Ein Südtiroler im EU-Parlament

Herbert Dorfmann wird als einziger Politiker aus Südtirol ins EU-Parlament einziehen. Insgesamt stellten sich 14 lokale Kandidaten der Wahl. Dorfmanns Partei, die Südtiroler Volkspartei (SVP), wertet das Ergebnis als erfolgreichen Wahlsieg.

In Südtirol sind die großen Überraschungen bei dieser Europawahl ausgeblieben. Zum dritten Mal wird der 50-jährige Eisacktaler Herbert Dorfmann im EU-Parlament sitzen. Mit 87.491 Südtiroler Vorzugstimmen hat er die erforderliche Hürde von 50.000 Stimmen deutlich übersprungen, die für Minderheitenparteien gilt.

Im gesamten Wahlkreis Nord-Ost-Italien erreichte der ausgebildete Agronom rund 100.000 Stimmen. Das sind rund 8.000 mehr als bei der Wahl 2014. „Ich bin müde aber glücklich, es ist ein tolles Ergebnis. Außerhalb von Südtirol war es schwierig gegen die Beliebtheit der Lega anzukämpfen, umso mehr freue ich mich über den Ausgang“, erklärte Herbert Dorfmann heute Morgen im Sitz der SVP.

Herbert Dorfmann

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Der neue und alte EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann

Wahlkampf mit Berlusconi

Als Minderheitenpartei ist die SVP mit Silvio Berlusconis Partei Forza Italia ins Rennen gegangen. Das Bündnis hat Herbert Dorfmann auf seinen über 150 Wahlkampfveranstaltungen viel Kritik eingebracht. Die Volkspartei hat in der umstrittenen Listenverbindung allerdings die „einzige Chance“ gesehen, in Brüssel überhaupt vertreten zu sein. Der von Kritikern prophezeite Stimmenverlust ist am Ende aber ausgeblieben. „Die Menschen haben offensichtlich verstanden, dass wir unabhängig von dieser Allianz eine eigene Linie fahren. Wir sehen das als Vertrauensbeweis für die nächsten fünf Jahre“, erklärte ein zufriedener SVP-Obmann Philipp Achammer.

Insgesamt holte die SVP 46,5 Prozent der Stimmen. Im Vergleich zur EU-Wahl vor fünf Jahren muss sie einen Verlust von 1,5 Prozentpunkten hinnehmen. Vor allem in den ländlichen Gemeinden konnte die SVP wieder punkten.

Philipp Achammer

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SVP-Obmann Philipp Achammer bei der Pressekonferenz am Sitz der Partei

Prominente Unterstützung

Im Wahlkampf hat Herbert Dorfmann auch auf prominente Unterstützung zählen können. Der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP) Manfred Weber hat Anfang Mai in Bozen Stimmung für sich und für Dorfmann gemacht. „Bei der Wahl des EU-Kommissionspräsidenten werde ich deshalb Manfred Weber unterstützen, schon morgen soll mit den Aussprachen begonnen werden. Der gefürchtete Rechtsdruck ist ausgeblieben, das ist eine gute Ausgangslage“, so Herbert Dorfmann. Er wolle im Europäischen Parlament weiterhin vor allem die Ziele der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino vorantreiben.

Hohe Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung war in Südtirol überraschend hoch. Mehr als 62 Prozent der Bürger haben ihre Stimme abgegeben. Das sind zehn Prozent mehr als bei der letzten Europawahl 2014. Der stimmenstärksten SVP folgten in Südtirol die rechtspopulistische Lega mit 17,5 Prozent und die Liste +Europa mit 11,2 Prozent. In Italien erreichte die Regierungspartei Lega mit 35 Prozent ein Rekordhoch. Damit verdoppelte sie ihre Stimmen gegenüber der Parlamentswahl im März 2018 und ist nun größte politische Kraft im Land.

Europawahl in Bozen

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Der Wahlsonntag in Bozen

Die sozialdemokratische PD (Partito Democratico), die bei der Parlamentswahl 2018 eine schwere Niederlage erlitten hatte und auf 18 Prozent gestürzt war, schafft es mit 22,2 Prozent auf Platz zwei. Die Fünf-Sterne-Bewegung muss sich mit 16,9 Prozent und dem dritten Platz begnügen. Die oppositionelle rechtskonservative Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi erreichte 8,7 Prozent der Stimmen.

Scheitern an der Vierprozenthürde

Außer Herbert Dorfmann scheiterten die Südtiroler Kandidaten an der Vierprozenthürde auf nationaler Ebene. Der Traum von Brüssel ist auch für Renate Holzeisen vom Team Köllensperger geplatzt. Die Bozner Rechtsanwältin hat mit über 23.743 Vorzugstimmen im Wahlkreis Nordosten ein persönliches Spitzenziel erreicht hat. Die Südtiroler Grünen erzielten mit ihrem Spitzenkandidaten Norbert Lantschner ein gutes Ergebnis. Mit fast neun Prozent der Stimmen, sind sie vierstärkste Kraft in Südtirol, für Brüssel hat es dennoch nicht gereicht.

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