Herzpatienten müssen weniger oft ins Spital

Eine positive Bilanz haben die Verantwortlichen des Projekts „HerzMobil Tirol“ gezogen. Es müssen deutlich weniger Patienten, die an einer Herzinsuffizienz leiden, zurück ins Spital. Auch die Sterblichkeit unter den Patienten dürfte geringer sein.

Bei einer Herzinsuffizienz kann das Herz nicht genug Blut durch den Körper pumpen. Oft ist das die Folge eines überstandenen Herzinfarkts. Vor dem Beginn des Projekts musste laut internationalen Studien jeder zweite Patient im ersten halben Jahr zurück in das Krankenhaus. Bei den Teilnehmern von „HerzMobil Tirol“ ist es nur jeder Vierte. Gestartet wurde das Projekt vor sechs Jahren, seit 2017 ist es Teil der regulären Versorgung. Mittlerweile wurde es auf fünf Tiroler Bezirke ausgedehnt. Bis Ende 2020/Anfang 2021 soll das Projekt auf ganz Tirol ausgeweitet sein.

Projekt macht Schule

Das Projekt es scheint ein „Exportschlager“ zu werden: In der Steiermark gebe es bereits eine ähnliche Struktur, sagt der ärztliche Leiter Gerhard Pölzl - und in Deutschland sei ein Zentrum für Telemedizin im Entstehen, das sich an „HerzMobil Tirol“ orientiere. Der Bedarf dürfte nicht geringer werden: Die Verbreitung von Herzinsuffizienz nehme immer mehr zu - zum einen, weil immer mehr Menschen Herzinfarkte und dergleichen zwar überleben, aber „der Schaden“ am Herz bleibe trotzdem, so Pölzl. Zum anderen komme die zunehmende Alterung der Gesellschaft zum Tragen, die die Zahl von Herzinsuffizienzen ansteigen lasse.

Gruppenbild anlässlich der Bilanz

LIV/Pfeifer

v.l. LR Bernhard Tilg, Clemens Rissbacher (Vorstand Landesinstitut für Integrierte Versorgung), ehemaliger Patient HerzMobil Tirol Alois Kreidl, OA Dr. Wilhelm Grander (Kardiologie/ Intensivmedizin LKH Hall), Bettina Fetz (Koordinatorin HerzMobil Tirol), Prof. Gerhard Pölzl (Leiter des Herzinsuffizienz-Programms in Tirol)

Die Patienten erhalten nach ihrem Krankenhausaufenthalt eine Tasche mit Waage, Blutdruckgerät und ein eigens programmiertes Smartphone mit spezieller Handy-App. Letzteres hilft ihnen, ihre Gesundheitsparameter an das Betreuungsteam zu übertragen. Befindlichkeit, Puls, Blutdruck, Gewicht sowie die Einnahme der Medikamente sind durch wenige Klicks direkt bei der spezialisierten Pflege.

Patienten bekommen mehr Bewegungsfreiheit

Die Folgen sind eine offenbar deutliche Stärkung der Selbstsicherheit und des Selbstmanagements. „Dadurch gewinnt der Patient Lebensmut und Bewegungsfreiheit zurück“, zeigte sich Bettina Fetz, Koordinatorin von „HerzMobil Tirol“ überzeugt und fügte hinzu: „Er kann sichergehen, dass sein Umgang mit der Erkrankung, sein Lebensstil, seine Essgewohnheiten sowie seine Bewegungseinheiten optimal auf seine Bedürfnisse und die seiner Erkrankung abgestimmt sind. Dieses neuartige Behandlungsmodell schafft nur Gewinner im System“.