Nanopartikel bringen Medizin ins Ohr

Mit Hilfe von Nanopartikel, die Medikamente gezielt in das Innenohr transportieren, könnten Hörschäden besser therapiert werden. Am EU-Projekt „Nanoear“, das kürzlich beendete wurde, hat auch ein Team der Medizinischen Universität Innsbruck mitgearbeitet.

Das Innenohr ist ein geschlossenes und schwer zugängliches Organ. Schäden am Innenohr seien derzeit deshalb nur beschränkt therapierbar, so Anneliese Schrott-Fischer und Rudolf Glückert vom Forschungslabor für Innenohrbiologie der Innsbrucker HNO-Klinik.

Hörschäden schwer therapierbar

Bis 2050 könnte die Anzahl der Menschen mit einer Hörschädigung weltweit auf über 900 Millionen ansteigen, schätzt die WHO. Bisher sind viele Hörbeeinträchtigungen nicht therapierbar.

Durch die internationale Zusammenarbeit im Projekt „Nanoear“ konnten Nanopartikel entwickelt werden, die als Träger für Medikamente oder therapeutische DNA dienen. Damit können die Medikamente gezielt an bestimmte Zellen ins Innenohr transportiert und dort freigesetzt werden, erklärte Schrott-Fischer.

Noch seien die Partikel in einem Stadium, in dem sie noch nicht an Patienten angewendet werden können: „Aber mit dem Projekt haben wir den Grundstock dafür gelegt, dass die Partikel weiterentwickelt und auch in der Praxis eingesetzt werden können.“ Damit könnte man eine Reihe von vielversprechenden neuen Therapiemöglichkeiten für die Behandlung von Hörbeeinträchtigungen entwickeln.

Nanopartikel

Medizinische Universität Innsbruck (MUI)

Mit Hilfe von Nanopartikeln könnten in Zukunft Hörschäden therapiert werden. (grün=Nanopartikel, rot=Sinneshärchen)

Invitro-Modell aus Innsbruck

14 Universitäten aus elf Ländern

An dem Projekt haben 14 Universitäten und zehn Firmen aus elf Ländern mitgearbeitet. Koordiniert wurde die Forschungsarbeit von der Universität Tampere in Finnland. Das von der EU finanzierte Projekt hatte ein Volumen von 10,5 Millionen Euro.

Der Beitrag der Innsbrucker Forscher war die Entwicklung eines Invitro-Modells, mit dem die entwickelten Nanopartikel an Zellen und Organkulturen getestet werden konnten, so die Teamleiterin Schrott-Fischer. Dadurch konnte die Auswirkung der Partikel auf das lebende Gewebe erforscht werden.

Beteiligt an dem Projekt war auch das Tiroler Unternehmen MED-EL, das im Rahmen des Projektes eine Reihe von Applikationsinstrumenten für Nanopartikel entwickeln und patentieren konnte. „Darunter auch innovative Konzepte zur Wirkstoffapplikation über die Elektrode des Cochlea-Implantates“, erklärte Roland Hessler von MED-EL. Das Cochlea-Implantat ist eine Hörprothese für Gehörlose, deren Hörnerv noch funktioniert - mehr in Wikipedia: Cochlea-Implantat.

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