Stärkerer Klimawandel in Südtirol

In Südtirol findet der Klimawandel in verstärktem Ausmaß statt. Wie die Wissenschaftler der Europäischen Akademie im ersten Klimareport Südtirols feststellten, ist in Südtirol im europäischen Vergleich die Erwärmung überdurchschnittlich stark.

In Bozen hat sich in den letzten 30 Jahren die Durchschnittstemperatur um rund 1,5 Grad erhöht. Die Ernte von Äpfeln, von Wein und Obst hat sich zeitlich nach vorne verlagert, die Gletscher schwinden und der Permafrost taut. Starkregen hat Hochwasser und Murenabgänge zufolge und gleichzeitig macht im Sommer die Trockenheit zu schaffen.

Südtiroler Landschaft mit Weinanbau

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Die Landwirtschaft ist vom Klimawandel am stärksten betroffen

Trockenheit im Sommer droht

Marc Zebisch, Koordinator des Klimareport der European Academy of Bozen (EURAC) sagt, am empfindlichsten sei Südtirol bei der Wasserverfügbarkeit in Trockengebieten im Sommer. Besonders treffe das die Landwirtschaft und insbesondere Grünland, wo es keine Bewässerung gebe.

Marc Zebisch

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Marc Zebisch

Der erste Klimareport Südtirol zeigt unmissverständlich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpenregion. Bis zum Jahr 2050 wird die Temperatur bis 2,7 Grad angestiegen sein. Zebisch sagt, in Südtirol sei die Erwärmung überdurchschnittlich weil sie auch im Alpenraum überdurchschnittlich sei. Dafür gebe es verschiedene Gründe wie etwa den Rückgang der Schneebedeckung. Schnee reflektiere die Strahlung der Sonne, „Schnee ist die Sonnencreme der Erde“.

Viele Skigebiete müssen um ihre Zukunft bangen. Ohne Beschneiungsanlagen gäbe es schon lange keine Wintersaison mehr. Aber die steigenden Temperaturen vereiteln immer öfter auch die Herstellung von Kunstschnee.

Keine Katastrophe

Dennoch warnen Fachleute vor Panikmache und Katastrophenszenarien, von einer Katastrophe sei man weit entfernt. Bei allen negativen Auswirkungen könne der Klimawandel auch zum eigenen Vorteil genutzt werden, sagt Zebisch. So könnte der Sommertourismus profitieren und die Saison in den Frühling und Herbst verlängert werden, wie es auch schon jetzt geschehe.

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Südtirol wäre aufgrund seines Autonomiestatutes handlungsfähiger als andere Länder. Bislang fehlt in Südtirol eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Klimawandel auf der politischen Agenda. Der Klimareport könnte das ändern.