Klangspuren Schwaz mit politischen Statements

Die vom 6. bis 22. September stattfindenden Klangspuren Schwaz setzen in diesem Jahr auf „utopische Gegenwelten“ in Ibiza-Zeiten. Es ist das erste Festival unter der Leitung Reinhard Kagers.

Einen „Vertrauensschwund in die Werte des westlichen Lebens“ ortet Kager gegenwärtig insgesamt in Österreich, Deutschland, Frankreich oder den USA. „Und zwar nicht erst seit Ibiza“, nahm er bei einer Pressekonferenz Bezug auf die Video-Causa rund um Ex-FPÖ-Vizekanzler und -Parteichef Heinz-Christian Strache.

„Ein Festival darf angesichts der derzeitigen Vorgänge und Veränderungen jedenfalls nicht die Augen verschließen“, konstatierte der künstlerische Leiter.

Musikalischer Protest mit Improvisationsmusik

Die passende Musik für den angestrebten musikalischen Protest fand Kager unter anderem beim diesjährigen „Composer in Residence“, Mark Andre. Dieser spinne „keinen lautstarken Protest“, sondern entwerfe „fein durchdachte Klangwelten“. Klangwelten offenbar, die sich für Kager gut zur Erschaffung der mehrmals beschworenen „utopischen Gegenwelten“ zu eignen scheinen, in welchen „neue Horizonte“ eröffnet werden sollen. Deutlich nüchterner benannte diesbezüglich der angesprochene Mark Andre seine Musik als „Risse-Entfaltung der kompositorischen Zwischenräume“.

Politisch gedachte Musik bei Klangspuren Schwaz

Politisch konkretere Bezugnahmen darf man sich vom Komponisten Jorge Sánchez-Chiong erwarten. Sein etwa 15 Minuten kurzes Werk „Bill“ präsentiert unter anderem „zuverlässige Zahlen über Rüstungsausgaben“, wie Sánchez-Chiong festhielt. „Es ist schon politisch gedachte Musik, da ich viel Zeitung lese“, ergänzte er. Einen noch handfesteren Verweis auf politische Ereignisse erwartet die Zuhörer zudem bei der Komposition „anaptyxis“ von Olga Neuwirth, die die erste schwarz-blaue Regierung im Jahr 2000 als Kompositionsanlass nahm.

Kager bringt Neuerungen zum Festival

Kager hat sich dazu entschlossen, die neu forcierte Improvisationsschiene bei einem „Festival im Festival“ gebündelt zu präsentieren. Zu hören ist bei diesem unter anderem die amerikanische Harfenistin Zeena Parkins, welche die neue geschaffene Rolle als „Improviser in Residence“ ausfüllen wird. Zugegen in diesem Rahmen sind außerdem die deutsche Free-Jazz-Legende Peter Brötzmann oder der japanische Gitarrist und Turntable-Künstler Otomo Yoshihide.