Gletscher verlieren einen Meter Eisdicke im Jahr

Die Eisdicke der Gletscher in Österreich geht jährlich im Schnitt um einen Meter zurück. Das haben Forscher des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung in Innsbruck mit ihren Modellberechnungen ermittelt.

Bei ihren Modellberechnungen griffen die Forscher des Gebirgsforschungsinstituts der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf Daten und Messungen von 58 österreichischen Gletschern zurück. „Bisher wurde die Eismasse in erster Linie anhand der Gletscherfläche abgeschätzt“, erklärte ÖAW-Gebirgsforscher Kay Helfricht. Um aber herauszufinden, wie dick die Eisschicht an unterschiedlichen Stellen eines Gletschers ist, wurden etwa Höhenmodelle, Laserscans und punktuelle Messdaten ausgewertet. Daraus konnten laut dem Forscher die Eisdicke für alle Gletscher Österreichs möglichst realistisch ermittelt werden.

Plateau Gepatschferner

ÖAW/Martin Stocker-Waldhuber

Das Plateau des Gepatschferners in den Ötztaler Alpen

20 Prozent weniger Eismasse in zehn Jahren

Im Zeitraum zwischen 2006 und 2016 verloren die heimischen Gletscher laut den ÖAW-Berechnungen 20 Prozent ihrer Eismasse. Im Bereich der Gletscherzunge nehme die Eisdicke oft mehrere Meter pro Jahr ab, im Gipfelbereich gebe es dagegen kaum Verluste. Über alle Gletscherflächen gerechnet verschwinde im Schnitt jährlich ein Meter Eisdicke, erklärte Helfricht.

Der Forscher betonte, dass prozentuell gesehen die Eisdicke aktuell stärker abnehme als die Gletscherfläche. Das zeige sich besonders bei großen Gletschern wie dem Gepatschferner in den Ötztaler Alpen. Auf lange Sicht komme aber auch bei großen Gletschern der Punkt, an dem durch die abnehmende Eisdicke eine kritische Masse unterschritten werde. Dann beschleunige sich der Gletscherschwund auch flächenmäßig, so die Prognosen.

Taschachferner

ÖAW/Kay Helfricht

Die Gletscherzunge des Taschachferners im Pitztal

Modellberechnungen für künftige Gletscherseen

Die Berechnungen der Innsbrucker Gebirgsforscher sollen in weiterer Folge dazu beitragen, Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen besser einschätzen zu können. Dazu gehöre der Wasserabfluss, aber auch die Entwicklung von künftigen Gletscherseen. Solche Seen können sich in Geländekesseln oder anderen Vertiefungen bilden, die derzeit noch unter dem Eis liegen. Entsprechende Geländemodelle sollen dazu beitragen, mögliche Gefahren durch das aufgestaute Wasser zu erkennen.

Link.