wurde der 72-jährige Jäger Johann Schett in Innervillgraten in Osttirol zu Grabe getragen. Nicht als Trauernder, sondern als Demonstrant begab sich Hermann Walder zum Friedhof - in der Hand ein Transparent, auf dem in fetten Lettern der Verstorbene als Mörder von Pius Walder bezeichnet wurde. Mit lautstarken Rufen störte er die Trauerfeierlichkeiten. Ein Großaufgebot von Polizisten war im Einsatz und konnte Walder schließlich aus dem Nahbereich des Friedhofs entfernen.

Hermann Walder

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Ein jahrzehntelanger Jäger-Wilderer-Konflikt

Der Tod von Pius Walder zählt zu den prominentesten Kriminalfällen Tirols - auch als „Walder-Saga“ bekannt. Am 8. September 1982 wurde der Wilderer Pius Walder vom Jäger Johann Schett von hinten mit einem Schuss in den Kopf getötet. Schett musste vor Gericht und wurde wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Nach eineinhalb Jahren wurde Schett vorzeitig entlassen.

Aus Sicht der Walder-Brüder, die einst am offenen Grab ihres Bruders Rache geschworen hatten, war das Urteil gegen Schett zu milde. Jahrzehntelang und letztlich bis zum Tod Schetts hat Bruder Hermann - meist nicht gerade zimperlich - auf verschiedenste Art und Weise dagegen gekämpft, dass der Tod seines Bruders in Vergessenheit gerät. Aufgelehnt hat er sich gegen die örtliche Bevölkerung genauso wie gegen die Behörden - nicht immer kam er dabei ohne Strafe davon. Auch nach dem Eklat am Montag wird Hermann Walder wieder mit einer Anzeige rechnen müssen.

Stefan Lindner, tirol.ORF.at

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